II, 92. Graf Mensdorff an Grafen Berchtold, 28. Juli 1914: Difference between revisions

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Telegramm Nr. 116




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Aufg. 7 Uhr 37 M. p. m. &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp;<br>
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    Ich habe soeben Mr. Tyrrell gesprochen.
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    Er bezeichnet als hoffnungsvollstes Symptom, daß zwischen Wien und Petersburg direkte Besprechungen stattfinden. Sir Edward Grey würde es nur begrüßen, wenn dieselben zu befriedigendem Abschlusse gelangen.
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    Bezüglich der Anregung Greys sagte Tyrrell, Staatssekretär bedaure eigentlich, das Wort »Konferenz« gebraucht zu haben. Was ihm vorschwebte, sei Gedankenaustausch zwischen ihm und den drei Botschaftern.
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    Ich brachte meinen Mitredner dazu, nochmals zu bestätigen, daß Sir Edward Grey von Anfang an auf Standpunkt steht, daß Differenz zwischen uns und Serbien eine Sache für sich sei; erst Differenz zwischen uns und Rußland Dazwischenkunft der Mächte erheische, um große Kalamitäten zu verhindern.
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    Auf meine Bemerkung, daß auch, nachdem Feindseligkeiten zwischen der Monarchie und Serbien ausgebrochen sein sollten, es doch möglich sein müßte, Rußland zu bewegen, nicht zu intervenieren, meinte er, »Serbien hat offenbar nur unter Druck Rußlands so weit nachgegeben, als es getan hat. Wenn die Mächte intervenieren sollen, um Rußland zu veranlassen, ruhig zu bleiben, so muß Wien denselben Material liefern, das in Petersburg verwertet werden kann«.
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    Ich habe meinen russischen, deutschen und italienischen Kollegen gesprochen, die alle Hoffnung in direkte Verhandlungen zwischen Wien und Petersburg setzen; wenn nur nichts Irreparables geschähe, wie Einmarsch in Serbien, weil dann unberechenbar, wozu die russische Regierung gegen ihren Willen von öffentlicher Meinung getrieben werden kann.
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    Italienischer Botschafter hat Instruktion, jede Demarche im Interesse des Friedens zu unterstützen, über die deutsche und englische Regierung einig sind.
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WWI Archive > Dokumente zum Kriegsausbruch > II, 92. Graf Mensdorff an Grafen Berchtold, 28. Juli 1914



Telegramm Nr. 116


L o n d o n , den 28. Juli 1914            
Aufg. 7 Uhr 37 M. p. m.            
Eingetr. 9 Uhr • / . a. m. 29/7.            


C h i f f r e


Ich habe soeben Mr. Tyrrell gesprochen.

Er bezeichnet als hoffnungsvollstes Symptom, daß zwischen Wien und Petersburg direkte Besprechungen stattfinden. Sir Edward Grey würde es nur begrüßen, wenn dieselben zu befriedigendem Abschlusse gelangen.

Bezüglich der Anregung Greys sagte Tyrrell, Staatssekretär bedaure eigentlich, das Wort »Konferenz« gebraucht zu haben. Was ihm vorschwebte, sei Gedankenaustausch zwischen ihm und den drei Botschaftern.

Ich brachte meinen Mitredner dazu, nochmals zu bestätigen, daß Sir Edward Grey von Anfang an auf Standpunkt steht, daß Differenz zwischen uns und Serbien eine Sache für sich sei; erst Differenz zwischen uns und Rußland Dazwischenkunft der Mächte erheische, um große Kalamitäten zu verhindern.

Auf meine Bemerkung, daß auch, nachdem Feindseligkeiten zwischen der Monarchie und Serbien ausgebrochen sein sollten, es doch möglich sein müßte, Rußland zu bewegen, nicht zu intervenieren, meinte er, »Serbien hat offenbar nur unter Druck Rußlands so weit nachgegeben, als es getan hat. Wenn die Mächte intervenieren sollen, um Rußland zu veranlassen, ruhig zu bleiben, so muß Wien denselben Material liefern, das in Petersburg verwertet werden kann«.

Ich habe meinen russischen, deutschen und italienischen Kollegen gesprochen, die alle Hoffnung in direkte Verhandlungen zwischen Wien und Petersburg setzen; wenn nur nichts Irreparables geschähe, wie Einmarsch in Serbien, weil dann unberechenbar, wozu die russische Regierung gegen ihren Willen von öffentlicher Meinung getrieben werden kann.

Italienischer Botschafter hat Instruktion, jede Demarche im Interesse des Friedens zu unterstützen, über die deutsche und englische Regierung einig sind.



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