III, 77. Herr Otto an Grafen Berchtold, 31. Juli 1914

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Telegramm Nr. 208


C e t i n j e , den 31 Juli 1914
C a t t a r o , Aufg. 11 Uhr 30 M. a. m. 1./8.
Eingetr. 9 Uhr • / . a. m. 2./8.


C h i f f r e


Neutralität Montenegros.

Erhalten Euer Exzellenz Telegramm Nr. 152 vom 31. v. M.[1], welches ich auch als Antwort auf Telegramm vom 30. v. M., Nr. 199, auffasse[2]:

Obiges Telegramm ist mir aus Cattaro heute früh 11 Uhr per Automobilkurier zugekommen. Als mich nach der selbstverständlich sofort erfolgten Dechiffrierung desselben zum Minister des Äußern begab, hatte, wie mir Minister des Äußern sagte, die bloß für eine Sitzung einberufene Skupschtina bereits eine von oppositioneller Seite eingebrachte Motion angenommen, wonach Montenegro in den Krieg einzutreten, beziehungsweise den serbischen Brüdern zu Hilfe zu kommen hätte, »ferner habe Skupschtina der Regierung das Vertrauen votiert und ihr freie Hand gegeben«. Ich äußerte mich sohin im Sinne des zitierten Telegrammes, worüber Minister des Äußern Notizen machte.

Er erwiderte mir, er würde sofort Seiner Majestät dem König über meine Mitteilungen Meldung erstatten und mir morgen Antwort erteilen.

Ich machte ihn meinerseits nachdrücklich darauf aufmerksam, daß ich eine absolut klare Antwort erwarte, ob Montenegro angesichts der ihm — dem Minister — eben gemachten Eröffnungen und ohne Rücksicht auf das heutige Votum der Skupschtina sich in unserem Konflikt mit Serbien auch dann strikt neutral verhalten werde, wenn Rußland kriegerisch eingreifen sollte.

Sobald mir die versprochene Antwort vorliegen wird, werde ich in der Lage sein, Euer Exzellenz meine Ansicht zu telegraphieren, ob eine klare Stellungnahme Montenegros durch die ihm in Aussicht gestellten Vorteile oder eventuell andere erreichbar oder ob ein aut¬aut ins Auge zu fassen wäre.

Minister des Äußern erwähnte im Verlaufe des Gespräches, es lägen ihm von zwei vertrauenswürdigen Seiten Informationen vor, daß wir innerhalb der nächsten 24 Stunden mit Feindseligkeiten gegen Montenegro beginnen würden.

Ich erwiderte ihm, daß ich hoffe, er werde diesen Unsinn nicht glauben. Wenn wir derartiges im Schilde führen würden, säße ich ja nicht mehr in Montenegro, um ihm Mitteilungen wie die obigen zu machen.




  1. Siehe III, Nr. 76.
  2. Siehe III, Nr. 47.



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