Nr. 408 Der Reichskanzler an den Kaiser, 30. Juli 1914

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Nr. 408
Der Reichskanzler an den Kaiser1


                                                  Berlin, den 30. Juli 19142

     Ew. M. darf ich für die Übersendung des Telegramms Sr. M. des
Kaisers von Rußland3 meinen ehrerbietigsten Dank aussprechen.
Gleichzeitig wage ich Ew. M. vorzuschlagen, noch ein Telegramm
folgenden Inhalts an den Zaren zu senden :
     »Dein Telegramm habe ich mit Dank erhalten, die Sprache
meines Botschafters kann nicht im Widerspruch mit dem Inhalt
meines Telegramms gestanden haben. Graf Pourtales sollte Deine
Regierung auf die Gefahren und schweren Konsequenzen einer Mobili-
sierung aufmerksam machen, das gleiche habe ich Du in memem
Telegramm gesagt. Österreich hat nur gegen Serbien mobibsiert,
wenn Rußland, wie es jetzt geschehen, gegen österreich mobil macht,
so wird die Mediatorrolle, die ich auf Deine Bitte übernommen
hatte, gefährdet, wenn nicht unmöglich gemacht. Bei Dir allein
liegt augenblicklich die Schwere der Entscheidung.« 
     Da auch dieses Telegramm ein besonders wichtiges Dokument
für die Geschichte werden wird, so möchte ich alleruntertänigst
empfehlen, daß Ew. M. in demselben — solange die Wiener Ent-
scheidung aussteht — noch nicht zum Ausdruck bringen, daß Aller-
höchstdero Mediatorrolle bereits aus ist.

                                   Alleruntertänigst

                                                       v.   B e t h m a n n   H o l l w e g


1 Nach dem Konzept. Entwurf von Jagows Hand. Auch die wieder ins
Auswärtige Amt zurückgelangte Ausfertigung befindet sich jetzt bei den
Akten.
2 Abgesandt am 30. Juli 1115 vorm. In der Ausfertigung oben der Rand-
vermerk des Kaisers: 30. VII. 14 1 Uhr V. M. W. (gemeint ist 10 nachm.),
links am Rand der von ihm niedergeschriebene englische Text des Tele-
gramms (Nr. 420).
3 Siehe Nr. 390. Siehe aber auch Nr. 366.