2. Der Dreiverband

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WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 5 (Commentary) > VIII. Die Frage der Verantwortlichkeit > 2. Der Dreiverband


     Die russische Kriegspartei wollte den Krieg und hat deshalb
die Mobilmachung gegen das die Vermittlung betreibende Deutsche
Reich durchgesetzt, obgleich kein Anlaß vorlag, an dem günstigen
Ausgang der deutschen Vermittlung zu zweifeln, und obwohl sie
sich völlig bewußt war, daß die Mobilmachung den Weltkrieg
bedeutete. Sie nahm den Streit mit Österreich-Ungarn wegen
Serbien zum Anlaß, um die von ihr seit langem angestrebte euro-
päische Abrechnung herbeizuführen.
     Die französische Regierung hat die russische Politik gebilligt
und unterstützt, obwohl sie deren Ziele und Folgen klar erkennen
mußte. Sie hielt den Augenblick für günstig, um die alte Rech-
nung mit Deutschland zu begleichen. Schon während der Balkan-
kriege wäre sie bereit gewesen, loszuschlagen. Die Beweise hierfür
sind zahlreich. Unter anderem berichtete Iswolski am 30. Januar
1913 zusammenfassend:

     „Man ist hier entschlössen, seine Verpflichtungen als Verbündete in bezug
auf uns in vollem Umfange zu erfüllen. Die französische Regierung gibt voll-
kommen bewußt und kaltblütig zu, daß das Endresultat der
gegenwärtigen Verwicklungen für sie die Notwendigkeit bedeuten
könne, am allgemeinen Kriege teilzunehmen. Der Augenblick, in
dem Frankreich das Schwert zu ziehen hat, ist durch die französisch-russische
Konvention genau festgestellt, und in dieser Hinsicht hegen die französischen
Minister keinerlei Zweifel." (Deutsche Allgemeine Zeitung vom 28. 8. 1019.)

     Im Jahre 1914 ist es nicht anders gewesen.
     Die englische Regierung, der die Kriegstreibereien ihrer Ver-
bandsgenossen nicht verborgen bleiben konnten, hat es unterlassen,
Frankreich und Rußland von gefährlichen militärischen Maß-
nahmen zurückzuhalten. Die Gewißheit der Teilnahme Eng-
lands an einem Kriege gegen Deutschland hat mehr als alles andere
den Kriegswillen der Zweibundmächte gefestigt.
     Am 2. Dezember 1914 erklärte Bethmann Hollweg im
Reichstage :

     „Die Verantwortung an diesem größten aller Kriege liegt für uns klar.
Die äußere Verantwortung tragen diejenigen Männer in Rußland, die die all-
gemeine Mobilmachung der russischen Armee betrieben und durchgesetzt
haben. Die innere Verantwortung liegt bei der großbritannischen Regierung.
Das Londoner Kabinett konnte den Krieg unmöglich machen, wenn es un-
zweideutig in Petersburg erklärte, England sei nicht gewillt, aus dem öster-
reichisch-serbischen Konflikte einen kontinentalen Krieg der Großmächte
herauswachsen zu lassen. Eine solche Sprache hätte auch Frankreich ge-
zwungen, Rußland energisch von allen kriegerischen Maßnahmen abzuhalten.
Dann aber gelang unsere Vermittlungsaktion zwischen Wien und Petersburg,
und es gab keinen Krieg. England hat das nicht getan. England kannte die
kriegslüsternen Treibereien einer zum Teil nicht verantwortlichen, aber mächtigen
Gruppe um den Zaren. Es sah, wie das Rad ins Rollen kam, aber es fiel ihm
nicht in die Speichen."

     Diese Worte werden vor der Geschichte weit eher Bestand
haben, als die Denkschrift der Pariser Kommission für die Fest-
stellung der Verantwortlichkeit der Urheber des Krieges.