III, 1. Graf Berchtold an die k. u. k. Botschafter in Rom und Berlin, 28. Juli 1914

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Graf Berchtold an die k. u. k. Botschafter in Berlin und Rom[1].


Telegramm


W i e n , den 29. Juli 1914            
Chiffr. 1 Uhr a. m. 30./7.            


Adresse
1. Graf   S z ö g y é n y   in Berlin, Nr. 291.

2. Herr   v o n   M é r e y   in Rom, Nr. 904.


T e l e g r a m m   i n   Z i f f e r n


I


Herr von Tschirschky hat mir soeben mitgeteilt, der russische Botschafter sage ihm, er habe von seiner Regierung die Verständigung erhalten, daß die Militärbezirke von Kiew, Odessa, Moskau und Kasan mobilisiert würden. Rußland sei in seiner Ehre als Großmacht gekränkt und genötigt, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die russische Mobilisierung wird von unseren galizischen Korpskommandanten bestätigt und wurde, einer Meldung des k. u. k. Militärattaches zufolge, heute auch von Herrn Sazanow dem deutschen Botschafter gegenüber nicht mehr geleugnet.

Ich ersuche Euer Exzellenz, vorstehendes unverzüglich zur Kenntnis der deutschen Regierung zu bringen und hiebei zu betonen, daß, wenn die russischen Mobilisierungmaßnahmen nicht ohne Säumen eingestellt werden, unsere allgemeine Mobilisierung aus militärischen Gründen unverzüglich veranlaßt werden muß.

Als letzten Versuch, den europäischen Krieg hintanzuhalten, hielte ich es für wünschenswert, daß unser und der deutsche Vertreter in St. Petersburg, eventuell auch in Paris, sogleich angewiesen werden, den dortigen Regierungen in freundschaftlicher Weise zu erklären, daß die Fortsetzung der russischen Mobilisierung Gegenmaßregeln in Deutschland und Österreich-Ungarn zur Folge hätte, die zu ernsten Konsequenzen führen müßten.

Euer Exzellenz wollen hinzufügen, daß wir uns selbstverständlich in unserer kriegerischen Aktion in Serbien nicht beirren lassen werden.

Die k. u. k. Botschafter in St. Petersburg und Paris erhalten unter einem die Weisung, die vorerwähnte Erklärung abzugeben[2] sobald ihr deutscher Kollege analoge Instruktionen erhält.

Wir überlassen es der deutschen Regierung, ob Italien von diesem Schritte zu verständigen wäre. Herr von Merey erhält für jeden Fall eine Abschrift dieses Telegrammes mit der Weisung, die italienische Regierung zu informieren, sobald deutscher Botschafter hiezu beauftragt wird.


2


Ich telegraphiere nachstehendes an Grafen Szögyény:


(Folgt Telegramm sub 1 )


»Herr von Tschirschky . . .«  bis »beauftragt wird.« Vorstehendes zu Euer Exzellenz Information und Mitteilung an Marquis di San Giuliano, sobald deutscher Botschafter analoge Weisung erhält.




  1. Vgl. die Fassung im Österreichisch-ungarischen Rotbuch, Nr. 48. (Zurück)
  2. Siehe III, Nr. 15 (Zurück)



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