Nr. 295 Der Verweser des Generalkonsultats in Moskau an das Auswärtige Amt, 28. Juli 1914

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Nr. 295
Der Verweser des Generalkonsulats in Moskau an das Auswärtige Amt1


Telegramm 4                               Moskau, den 27. Juli 19142
Dringend!

     Spät abends Mobilmachung angeblich im Gange. Es heißt in
Kiew, Warschau, Wilna. Es reisen fortgesetzt Offiziere aller
Waffengattungen vom Alexander- (Moskau-Brester-) Bahnhof ab.
Hier wurden gestern Nacht Reservisten erster Husaren einberufen.
Hiesige Twer-Dragoner haben Befehl, sofort zur Truppe zu stoßen;
wenn diese abgegangen, nachfolgen. Es heißt, daß hier im ganzen
drei Regimenter mobilisiert sind. Vermutlich noch die hiesigen
Kosaken. Siebente Grenadiere noch hier. Stimmung äußerlich
ganz ruhig, keinesfalls feindselig. Geheimkommission hoher Offi-
ziere aus Petersburg hat in Erfahrung gebracht, daß Arbeiter
äußerst feindselig gegen Mobilisierung und entschlossen, diese wo-
möglich zu verhindern. Diese Feststellung soll sehr starken Ein-
druck gemacht haben. Bauern ausschließlich an Ernte interessiert,
Kaufmannschaft nicht kriegslustig. Polizei hier gilt nicht als ganz
zuverlässig gegenüber etwaigen Arbeiterunruhen. Truppen von
Arbeitern streng getrennt gehalten. Botschaft benachrichtigt.

                                                            H a u s c h i l d


1 Nach der Entzifferung.
2 Datiert vom 27. Juli, aufgegeben in Moskau 28. Juli 1236 vorm., ange-
kommen im Auswärtigen Amt 1210 nachm.; Eingangsvermerk: 28. Juli
nachm. Am 28. Juli gemäß Randverfügung Zimmermanns dem General-
stab, Admiralstab, Reichsmarineamt und Kriegsministerium mitgeteilt,
abgesandt durch Boten 50 nachm.