Nr. 298 Der Geschäftsträger in Bukarest an das Auswärtige Amt, 28. Juli 1914

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Nr. 298
Der Geschäftsträger in Bukarest an das Auswärtige Amt1


Telegramm 44                          Sinaia, den 27. Juli 19142

     S. M. der König hat Graf Hutten-Czapski zwei Telegramme
aus Petersburg und Paris lesen lassen. Nach rumänischem Ge-
sandten Petersburg hat man dort den Eindruck, daß in Berlin krie-
gerische Stimmung herrsche. Sasonow wolle Frieden, Kaiser unter-
stütze ihn bis jetzt, aber einflußreiche panslawistische und serbo-
phile Partei sei so stark, daß man befürchte, der Monarch könnte
umgestimmt werden.
     Pariser Gesandter telegraphiert, er habe Eindruck, Regierung
wünsche für den Augenblick keinen Krieg.
     König sagte ferner dem Grafen, russischer Gesandte habe drei-
mal dem König gegenüber betont, Mobilisierung Rußlands er-
strecke sich nur auf österreichische, nicht auf deutsche Grenze.
König annehme, daß Poklewski ihn dieser Tage amtlich fragen
werde, was Rumänien tun werde, falls Rußland Österreich angreifen
würde. König will Gegenfrage stellen, ob Rußland Österreich an-
greifen werde.

                                                                 W a l d b u r g


1 Nach der Entzifferung.
2 Aufgegeben in Sinaia 27. Juli, angekommen im Auswärtigen Amt 28. Juli
316 nachm., Eingangsvermerk: 28. Juli nachm.