Nr. 189. Der Geschäftsträger in Athen an das Auswärtige Amt, 25. Juli 1914

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Nr. 189
Der Geschäftsträger in Athen an das Auswärtige Amt1


Telegramm 213                               Athen, den 25. Juli 19142 3
Streng vertraulich!

     Minister der auswärtigen Angelegenheiten bittet mich, auf-
richtigen Dank für die hier stets gern aufgenommenen Ratschläge
zu übermitteln. Diese seien ernstlich mit Sr. M. dem König be-
sprochen und an den heute in München weilenden Herrn Veniselos
telegraphiert worden, von dem jedoch Antwort noch aussteht.
     Herr Streit sagt mir, daß Griechenland an einem österreicliisch-
serbischen Konflikt sich nicht beteiligen werde. Er werde dies auch
in Belgrad erklären, wo Griechenland nicht aufhöre, dringend für
den Frieden zu wirken.
     Über Haltimg Griechenleuids bei einem eventuellen Eingreifen
Bulgariens oder der Türkei glaubt Herr Streit sich heute noch nicht
äußern zu sollen, da diese zu sehr von den Umständen abhänge,
unter denen dies Eingreifen erfolge. Für Griechenland sei die Er-
haltung des Bukarester Friedens eine Kardinalfrage; es könne sich
daher Serbien gegenüber diesbezüglich durch keine Erklärungen
bloßstellen, die ihm die serbische Freundschaft kosten könnten.
Griechenlands Hauptbestreben sei die Erhaltung des Friedens;
es werde alles tun, um nicht in einen Konflikt hineingezogen zu
werden. Streit hat in diesem Sinne heute auch mit türkischem
Gesandten gesprochen. Ich habe Eindruck, daß man hier der an-
geregten Vereinbarung über Neutralität, im Hinblick auf die mög-
liche Gefährdung des Bukarester Vertrags durch Bulgarien, nicht
wird näher treten wollen.
                                                                 B a s s e w i t z


1 Nach der Entzifferung.
2 Aufgegeben in Athen 530 nachm., angekommen im Auswärtigen Amt 105
nachm.; Eingangsvermerk: 25. Juli nachm.
3 Siehe Nr. 122.