III, 147. Immediatvortrag des Grafen Berchtold, 5. August 1914: Difference between revisions

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W i e n ,  den 5. August 1914</p>         




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    Nachdem der Krieg zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich und England bereits begonnen hat, erscheint es für die Monarchie nicht mehr tunlich, die diplomatischen Beziehungen mit der französischen und großbritannischen Regierung aufrechtzuerhalten und ihnen nicht ebenfalls den Krieg zu erklären.
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    Ich wage es, daher Eure Majestät zu bitten, mir allergnädigst die prinzipielle Ermächtigung erteilen zu wollen, nach gepflogenem Einvernehmen mit dem Armeeoberkommando Euer Majestät die alleruntertänigst im Entwurf angeschlossene Kriegserklärung<ref>Liegt nicht bei.    (Zurück)</ref> an die französische Regierung zu richten und eine im gleichen Sinne gehaltene Kriegserklärung auch an die großbritannische Regierung gelangen zu lassen, sobald dies seitens des Armeeoberkommandos für tunlich erachtet wird.
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    Mit Rücksicht darauf, daß die Feindseligkeiten im Mittelmeer zwischen deutschen und englischen Schiffen schon begonnen haben  —  der Kreuzer »Goeben« wird in Messina von 4 großen englischen Kreuzern blockiert  — ,  kann es auch ohne Kriegserklärung demnächst zu einem Kampfe unserer Schiffe mit englischen kommen.
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    Der deutsche Reichskanzler hat mich heute durch Grafen Szögyény dringendst ersuchen lassen, die Kriegserklärung an Frankreich und England sobald als möglich abgehen zu lassen. Mit Rücksicht auf die Erhaltung der bundesfreundlichen Stimmung im Deutschen Reiche halte ich es für sehr notwendig, daß wir in jeder Hinsicht gleichmäßig mit der deutschen Regierung vorgehen und nicht in der deutschen Öffentlichkeit den Argwohn aufkommen lassen, als wollten wir die Erfüllung unserer Bundespflicht verzögern.</blockquote>
<center>  In tiefster Ehrfurcht</center>
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Revision as of 22:44, 1 April 2009

WWI Archive > Dokumente zum Kriegsausbruch > III, 147. Immediatvortrag des Grafen Berchtold, 5. August 1914



W i e n , den 5. August 1914


Nachdem der Krieg zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich und England bereits begonnen hat, erscheint es für die Monarchie nicht mehr tunlich, die diplomatischen Beziehungen mit der französischen und großbritannischen Regierung aufrechtzuerhalten und ihnen nicht ebenfalls den Krieg zu erklären.

Ich wage es, daher Eure Majestät zu bitten, mir allergnädigst die prinzipielle Ermächtigung erteilen zu wollen, nach gepflogenem Einvernehmen mit dem Armeeoberkommando Euer Majestät die alleruntertänigst im Entwurf angeschlossene Kriegserklärung[1] an die französische Regierung zu richten und eine im gleichen Sinne gehaltene Kriegserklärung auch an die großbritannische Regierung gelangen zu lassen, sobald dies seitens des Armeeoberkommandos für tunlich erachtet wird.

Mit Rücksicht darauf, daß die Feindseligkeiten im Mittelmeer zwischen deutschen und englischen Schiffen schon begonnen haben — der Kreuzer »Goeben« wird in Messina von 4 großen englischen Kreuzern blockiert — , kann es auch ohne Kriegserklärung demnächst zu einem Kampfe unserer Schiffe mit englischen kommen.

Der deutsche Reichskanzler hat mich heute durch Grafen Szögyény dringendst ersuchen lassen, die Kriegserklärung an Frankreich und England sobald als möglich abgehen zu lassen. Mit Rücksicht auf die Erhaltung der bundesfreundlichen Stimmung im Deutschen Reiche halte ich es für sehr notwendig, daß wir in jeder Hinsicht gleichmäßig mit der deutschen Regierung vorgehen und nicht in der deutschen Öffentlichkeit den Argwohn aufkommen lassen, als wollten wir die Erfüllung unserer Bundespflicht verzögern.


In tiefster Ehrfurcht




  1. Liegt nicht bei. (Zurück)



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