II, 41. Graf Szápáry an Grafen Berchtold, 25. Juli 1914

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Telegramm Nr. 182


P e t e r s b u r g , den 25. Juli 1914            
Aufg. 12 Uhr 45 M. a. m.            
Eingetr. 12 Uhr 5 M. p. m. 26./7.            


C h i f f r e


Mein italienischer Kollege ist angeblich noch immer ohne Instruktion, betreffend Stellungnahme zum Ultimatum. Wie ich höre, hat er heute Minister des Äußern aufgesucht, was mir darauf zu deuten scheint, daß er dennoch im Besitze von Weisungen ist, von denen er aber Dreibundkollegen nichts mitteilen will.

Marquis Carlotti erzählt eben deutschen Kollegen, Herr Sazonow habe gar nicht mehr so sehr auf Europäisierungsvorschlag insistiert. Italienischer Botschafter will Eindruck haben, daß sowoh1 England als Frankreich von europäischer Aktion nicht viel wissen wollen und hier eher auf Lokalisierung drängen sollen. Letzteres schwer kontrollierbar.

Rumänischer Gesandter, der mich eben aufsuchte, zeigte sich besorgt und sagte mir, Sazonow äußere sich dahin, er habe zwar friedliche Intentionen, fürchte aber »d'être débordé dans cette affaire«. Ich erwiderte, wenn russische Regierung den Frieden wolle, werde sie ihn auch erhalten können. Herr Diamandi schien hauptsächlich erpicht, zu erfahren, ob ich einen Kompromiß mit Serbien für möglich halte.

Sowohl in diplomatischen wie in russischen Kreisen werden mit großer Bestimmtheit Nachrichten über die militärischen Maßnahmen Rußlands kolportiert. Ebenso sensationelle Nachrichten über den heutigen Ministerrat in Krasnoje Selo.

Auch die Presse scheint mir heute abends zum ersten Male freier losgelassen. Bisher war öffentliche Meinung vollkommen gleichgültig. Ob dies alles Begleitmusik zu unsere Entschließungen retardieren sollenden russischen Demarchen oder ob ernsterer Hintergrund vorhanden, ist eine offene Frage. So viel läßt sich sagen, daß Stimmung heute verschlechtert, und Lage als verschärft angesehen wird.



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