Nr. 48. Der Staatssekretär des Auswärtigen an den Botschafter in London, 15. Juli 1914

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Nr. 48
Der Staatssekretär des Auswärtigen an den Botschafter in London1



Telegramm 159                          Berlin, den 15. Juli 19142 3
Geheim !

     Ich erinnere mit dem Anheimstellen geeigneter Verwertung an
die Ermordung des Königs Alexander und der Königin Draga sowie
die Haltung, die sonst öffentliche Meinung wie Regierung in England
bei diesem Anlaß Serbien gegenüber eingenommen und durch Jahre
aufrechterhalten haben. Dasselbe System herrscht auch jetzt noch
in Serbien, dieselben Kräfte dürften auch in der großserbischen
Agitation wirken4.
     Es handelt sich jetzt um eine eminent politische Frage, um
die vielleicht letzte Gelegenheit, dem Großserbentum unter verhältnis-
mäßig günstigen Begleitumständen den Todesstoß zu versetzen. Ver-
säumt Österreich diese Gelegenheit, so ist es um sein Ansehen ge-
schehen, und es wird auch tür unsere Gruppe ein noch schwächerer
Faktor. Da bei den Ew. Durchl. bekannten intimen Beziehungen
Englands zu Rußland eine andere Orientierung unserer Politik zur
Zeit ausgeschlossen erscheint, ist es für uns vitales Interesse, die
Weltstellung des österreichischen Bundesgenossen zu erhalten. Ew.
Durchl. ist bekannt, von welcher Bedeutung für uns bei etwaigen
weiteren Konfliktsfolgen die Haltung Englands sein wird5 6.

                                                                      J a g o w


1 Nach dem Konzept. Entwurf von der Hand des Dirigenten der politischen
Abteilung des Auswärtigen Amtes, Gesandten von Stumm mit Änderungen
und Ergänzungen Jagows.
2 Zum Haupttelegraphenamt 40 nachm.
3 Siehe Nr. 36 und 43.
4 Der Satz »Dasselbe . . . . . . . . . . wirken« von Jagow im Stummschen Ent-
wurf beigefügt.
5 Die drei letzten Sätze »Versäumt . . . . . . . . . . sein wird« von Jagow in
Stumms Entwurf beigefügt.
6 Siehe Nr. 52.