Nr. 75. Der Botschafter in Rom an den Staatssekretär des Auswärtigen, 19. Juli 1914

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Nr. 75
Der Botschafter in Rom an den Staatssekretär des Auswärtigen1


                                                       Fiuggi, den 16. Juli 19142

     Besten Dank für Deinen Brief. Ich freue mich, daß Du über
die Schwierigkeit der hiesigen Situation keine Illusionen hast; ich
halte die letzten für hoffnungslos, wenn nicht Austria angesichts
der Gefahr sich zu der klaren Erkenntnis aufrafft, daß, falls es
etwa territorial irgendetwas nehmen will, es Italien entschädigen
muß. Sonst fällt ihm Italien in den Rücken. Das ist eine so
ernste Frage für uns, daß wir erwägen müssen, ob wir nicht be-
stimmte Abmachungen mit Wien treffen müssen.
     S.[an] G.[iuliano]s Stimmung ersiehst Du aus meinen Berichten usw.
Es kommt mehr denn je alles auf i h n an, denn Salandra stützt
ihn nicht wie Giolitti. Sal.[andra] macht kein Hehl aus seinen anti-
österreichischen Gefühlen, und Merey hat ihn nicht geschickt be-
handelt. S.[an] G.[iuliano] aber ist pessimistisch, gedrückt, mutlos und
s c h w e r leidend.

                                                                                [Flotow3]


1 Nach einer von Jagow zu den Alcten gegebenen Abschrift aus einem Privat-
brief Flotows an Jagow.
2 Abschrift trägt den Eingangsvermerk des Auswärtigen Amts: 22. Juli nachm.,
dürfte aber etwa 19. Juli an den Empfänger gelangt sein.
3 Unterschrift fehlt in der Abschrift ebenso wie die Anrede.