II, 89. Graf Berchtold an Grafen Mensdorff in London, 28. Juli 1914: Difference between revisions

From World War I Document Archive
Jump to navigation Jump to search
No edit summary
mNo edit summary
 
(2 intermediate revisions by the same user not shown)
Line 4: Line 4:


<center>
<center>
Graf Berchtold an Grafen Mensdorff in London<ref>Die Fassung im Österreichisch-ungarischen Rotbuch, Nr. 30.    (Zurück)
Graf Berchtold an Grafen Mensdorff in London<ref>Die Fassung im Österreichisch-ungarischen Rotbuch, Nr. 30.     
</ref></center>
</ref></center>


Line 17: Line 17:


<center>
<center>
T e l e g r a m m   i n   Z i f f e r n</center>
T e l e g r a m m &nbsp;  i n &nbsp; Z i f f e r n</center>




<blockquote>
<blockquote>
     Euer Exzellenz Telegramm, Nr. 113 vom 27. 1. M.<ref>Siehe II, Nr. 71.   (Zurück)</ref>
     Euer Exzellenz Telegramm, Nr. 113 vom 27. 1. M.<ref>Siehe [[II, 71. Graf Mensdorff an Grafen Berchtold, 27. Juli 1914|II, Nr. 71]]. </ref>
</blockquote>
</blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
     Da wir das größte Gewicht darauf legen, daß Sir Edward Grey unser Vorgehen gegen Serbien im allgemeinen und speziell unsere Ablehnung der serbischen Antwort in unparteiischer Weise würdige, ersuche ich Euer Exzellenz, Gelegenheit zu nehmen, dem Herrn Staatssekretär das Ihnen auf dem Postwege übermittelte Dossier im Detail und unter Hervorhebung der besonders markanten Stellen auseinanderzusetzen; in demselben Sinne wollen Euer Exzellenz die kritischen Bemerkungen zu der serbischen Note (Text der Note — mit unseren Bemerkungen versehen<ref>Siehe II, Nr. 96.   (Zurück) </ref> — ist gestern an Euer Exzellenz per Post abgegangen) mit Sir Edward Grey durchsprechen und ihm darlegen, daß das serbische Entgegenkommen nur ein scheinbares war, bestimmt, Europa zu täuschen, und für die Zukunft keinerlei Garantie geboten hat.
     Da wir das größte Gewicht darauf legen, daß Sir Edward Grey unser Vorgehen gegen Serbien im allgemeinen und speziell unsere Ablehnung der serbischen Antwort in unparteiischer Weise würdige, ersuche ich Euer Exzellenz, Gelegenheit zu nehmen, dem Herrn Staatssekretär das Ihnen auf dem Postwege übermittelte Dossier im Detail und unter Hervorhebung der besonders markanten Stellen auseinanderzusetzen; in demselben Sinne wollen Euer Exzellenz die kritischen Bemerkungen zu der serbischen Note (Text der Note — mit unseren Bemerkungen versehen<ref>Siehe [[II, 96. Zirkularerlaß an alle Missionen, 28. Juli 1914|II, Nr. 96]]. </ref> — ist gestern an Euer Exzellenz per Post abgegangen) mit Sir Edward Grey durchsprechen und ihm darlegen, daß das serbische Entgegenkommen nur ein scheinbares war, bestimmt, Europa zu täuschen, und für die Zukunft keinerlei Garantie geboten hat.
</blockquote>
</blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
     Da die serbische Regierung wußte, daß uns nur eine   v o r b e h a l t l o s e   Annahme unserer Forderungen befriedigen könne, ist die serbische Taktik klar zu durchschauen: Serbien akzeptierte, um Eindruck auf die europäische Öffentlichkeit zu machen, mit allerlei Vorbehalten eine Anzahl unserer Forderungen, darauf bauend, daß es nicht in die Lage kommen werde, seine Zusagen zu erfüllen. Ein Hauptgewicht bei Ihrer Konversation mit Sir Edward Grey wollen Euer Exzellenz auf den Umstand legen, daß die allgemeine Mobilisierung der serbischen Armee für den 25. nachmittags 3 Uhr angeordnet wurde, während die Beantwortung unserer Note erst knapp vor Ablauf der Frist, das heißt wenige Minuten vor 6 Uhr erfolgte. Wir hatten vorher keine militärischen Vorbereitungen getroffen, wurden aber durch die serbische Mobilisierung zu denselben in großem Ausmaße gezwungen.</blockquote>
     Da die serbische Regierung wußte, daß uns nur eine &nbsp; v o r b e h a l t l o s e &nbsp;  Annahme unserer Forderungen befriedigen könne, ist die serbische Taktik klar zu durchschauen: Serbien akzeptierte, um Eindruck auf die europäische Öffentlichkeit zu machen, mit allerlei Vorbehalten eine Anzahl unserer Forderungen, darauf bauend, daß es nicht in die Lage kommen werde, seine Zusagen zu erfüllen. Ein Hauptgewicht bei Ihrer Konversation mit Sir Edward Grey wollen Euer Exzellenz auf den Umstand legen, daß die allgemeine Mobilisierung der serbischen Armee für den 25. nachmittags 3 Uhr angeordnet wurde, während die Beantwortung unserer Note erst knapp vor Ablauf der Frist, das heißt wenige Minuten vor 6 Uhr erfolgte. Wir hatten vorher keine militärischen Vorbereitungen getroffen, wurden aber durch die serbische Mobilisierung zu denselben in großem Ausmaße gezwungen.</blockquote>





Latest revision as of 12:57, 11 June 2009

WWI Archive > Dokumente zum Kriegsausbruch > II, 89. Graf Berchtold an Grafen Mensdorff in London, 28. Juli 1914



Graf Berchtold an Grafen Mensdorff in London[1]


Telegramm Nr. 178


W i e n , den 28. Juli 1914            
Chiffr. 12 Uhr 40 M. p. m.            


T e l e g r a m m   i n   Z i f f e r n


Euer Exzellenz Telegramm, Nr. 113 vom 27. 1. M.[2]

Da wir das größte Gewicht darauf legen, daß Sir Edward Grey unser Vorgehen gegen Serbien im allgemeinen und speziell unsere Ablehnung der serbischen Antwort in unparteiischer Weise würdige, ersuche ich Euer Exzellenz, Gelegenheit zu nehmen, dem Herrn Staatssekretär das Ihnen auf dem Postwege übermittelte Dossier im Detail und unter Hervorhebung der besonders markanten Stellen auseinanderzusetzen; in demselben Sinne wollen Euer Exzellenz die kritischen Bemerkungen zu der serbischen Note (Text der Note — mit unseren Bemerkungen versehen[3] — ist gestern an Euer Exzellenz per Post abgegangen) mit Sir Edward Grey durchsprechen und ihm darlegen, daß das serbische Entgegenkommen nur ein scheinbares war, bestimmt, Europa zu täuschen, und für die Zukunft keinerlei Garantie geboten hat.

Da die serbische Regierung wußte, daß uns nur eine   v o r b e h a l t l o s e   Annahme unserer Forderungen befriedigen könne, ist die serbische Taktik klar zu durchschauen: Serbien akzeptierte, um Eindruck auf die europäische Öffentlichkeit zu machen, mit allerlei Vorbehalten eine Anzahl unserer Forderungen, darauf bauend, daß es nicht in die Lage kommen werde, seine Zusagen zu erfüllen. Ein Hauptgewicht bei Ihrer Konversation mit Sir Edward Grey wollen Euer Exzellenz auf den Umstand legen, daß die allgemeine Mobilisierung der serbischen Armee für den 25. nachmittags 3 Uhr angeordnet wurde, während die Beantwortung unserer Note erst knapp vor Ablauf der Frist, das heißt wenige Minuten vor 6 Uhr erfolgte. Wir hatten vorher keine militärischen Vorbereitungen getroffen, wurden aber durch die serbische Mobilisierung zu denselben in großem Ausmaße gezwungen.




  1. Die Fassung im Österreichisch-ungarischen Rotbuch, Nr. 30.
  2. Siehe II, Nr. 71.
  3. Siehe II, Nr. 96.



WWI Archive > Dokumente zum Kriegsausbruch > II, 89. Graf Berchtold an Grafen Mensdorff in London, 28. Juli 1914