II, 86. Herr von Mérey an Grafen Berchtold, 28. Juli 1914: Difference between revisions

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     Nach meiner Kenntnis der hiesigen Situation und auf Grund meiner gestrigen Unterredung mit Herrn Biancherie (vide mein Telegramm Nr. 541 vom 26. 1. M.<ref>Siehe [[II, 50. Herr von Mérey an Grafen Berchtold, 26. Juli 1914|II, Nr. 50]].    (Zurück)</ref>) glaube ich, vor einer mißverständlichen oder allzu optimistischen Auffassung der den Gegenstand des Telegrammes Nr. 887 vom 26. 1. M.<ref>Siehe [[II, 51. Graf Berchtold an die k. u. k. Botschafter in Rom und Berlin, 26. Juli 1914|II, Nr. 51]].   (Zurück) </ref> bildenden Demarche des italienischen Botschafters warnen zu sollen.  
     Nach meiner Kenntnis der hiesigen Situation und auf Grund meiner gestrigen Unterredung mit Herrn Biancherie (vide mein Telegramm Nr. 541 vom 26. 1. M.<ref>Siehe [[II, 50. Herr von Mérey an Grafen Berchtold, 26. Juli 1914|II, Nr. 50]].    </ref>) glaube ich, vor einer mißverständlichen oder allzu optimistischen Auffassung der den Gegenstand des Telegrammes Nr. 887 vom 26. 1. M.<ref>Siehe [[II, 51. Graf Berchtold an die k. u. k. Botschafter in Rom und Berlin, 26. Juli 1914|II, Nr. 51]].     </ref> bildenden Demarche des italienischen Botschafters warnen zu sollen.  
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Latest revision as of 12:55, 11 June 2009

WWI Archive > Dokumente zum Kriegsausbruch > II, 86. Herr von Mérey an Grafen Berchtold, 28. Juli 1914



Telegramm Nr. 547


R o m , den 28. Juli 1914            
Aufg. 1 Uhr 30 M. a. m.            
Eingetr. 12 Uhr 30 M. p. m.            


C h i f f r e   —   G e h e i m


Nach meiner Kenntnis der hiesigen Situation und auf Grund meiner gestrigen Unterredung mit Herrn Biancherie (vide mein Telegramm Nr. 541 vom 26. 1. M.[1]) glaube ich, vor einer mißverständlichen oder allzu optimistischen Auffassung der den Gegenstand des Telegrammes Nr. 887 vom 26. 1. M.[2] bildenden Demarche des italienischen Botschafters warnen zu sollen.

Dieselbe hat offenbar in erster Linie, um nicht zu sagen ausschließlich, der Ankündigung der Kompensationsansprüche gegolten, und die daran geknüpfte freundliche, übrigens sehr vage und unverbindliche Phrase war wohl nur eine captatio benevolentiae.

Die teilweise überschwengliche Quittierung der letzteren bei gleichzeitiger Vermeidung der Diskussion über das schwierige Thema erscheint mir bedenklich, da sie italienischerseits entweder als eine stillschweigende Zustimmung oder dahin interpretiert werden könnte, daß wir selbst mit militärischem Konflikt nicht rechnen und daher die Kompensationsfrage als gegenstandslos betrachten.

Charakteristischerweise ist die Nachricht über die bundesfreundliche Äußerung Italiens nur von Wien in die hiesigen Journale gelangt, während sie von der Consultà der Presse bisher vorenthalten wurde.

Mein ceterum censeo ist, Kompensationsansprüche rundweg in Abrede zu stellen und uns ja in keine heiklen Verhandlungen oder Engagements einzulassen. Gegenteiligenfalls würden wir Italien die Rolle eines Mannes einräumen, der seinem in die Donau gestürzten Freund sagen würde: »Ich ziehe dich nicht heraus. Wenn du dir aber aus eigener Kraft heraushilfst, dann müßtest du mir eine Entschädigung geben.«




  1. Siehe II, Nr. 50.
  2. Siehe II, Nr. 51.



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