III, 38. Herr von Mérey an Grafen Berchtold, 30. Juli 1914: Difference between revisions

From World War I Document Archive
Jump to navigation Jump to search
No edit summary
mNo edit summary
 
Line 13: Line 13:


<center>
<center>
C h i f f r e     G e h e i m</center>
C h i f f r e &nbsp; &nbsp;  G e h e i m</center>




Line 20: Line 20:
</blockquote>
</blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
     Da der Dreibund rein defensiven Charakter habe, wir durch unser violentes Vorgehen gegen Serbien die europäische Konflagration provoziert und überdies uns nicht mit hiesiger Regierung vorher ins Einvernehmen gesetzt hätten, habe Italien  k e i n e   V e r p f l i c h t u n g ,   an dem Kriege teilzunehmen. Damit sei aber nicht gesagt, daß Italien bei Eintritt dieser Eventualität sich nicht die Frage stellen werde, ob es seinen Interessen besser entspreche, sich militärisch an unsere Seite zu stellen oder neutral zu bleiben. Er persönlich neige mehr der ersteren Alternative zu und halte dieselbe auch für die wahrscheinlichere, vorausgesetzt, daß Italiens Interessen am Balkan dabei gewahrt werden, und daß wir nicht dort Veränderungen anstreben, welche uns eine Vormachtstellung  —  zum Schaden Italiens  —  einräumen würden.</blockquote>
     Da der Dreibund rein defensiven Charakter habe, wir durch unser violentes Vorgehen gegen Serbien die europäische Konflagration provoziert und überdies uns nicht mit hiesiger Regierung vorher ins Einvernehmen gesetzt hätten, habe Italien  &nbsp;k e i n e &nbsp; V e r p f l i c h t u n g , &nbsp; an dem Kriege teilzunehmen. Damit sei aber nicht gesagt, daß Italien bei Eintritt dieser Eventualität sich nicht die Frage stellen werde, ob es seinen Interessen besser entspreche, sich militärisch an unsere Seite zu stellen oder neutral zu bleiben. Er persönlich neige mehr der ersteren Alternative zu und halte dieselbe auch für die wahrscheinlichere, vorausgesetzt, daß Italiens Interessen am Balkan dabei gewahrt werden, und daß wir nicht dort Veränderungen anstreben, welche uns eine Vormachtstellung  —  zum Schaden Italiens  —  einräumen würden.</blockquote>





Latest revision as of 16:59, 15 May 2009

WWI Archive > Dokumente zum Kriegsausbruch > III, 38. Herr von Mérey an Grafen Berchtold, 30. Juli 1914



Telegramm Nr. 560


R o m , den 30. Juli 1914           
Aufg. 2 Uhr 30 M. a. m.           
Eingetr. 9 Uhr • / . a. m.           


C h i f f r e   —   G e h e i m


Spontan erörterte heute Minister des Äußern die Haltung Italiens im Falle eines europäischen Krieges.

Da der Dreibund rein defensiven Charakter habe, wir durch unser violentes Vorgehen gegen Serbien die europäische Konflagration provoziert und überdies uns nicht mit hiesiger Regierung vorher ins Einvernehmen gesetzt hätten, habe Italien  k e i n e   V e r p f l i c h t u n g ,   an dem Kriege teilzunehmen. Damit sei aber nicht gesagt, daß Italien bei Eintritt dieser Eventualität sich nicht die Frage stellen werde, ob es seinen Interessen besser entspreche, sich militärisch an unsere Seite zu stellen oder neutral zu bleiben. Er persönlich neige mehr der ersteren Alternative zu und halte dieselbe auch für die wahrscheinlichere, vorausgesetzt, daß Italiens Interessen am Balkan dabei gewahrt werden, und daß wir nicht dort Veränderungen anstreben, welche uns eine Vormachtstellung — zum Schaden Italiens — einräumen würden.



WWI Archive > Dokumente zum Kriegsausbruch > III, 38. Herr von Mérey an Grafen Berchtold, 30. Juli 1914