Anhang V Durch die Botschaft in Petersburg zusammengestellte chronologische Obersicht der letzten Ereignisse nebst aktenmäßigen Belegen: Difference between revisions

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Durch die Botschaft in Petersburg zusammengestellte chronologische Obersicht der letzten Ereignisse nebst aktenmäßigen Belegen<sup>1</sup>
<center><font size=4>'''Durch die Botschaft in Petersburg zusammengestellte chronologische Obersicht der letzten Ereignisse nebst aktenmäßigen Belegen<sup>1</sup>'''</font></center><br>


24. J u l i , Freitag  
24. J u l i , Freitag <br>


Graf Szäpäry gibt Herrn Sasonow Kenntnis von der österreichischen  
Graf Szäpäry gibt Herrn Sasonow Kenntnis von der österreichischen <br>
Note vom 23.  
Note vom 23. <br>


Erster Ministerrat.  
Erster Ministerrat. <br>


Abends Unterredung des Botschafters mit Herrn Sasonow.  
Abends Unterredung des Botschafters mit Herrn Sasonow. <br>


25. Juli, Sonnabend  
25. Juli, Sonnabend <br>


Mittags Ministerrat in Krasnoje : Zurückziehung der Truppen aus  
Mittags Ministerrat in Krasnoje : Zurückziehung der Truppen aus <br>
dem Lager und offenbar weitgehende mihtärische Vorbereitungen.  
dem Lager und offenbar weitgehende mihtärische Vorbereitungen. <br>


26. Juli, Sonntag  
26. Juli, Sonntag <br>


Gemeinsame Fahrt des Botschafters mit Herrn Sasonow von  
Gemeinsame Fahrt des Botschafters mit Herrn Sasonow von <br>
Zarskoje nach Petersburg: Hinweis des Botschafters auf die ver-  
Zarskoje nach Petersburg: Hinweis des Botschafters auf die ver- <br>
söhnliche Sprache von Graf Szäpäry und dringender Rat des  
söhnliche Sprache von Graf Szäpäry und dringender Rat des <br>
Botschafters an den Minister, mit Graf Szäpäry, mit dem bis dahin  
Botschafters an den Minister, mit Graf Szäpäry, mit dem bis dahin <br>
nur kurze erregte Unterhaltung bei Mitteilung der Note stattgefunden  
nur kurze erregte Unterhaltung bei Mitteilung der Note stattgefunden <br>
hatte, die Sache ruhig zu besprechen.  
hatte, die Sache ruhig zu besprechen. <br>


Anregung höherer Offiziere aus der Umgebung des Zaren eines  
Anregung höherer Offiziere aus der Umgebung des Zaren eines <br>
direkten Allerhöchsten Telegramms an den Zaren.  
direkten Allerhöchsten Telegramms an den Zaren. <br>


Nachmittags die vom Botschafter angeratene Unterredung  
Nachmittags die vom Botschafter angeratene Unterredung <br>
Herrn Sasonows mit Graf Szäpäry (letzterer hatte schon von sich  
Herrn Sasonows mit Graf Szäpäry (letzterer hatte schon von sich <br>
au^ um diese Unterredung gebeten).  
au^ um diese Unterredung gebeten). <br>


Beide Teile äußerten sich darüber befriedigt.  
Beide Teile äußerten sich darüber befriedigt. <br>


Herr Sasonow dankte dem Botschafter in warmen Worten fü  
Herr Sasonow dankte dem Botschafter in warmen Worten fü <br>
der Rat, mit Graf Szäpäry zu sprechen. Telegramm des Reichs  
der Rat, mit Graf Szäpäry zu sprechen. Telegramm des Reichs <br>
kanzlers, in dem darauf hingewiesen wird, daß, nachdem Österreich  
kanzlers, in dem darauf hingewiesen wird, daß, nachdem Österreich <br>
erklärt hat, keinen territorialen Gewinn zu wollen, Erhaltung des  
erklärt hat, keinen territorialen Gewinn zu wollen, Erhaltung des <br>
europäischen Friedens nur von Rußland abhänge (Nr. 126 aus Berlin) ^.  
europäischen Friedens nur von Rußland abhänge (Nr. 126 aus Berlin) ^. <br>


Im Hinblick auf eine im Kreise der Militärattaches verbreitete  
Im Hinblick auf eine im Kreise der Militärattaches verbreitete <br>
Nachricht, wonach angeblich an mehrere russische Armeekorps der  
Nachricht, wonach angeblich an mehrere russische Armeekorps der <br>
Westgrenze Mobilmachungsordre ergangen sei, erste Warnung des  
Westgrenze Mobilmachungsordre ergangen sei, erste Warnung des <br>
Botschafters unter Hinweis auf große Gefahren solcher Maßregel, die  
Botschafters unter Hinweis auf große Gefahren solcher Maßregel, die <br>
leicht Gegenmaßregeln hervorrufen könnten (Nr. 164 aus Petersburg) 8.  
leicht Gegenmaßregeln hervorrufen könnten (Nr. 164 aus Petersburg) 8. <br>


Communiqu6 der Botschaft, wonach Deutschland Österreich nicht  
Communiqu6 der Botschaft, wonach Deutschland Österreich nicht <br>
angestiftet und die Note vorher nicht gekannt habe, dem Informations-  
angestiftet und die Note vorher nicht gekannt habe, dem Informations- <br>
büro und Peterhof zugeschickt. Die Veröffenthchung erfolgt am  
büro und Peterhof zugeschickt. Die Veröffenthchung erfolgt am <br>
nächsten Tage in der Frühe. Unterredung des Mihtärattach^s  
nächsten Tage in der Frühe. Unterredung des Mihtärattach^s <br>
von Eggeling mit dem Kriegsminister. Letzterer erklärt, Rußland  
von Eggeling mit dem Kriegsminister. Letzterer erklärt, Rußland <br>
wünsche Frieden mit Deutschland. Der Kriegsminister gibt sein  
wünsche Frieden mit Deutschland. Der Kriegsminister gibt sein <br>
Ehrenwort, daß noch keine Mobilmachungsordre ergangen, nur vor-  
Ehrenwort, daß noch keine Mobilmachungsordre ergangen, nur vor- <br>
bereitende Maßnahmen angeordnet seien. Sobald Österreich die  
bereitende Maßnahmen angeordnet seien. Sobald Österreich die <br>
serbische Grenze überschreitet, würde Mobilmachungsordre für die  
serbische Grenze überschreitet, würde Mobilmachungsordre für die <br>
Mihtärbezirke Kiew, Odessa, Moskau, Kasan erfolgen, aber nicht für  
Mihtärbezirke Kiew, Odessa, Moskau, Kasan erfolgen, aber nicht für <br>
die Militärbezirke auf deutscher Front : Warschau, Wilna, Petersburg.  
die Militärbezirke auf deutscher Front : Warschau, Wilna, Petersburg. <br>


27. Juli , Montag  
27. Juli, Montag <br>


Telegramm vom Reichskanzler Nr. 128^: Neue Warnung vor  
Telegramm vom Reichskanzler Nr. 128^: Neue Warnung vor <br>
Mobilmachung mit Hinweis auf die notwendigen Konsequenzen der-  
Mobilmachung mit Hinweis auf die notwendigen Konsequenzen der- <br>
selben. Unsere Mobilmachung würde den Krieg zugleich gegen  
selben. Unsere Mobilmachung würde den Krieg zugleich gegen <br>
Rußland und Frankreich bedeuten. Der Reichskanzler spricht Er-  
Rußland und Frankreich bedeuten. Der Reichskanzler spricht Er- <br>
wartung aus, Rußland werde, angesichts österreichischen territorialen  
wartung aus, Rußland werde, angesichts österreichischen territorialen <br>
Desinteressements, abwartende Stellung einnehmen. Deutschland  
Desinteressements, abwartende Stellung einnehmen. Deutschland <br>
werde den Wunsch Rußlands, den Bestand des Königreichs Serbien  
werde den Wunsch Rußlands, den Bestand des Königreichs Serbien <br>
nicht in Frage zu stellen, um so mehr unterstützen können, als  
nicht in Frage zu stellen, um so mehr unterstützen können, als <br>
Österreich erklärt hat, diesen Bestand nicht in Frage stellen zu wollen.  
Österreich erklärt hat, diesen Bestand nicht in Frage stellen zu wollen. <br>


Telegramm des Botschafters am selben Tage (Nr. 167^) über  
Telegramm des Botschafters am selben Tage (Nr. 167^) über <br>
Erledigung der Telegramme 126* und 128'; Unterredung des  
Erledigung der Telegramme 126* und 128'; Unterredung des <br>
Botschafters mit Herrn Sasonow, worin wesentlich beruhigtere  
Botschafters mit Herrn Sasonow, worin wesentlich beruhigtere <br>
Stimmung des Ministers zum Ausdruck kam.  
Stimmung des Ministers zum Ausdruck kam. <br>


Bericht über die Stimmung; geringe Teilnahme der öffenthchen  
Bericht über die Stimmung; geringe Teilnahme der öffenthchen <br>
Meinung.  
Meinung. <br>


Ausführlicher Bericht des Älilitärattach^s über seine Unter-  
Ausführlicher Bericht des Älilitärattach^s über seine Unter- <br>
redung mit dem Kriegsminister vom 26. mit daran anschließender  
redung mit dem Kriegsminister vom 26. mit daran anschließender <br>
Beurteilung der militärischen Lage.  
Beurteilung der militärischen Lage. <br>


Es geht die Nachricht über die Minensperre in Dünamünde ein  
Es geht die Nachricht über die Minensperre in Dünamünde ein <br>
sowie über Bereitstellung von Waggons im Gebiet von Riga.  
sowie über Bereitstellung von Waggons im Gebiet von Riga. <br>


28. Juli, Dienstag  
28. Juli, Dienstag <br>


Eingang eines Telegramms des Generalstabes vom 27., daß auf  
Eingang eines Telegramms des Generalstabes vom 27., daß auf <br>
Erklärung von Sasonow hin — daß gegen uns keine Mobilmachung  
Erklärung von Sasonow hin — daß gegen uns keine Mobilmachung <br>
beabsichtigt — auch in Deutschland keine militärischen Maßnahmen  
beabsichtigt — auch in Deutschland keine militärischen Maßnahmen <br>
beabsichtigt seien.  
beabsichtigt seien. <br>


Telegramm 130^ aus Berlin: Dank für Mitteilung von Sasonow  
Telegramm 130^ aus Berlin: Dank für Mitteilung von Sasonow <br>
und vom versöhnlichen Geiste derselben. Weitere Hoffnung, daß  
und vom versöhnlichen Geiste derselben. Weitere Hoffnung, daß <br>
im Hinbhck auf territoriale Desinteressierung Österreichs Basis zur  
im Hinbhck auf territoriale Desinteressierung Österreichs Basis zur <br>
Verständigung gefunden werden könne.  
Verständigung gefunden werden könne. <br>


Erscheinen der serbischen Antwortnote.  
Erscheinen der serbischen Antwortnote. <br>


Telegramm 177 • des Botschafters : Versuch Herrn Sasonows, den  
Telegramm 177 • des Botschafters : Versuch Herrn Sasonows, den <br>
Botschafter davon zu überzeugen, daß serbische Note im Grunde  
Botschafter davon zu überzeugen, daß serbische Note im Grunde <br>
alle berechtigten Forderungen Österreichs erfülle. Der Botschafter  
alle berechtigten Forderungen Österreichs erfülle. Der Botschafter <br>
weist den Minister auf ims zugegangene Nachrichten hin, wonach  
weist den Minister auf ims zugegangene Nachrichten hin, wonach <br>
russische militärische Vorbereitungen weit über das dem Mihtär-  
russische militärische Vorbereitungen weit über das dem Mihtär- <br>
attache angegebene Maß hin ausgehe [n]. Wiederholte dringende Warnung  
attache angegebene Maß hin ausgehe [n]. Wiederholte dringende Warnung <br>
des Botschafters vor militärischen Maßnahmen.  
des Botschafters vor militärischen Maßnahmen. <br>


Telegramm des Herrn Generalleutnants v. Chelius^** über Unter-  
Telegramm des Herrn Generalleutnants v. Chelius^** über Unter- <br>
redung des Generals ä la suite Fürsten Trubetzkoi, wonach nach  
redung des Generals ä la suite Fürsten Trubetzkoi, wonach nach <br>
Ansicht des Hauptquartiers Serbien die Note Österreichs zurück-  
Ansicht des Hauptquartiers Serbien die Note Österreichs zurück- <br>
weisen müßte. Komme es zum Krieg zwischen Serbien imd Öster-  
weisen müßte. Komme es zum Krieg zwischen Serbien imd Öster- <br>
reich, könne Rußland Serbien nie im Stiche lassen. Nochmaliger  
reich, könne Rußland Serbien nie im Stiche lassen. Nochmaliger <br>
Rat, Kaiser Wilhelm möchte Österreich zur Nachgiebigkeit raten.  
Rat, Kaiser Wilhelm möchte Österreich zur Nachgiebigkeit raten. <br>


29. Juli, Mittwoch  
29. Juli, Mittwoch <br>


Mitteilung seitens des Auswärtigen Amts eines Telegramms  
Mitteilung seitens des Auswärtigen Amts eines Telegramms <br>
Sr. M. an den Zaren (Nr. 132 des Auswärtigen Amts).  
Sr. M. an den Zaren (Nr. 132 des Auswärtigen Amts). <br>


Bekanntwerden der Kriegserklärung Österreichs an Serbien.  
Bekanntwerden der Kriegserklärung Österreichs an Serbien. <br>


Telegramm des Generalleutnants v. CheHus über Stimmung in  
Telegramm des Generalleutnants v. CheHus über Stimmung in <br>
der Umgebung des Kaisers, welche nach der Kriegserklärung einen  
der Umgebung des Kaisers, welche nach der Kriegserklärung einen <br>
allgemeinen Krieg für fast unvermeidlich hält. Österreich suche und  
allgemeinen Krieg für fast unvermeidlich hält. Österreich suche und <br>
wolle den Krieg.  
wolle den Krieg. <br>


Telegramm 131 des Reichskanzlers: Deutschland ist fortgesetzt  
Telegramm 131 des Reichskanzlers: Deutschland ist fortgesetzt <br>
bemülit, Österreich zu offener Aussprache mit Petersburg mit dem  
bemülit, Österreich zu offener Aussprache mit Petersburg mit dem <br>
Ziel zu veranlassen, Zweck und Umfang österreichischen Vorgehens  
Ziel zu veranlassen, Zweck und Umfang österreichischen Vorgehens <br>
in Serbien in unanfechtbarer, hoffentlich Rußland befriedigender  
in Serbien in unanfechtbarer, hoffentlich Rußland befriedigender <br>
Weise klarzulegen. Die inzwischen erfolgte Kriegserklärung ändere  
Weise klarzulegen. Die inzwischen erfolgte Kriegserklärung ändere <br>
daran nichts.  
daran nichts. <br>


Telegramm 183 des Botschafters : Herr Sasonow behauptet,  
Telegramm 183 des Botschafters : Herr Sasonow behauptet, <br>
Österreich lehne direkte Besprechung kategorisch ab. Daher sei  
Österreich lehne direkte Besprechung kategorisch ab. Daher sei <br>
Rückkehr zu Greyschem Vorschlag angezeigt. Demgegenüber weist  
Rückkehr zu Greyschem Vorschlag angezeigt. Demgegenüber weist <br>
Botschafter darauf hin, daß der russische Mobilmachungsbefehl für  
Botschafter darauf hin, daß der russische Mobilmachungsbefehl für <br>
die Mihtärbezirke an österreichischer Grenze, falls derselbe wirklich,  
die Mihtärbezirke an österreichischer Grenze, falls derselbe wirklich, <br>
wie behauptet würde, unmittelbar bevorstehe, schwerer Fehler sei.  
wie behauptet würde, unmittelbar bevorstehe, schwerer Fehler sei. <br>
Herr Sasonow stellt unmittelbar bevorstehende Mobilmachung nicht  
Herr Sasonow stellt unmittelbar bevorstehende Mobilmachung nicht <br>
in Abrede.  
in Abrede. <br>


Telegranmi 134^^ des Reichskanzlers: Sehr ernste Warnung vor  
Telegranmi 134^^ des Reichskanzlers: Sehr ernste Warnung vor <br>
Fortschreiten weiterer russischer Mobilmachungsmaßnahmen, da sie  
Fortschreiten weiterer russischer Mobilmachungsmaßnahmen, da sie <br>
uns zur Mobilmachung zwängen und dadurch europäischer Krieg  
uns zur Mobilmachung zwängen und dadurch europäischer Krieg <br>
kaum noch aufzuhalten sei.  
kaum noch aufzuhalten sei. <br>


Telegramm 187^* des Botschafters : Erledigung des Reichskanzler-  
Telegramm 187^* des Botschafters : Erledigung des Reichskanzler- <br>
telegramms 134^'. Herr Sasonow nahm die Mitteilung sehr ernst  
telegramms 134^'. Herr Sasonow nahm die Mitteilung sehr ernst <br>
entgegen und wollte dem Zaren Meldung machen.  
entgegen und wollte dem Zaren Meldung machen. <br>


Dem Grafen Szäpäry gegenüber gibt Herr Sasonow von neuem  
Dem Grafen Szäpäry gegenüber gibt Herr Sasonow von neuem <br>
Mobilmachung zu, erläutert dieselbe aber dahin, daß sie keineswegs  
Mobilmachung zu, erläutert dieselbe aber dahin, daß sie keineswegs <br>
Krieg bedeute, sondern nur Zustand bewaffneter Neutralität zum  
Krieg bedeute, sondern nur Zustand bewaffneter Neutralität zum <br>
Ausdruck bringen wolle. Veröffentlichung des Verbots des Schären-  
Ausdruck bringen wolle. Veröffentlichung des Verbots des Schären- <br>
fahrwassers. Am 2g. nachm. läßt der Generalstabschef den Militär-  
fahrwassers. Am 2g. nachm. läßt der Generalstabschef den Militär- <br>
attache kommen und bestätigt ihm auf Ehrenwort die Versicherung  
attache kommen und bestätigt ihm auf Ehrenwort die Versicherung <br>
des Kriegsministers vom 26. : bis jetzt sei keinerlei Mobilmachung  
des Kriegsministers vom 26. : bis jetzt sei keinerlei Mobilmachung <br>
angeordnet ; die Mobilmachung auf der deutschen Front (Mihtär-  
angeordnet ; die Mobilmachung auf der deutschen Front (Militär- <br>
bezirke Warschau, Wilna, Petersburg) vorläufig nicht beabsichtigt^®.  
bezirke Warschau, Wilna, Petersburg) vorläufig nicht beabsichtigt^®. <br>


Telegramm des Botschafters 183^^ über Verwertung der Berliner  
Telegramm des Botschafters 183^^ über Verwertung der Berliner <br>
Telegramme 130 und 131 21 : Beide Telegramme hätten guten Ein-  
Telegramme 130 und 131 21 : Beide Telegramme hätten guten Ein- <br>
druck bei Herrn Sasonow gemacht, der aber darauf hinweise, daß  
druck bei Herrn Sasonow gemacht, der aber darauf hinweise, daß <br>
Österreich offenbar nach wie vor nicht auf direkte Besprechungen  
Österreich offenbar nach wie vor nicht auf direkte Besprechungen <br>
eingehen wolle. Daher sei Mobilmachung der Korpsbezirke an der  
eingehen wolle. Daher sei Mobilmachung der Korpsbezirke an der <br>
österreichischen Grenze notwendig geworden. Botschafter äußert  
österreichischen Grenze notwendig geworden. Botschafter äußert <br>
seine sehr ernsten Bedenken gegen diese Maßregel. Herr Sasonow er-  
seine sehr ernsten Bedenken gegen diese Maßregel. Herr Sasonow er- <br>
widert, die Mobilmachung in Rußland habe nicht dieselbe Tragweite  
widert, die Mobilmachung in Rußland habe nicht dieselbe Tragweite <br>
wie in Westeuropa. Botschafter erwidert, diese Erklärung beruhige  
wie in Westeuropa. Botschafter erwidert, diese Erklärung beruhige <br>
ihn in keiner Weise, im HinbHck auf zu erwartende Gegenmaßregel,  
ihn in keiner Weise, im HinbHck auf zu erwartende Gegenmaßregel, <br>
und hebt hervor, daß ihm jede Drohung fernHege, daß er aber nicht  
und hebt hervor, daß ihm jede Drohung fernHege, daß er aber nicht <br>
umhin könne, auf unsere allgemein bekannten Bündnisverpflichtungen  
umhin könne, auf unsere allgemein bekannten Bündnisverpflichtungen <br>
hinzuweisen.  
hinzuweisen. <br>


30. Juli, Donnerstag  
30. Juli, Donnerstag <br>


Um Mitternacht (29./30.) läßt Herr Sasonowden Botschafter kommen ;  
Um Mitternacht (29./30.) läßt Herr Sasonowden Botschafter kommen ; <br>
iV2Stündige Unterredung : Herr Sasonow wünscht Deutschland durch-  
iV2Stündige Unterredung : Herr Sasonow wünscht Deutschland durch- <br>
aus zur Teilnahme an Konversation zu Vieren zu bewegen. Bot-  
aus zur Teilnahme an Konversation zu Vieren zu bewegen. Bot- <br>
schafter erwidert, die Konversation schiene ihm sehr schwierig, wenn  
schafter erwidert, die Konversation schiene ihm sehr schwierig, wenn <br>
nicht unmöglich, seitdem Rußland verhängnisvollen Schritt der Mobil-  
nicht unmöglich, seitdem Rußland verhängnisvollen Schritt der Mobil- <br>
machung getan hätte (Telegramm 189)22.  
machung getan hätte (Telegramm 189)22. <br>


Telegramm 190 Ergänzung des Telegramms über die nächt-  
Telegramm 190 Ergänzung des Telegramms über die nächt- <br>
liche Unterredung. Herr Sasonow wünsche Druck von Deutschland  
liche Unterredung. Herr Sasonow wünsche Druck von Deutschland <br>
auf Österreich. Erwiderung des Botschafters, dies sei einer Groß-  
auf Österreich. Erwiderung des Botschafters, dies sei einer Groß- <br>
macht gegenüber einem Verbündeten, der in gerechter Sache zu den  
macht gegenüber einem Verbündeten, der in gerechter Sache zu den <br>
Waffen gegriffen habe, nicht möglich. Wir würden dadurch Stellmig
Waffen gegriffen habe, nicht möglich. Wir würden dadurch Stellung <br>
Österreichs als Großmacht, die von 2* uns von größtem Wert sei,  
Österreichs als Großmacht, die von 2* uns von größtem Wert sei, <br>
selbst untergraben.  
selbst untergraben. <br>


Morgenblätter veröffentHchen den Befehl der Reservisteneinzie-  
Morgenblätter veröffentHchen den Befehl der Reservisteneinzie- <br>
hungen der Militärbezirke Moskau, Odessa, Kiew, Kasan ; der Kosaken-  
hungen der Militärbezirke Moskau, Odessa, Kiew, Kasan ; der Kosaken- <br>
heere Don, Kuban, Terek, Astrachan, Orenburg, Ural sowie für die  
heere Don, Kuban, Terek, Astrachan, Orenburg, Ural sowie für die <br>
Flotte auch in Teilen der nördlichen Gebiete (Nr. 191 des Militär-  
Flotte auch in Teilen der nördlichen Gebiete (Nr. 191 des Militär- <br>
attach6s)2^  
attachés)2^ <br>


Telegramm des Reichskanzlers Nr. 13926: Hinweis darauf, daß  
Telegramm des Reichskanzlers Nr. 13926: Hinweis darauf, daß <br>
russische Mobilmachung an österreichischer Grenze österreichische  
russische Mobilmachung an österreichischer Grenze österreichische <br>
Mobilmachung zur Folge haben wird. Um womöglich Katastrophe  
Mobilmachung zur Folge haben wird. Um womöglich Katastrophe <br>
noch abzuwenden, wird Deutschland in Wien auf nochmalige for-  
noch abzuwenden, wird Deutschland in Wien auf nochmalige for- <br>
melle Erklärung territorialen Desinteressements Österreichs in Serbien  
melle Erklärung territorialen Desinteressements Österreichs in Serbien <br>
drücken sowie darauf, daß militärische Maßnahmen nur vorüber-  
drücken sowie darauf, daß militärische Maßnahmen nur vorüber- <br>
gehende Besetzung beabsichtigen. Gebe Österreich solche Erklärung  
gehende Besetzung beabsichtigen. Gebe Österreich solche Erklärung <br>
ab, habe Rußland alles erreicht, was es will.  
ab, habe Rußland alles erreicht, was es will. <br>


Telegramm 192 2^ des Botschafters : Antwort auf Telegramm 139 :  
Telegramm 192 2^ des Botschafters : Antwort auf Telegramm 139 : <br>
Herr Sasonow erwidert, Erklärung territorialen Desinteressements  
Herr Sasonow erwidert, Erklärung territorialen Desinteressements <br>
Österreichs könne ihm nicht genügen. Andere Politik könne er nicht  
Österreichs könne ihm nicht genügen. Andere Politik könne er nicht <br>
vertreten, ohne Leben des Zaren zu gefährden. Um guten Willen  
vertreten, ohne Leben des Zaren zu gefährden. Um guten Willen <br>
zu zeigen, bittet Botschafter den Minister, die russischen Forderungen,  
zu zeigen, bittet Botschafter den Minister, die russischen Forderungen, <br>
obgleich ihre Erfüllung aussichtslos erscheine, schriftlich zu formu-  
obgleich ihre Erfüllung aussichtslos erscheine, schriftlich zu formu- <br>
lieren. Herr Sasonow entspricht diesem Wunsch.  
lieren. Herr Sasonow entspricht diesem Wunsch. <br>


Telegramm 141 28 des Auswärtigen Amts : Mitteilung der Ant-  
Telegramm 141 28 des Auswärtigen Amts : Mitteilung der Ant- <br>
wort des Zaren auf Telegramm Sr. M.  
wort des Zaren auf Telegramm Sr. M. <br>


Telegramm 142 2» des Reichskanzlers mit dem Auftrag, Herrn  
Telegramm 142 2» des Reichskanzlers mit dem Auftrag, Herrn <br>
Sasonow zu sagen, daß Deutschland weiter vermittelt, daß jedoch  
Sasonow zu sagen, daß Deutschland weiter vermittelt, daß jedoch <br>


Voraussetzung einstweiliges Unterbleiben jeder Feindseligkeit gegen  
Voraussetzung einstweiliges Unterbleiben jeder Feindseligkeit gegen <br>
Österreich seitens Rußland sei.  
Österreich seitens Rußland sei. <br>


Telegramm 143 des Reichskanzlers : Antwort auf Telegramm 185  
Telegramm 143 des Reichskanzlers : Antwort auf Telegramm 185 <br>
der Botschaft : Die Ablehnung Wiens, in Besprechungen einzutreten,  
der Botschaft : Die Ablehnung Wiens, in Besprechungen einzutreten, <br>
müsse vor letzter deutscher Demarche in Wien erfolgt sein, über  
müsse vor letzter deutscher Demarche in Wien erfolgt sein, über <br>
deren Ergebnis Meldung in BerÜn noch ausstehe.  
deren Ergebnis Meldung in BerÜn noch ausstehe. <br>


Telegramm 140 des Reichskanzlers : Mitteilung eines Tele-  
Telegramm 140 des Reichskanzlers : Mitteilung eines Tele- <br>
gramms des Zaren an S. M., welches sich mit dem ersten Tele-  
gramms des Zaren an S. M., welches sich mit dem ersten Tele- <br>
gramm Allerhöchst desselben gekreuzt haben müsse.  
gramm Allerhöchst desselben gekreuzt haben müsse. <br>


Telegramm des Generalleutnants von Chehus Nr. 195 ^2 : Fürst  
Telegramm des Generalleutnants von Chehus Nr. 195 ^2 : Fürst <br>
Trabet zkoi sagt, das Telegramm des Zaren habe leider nichts mehr  
Trabet zkoi sagt, das Telegramm des Zaren habe leider nichts mehr <br>
ändern können, denn Mobilisation gegen Österreich sei befohlen  
ändern können, denn Mobilisation gegen Österreich sei befohlen <br>
gewesen.  
gewesen. <br>


Telegramm 196 des Botschafters : Marineminister habe Sasonow  
Telegramm 196 des Botschafters : Marineminister habe Sasonow <br>
mitgeteilt, daß mobilisierte deutsche Flotte vor Danzig liege.  
mitgeteilt, daß mobilisierte deutsche Flotte vor Danzig liege. <br>


Telegramm 197 ^* des Botschafters : Verwendung der Telegramme  
Telegramm 197 ^* des Botschafters : Verwendung der Telegramme <br>
142 und 143 des Reichskanzlers bei Sasonow. Letzterer sagt zu,  
142 und 143 des Reichskanzlers bei Sasonow. Letzterer sagt zu, <br>
daß Rußland von Feindseligkeit gegen Österreich absehen wolle,  
daß Rußland von Feindseligkeit gegen Österreich absehen wolle, <br>
falls es nicht von Österreich provoziert werde. Im übrigen Fest-  
falls es nicht von Österreich provoziert werde. Im übrigen Fest- <br>
halten Sasonows an seinem bekannten Standpunkt.  
halten Sasonows an seinem bekannten Standpunkt. <br>


Telegramm 146 des Reichskanzlers [vgl. Nr. 413]: Mitteilung e ines
Telegramm 146 des Reichskanzlers [vgl. Nr. 413]: Mitteilung eines <br>
in der Nacht eingetroffenen Telegramms des Zaren an S. M.  
in der Nacht eingetroffenen Telegramms des Zaren an S. M. <br>


31. J Uli, Fre i t ag
31. J u l i, F r e i t a g <br>


Telegramm 150 3^ des Auswärtigen Amts: Dementierung der  
Telegramm 150 3^ des Auswärtigen Amts: Dementierung der <br>
Nachricht, daß deutsche Flotte mobilgemacht vor Danzig steht.  
Nachricht, daß deutsche Flotte mobilgemacht vor Danzig steht. <br>


Telegramm 199 ^* des Botschafters und Militärbevollmächtigten :  
Telegramm 199 ^* des Botschafters und Militärbevollmächtigten : <br>
Allgemeine Mobihsation des Heeres und der Flotte befohlen; erster  
Allgemeine Mobihsation des Heeres und der Flotte befohlen; erster <br>
Mobilmachungstag 31. Juli.  
Mobilmachungstag 31. Juli. <br>


Botschafter begibt sich zu Neratow, da Sasonow in Peterhof,  
Botschafter begibt sich zu Neratow, da Sasonow in Peterhof, <br>
teilt ihm Dementi der Nachricht der deutschen Flotte vor Danzig  
teilt ihm Dementi der Nachricht der deutschen Flotte vor Danzig <br>
mit und äußert seine allerernstesten Bedenken gegen Mobilmachung  
mit und äußert seine allerernstesten Bedenken gegen Mobilmachung <br>
der ganzen russischen Armee, welche vielleicht nicht wieder gutzu-  
der ganzen russischen Armee, welche vielleicht nicht wieder gutzu- <br>
machende Folgen bereits hervorgerufen habe.  
machende Folgen bereits hervorgerufen habe. <br>


Neratow sehr bestürzt. Botschafter übergibt ihm zugleich ein  
Neratow sehr bestürzt. Botschafter übergibt ihm zugleich ein <br>
Resümee seiner letzten Unterredungen mit Herrn Sasonow, damit im  
Resümee seiner letzten Unterredungen mit Herrn Sasonow, damit im <br>
Hinblick auf bevorstehende schwerwiegende Entscheidungen auch  
Hinblick auf bevorstehende schwerwiegende Entscheidungen auch <br>
deutscher Standpunkt schriftlich festgelegt sei. Darüber Telegramm  
deutscher Standpunkt schriftlich festgelegt sei. Darüber Telegramm <br>
206 des Botschafters.  
206 des Botschafters. <br>


Telegramm 148 des Reichskanzlers : Mitteilung eines Tele-  
Telegramm 148 des Reichskanzlers : Mitteilung eines Tele- <br>
gramms Sr. Majestät an den Zaren.  
gramms Sr. Majestät an den Zaren. <br>


Botschafter ruft den in Peterhof befindhchen Minister Sasonow  
Botschafter ruft den in Peterhof befindlichen Minister Sasonow <br>
ans Telephon und spricht ihm im selben Sinne wie Herrn Neratow  
ans Telephon und spricht ihm im selben Sinne wie Herrn Neratow <br>
seine schweren Besorgnisse aus wegen der erfolgten Mobilmachung  
seine schweren Besorgnisse aus wegen der erfolgten Mobilmachung <br>
der ganzen russischen Armee.  
der ganzen russischen Armee. <br>


Telegramm 149^9 des Reichskanzlers, wonach Graf Berchtold bereit  
Telegramm 149^9 des Reichskanzlers, wonach Graf Berchtold bereit <br>
ist, direkte Besprechung mit St. Petersburg aufzunehmen und sogar  
ist, direkte Besprechung mit St. Petersburg aufzunehmen und sogar <br>
Herrn Sasoncw Erläuterungen über Note an Serbien zu geben. Um  
Herrn Sasoncw Erläuterungen über Note an Serbien zu geben. Um <br>
12^0 begibt sich der Botschafter nach Peterhof und legt dem Zaren  
12^0 begibt sich der Botschafter nach Peterhof und legt dem Zaren <br>
den großen Ernst der Lage dar. Der Zar hofft, daß inzwischen  
den großen Ernst der Lage dar. Der Zar hofft, daß inzwischen <br>
abgegangenes Telegramm an S. M., in welchem sich Zar verpflichtet,  
abgegangenes Telegramm an S. M., in welchem sich Zar verpflichtet, <br>
solange noch Verhandlungen mit Wien schweben, die Feindseligkeiten  
solange noch Verhandlungen mit Wien schweben, die Feindseligkeiten <br>
nicht zu eröffnen, in Berlin beruhigen wird. Botschafter drückt  
nicht zu eröffnen, in Berlin beruhigen wird. Botschafter drückt <br>
Befürchtung aus, daß Telegramm zu spät kommt. Es gäbe jetzt  
Befürchtung aus, daß Telegramm zu spät kommt. Es gäbe jetzt <br>
nur ein Mittel, nämlich sofortige Einstellung der Kriegs Vorbereitungen.  
nur ein Mittel, nämlich sofortige Einstellung der Kriegs Vorbereitungen. <br>
Zar erklärt, daß dies technisch urmiögUch.  
Zar erklärt, daß dies technisch unmöglich. <br>


Nach der Audienz Besuch des Botschafters beim Hausminister  
Nach der Audienz Besuch des Botschafters beim Hausminister <br>
Grafen Fredericks, dem er ebenfalls seine großen Besorgnisse aus-  
Grafen Fredericks, dem er ebenfalls seine großen Besorgnisse aus- <br>
drückt. Darüber Telegramm 204  
drückt. Darüber Telegramm 204 <br>


Telegramm 153*^ des Reichskanzlers, eingegangen ii^^ nachm.  
Telegramm 153*^ des Reichskanzlers, eingegangen ii^^ nachm. <br>
Falls Rußland binnen 12 Stunden nicht erkläre, daß es Kriegsvor-  
Falls Rußland binnen 12 Stunden nicht erkläre, daß es Kriegsvor- <br>
bereitungen gegen Deutschland und Österreich einstelle, müsse Deutsch-  
bereitungen gegen Deutschland und Österreich einstelle, müsse Deutsch- <br>
land mobil machen. Vorläufig sei in Deutschland nur der Zustand  
land mobil machen. Vorläufig sei in Deutschland nur der Zustand <br>
der drohenden Kriegsgefahr erklärt. Der Botschafter richtet diesen  
der drohenden Kriegsgefahr erklärt. Der Botschafter richtet diesen <br>
Auftrag um Mitternacht vom 31. Juli auf den i. August aus.  
Auftrag um Mitternacht vom 31. Juli auf den i. August aus. <br>
Herr Sasonow weist auf technische Unmöglichkeit hin, die Mobihsation
Herr Sasonow weist auf technische Unmöglichkeit hin, die Mobilisation <br>
aufzuhalten*^, sowie auf Ehrenwort des Zaren, von Feindseligkeiten  
aufzuhalten*^, sowie auf Ehrenwort des Zaren, von Feindseligkeiten <br>
abzusehen, solange Verhandlungen mit Wien schweben. Botschafter  
abzusehen, solange Verhandlungen mit Wien schweben. Botschafter <br>
trägt Sasonow, ob er ilim erklären könne, daß Rußland auch dann  
trägt Sasonow, ob er ilim erklären könne, daß Rußland auch dann <br>
Frieden halten wolle, wenn Verhandlungen nicht zu befriedigendem  
Frieden halten wolle, wenn Verhandlungen nicht zu befriedigendem <br>
Resultat führen. Sasonow erwidert, eine solche Erklärung nicht  
Resultat führen. Sasonow erwidert, eine solche Erklärung nicht <br>
geben zu können. Hierauf entgegnet Botschafter, dann könne man  
geben zu können. Hierauf entgegnet Botschafter, dann könne man <br>
es auch Deutschland nicht verdenken, wenn es nicht länger mit  
es auch Deutschland nicht verdenken, wenn es nicht länger mit <br>
Mobilmachung warte.  
Mobilmachung warte. <br>


I. August, Sonnabend  
I. August, Sonnabend <br>


Botschafter schickt durch Attache von Bülow einen Brief an  
Botschafter schickt durch Attache von Bülow einen Brief an <br>
Graf Fredericks, in dem Emst der Situation, der durch deutsches  
Graf Fredericks, in dem Emst der Situation, der durch deutsches <br>
Ultimatum eingetreten, dargelegt wird. Der Brief besagt, nur so-  
Ultimatum eingetreten, dargelegt wird. Der Brief besagt, nur so- <br>


fortige Zurückziehung der Mobilmachung könne jetzt helfen. Wenn  
fortige Zurückziehung der Mobilmachung könne jetzt helfen. Wenn <br>
dies auch technisch schwierig sei, dem Kaiser von Rußland sei in dieser  
dies auch technisch schwierig sei, dem Kaiser von Rußland sei in dieser <br>
Beziehung alles möglich.  
Beziehung alles möglich. <br>


Herr von Bülow trifft in Peterhof ein, 15 Minuten bevor Graf  
Herr von Bülow trifft in Peterhof ein, 15 Minuten bevor Graf <br>
Fredericks sich zum Vortrag beim Zaren begibt. Botschafter schickt  
Fredericks sich zum Vortrag beim Zaren begibt. Botschafter schickt <br>
Botschaftsrat von Mutius zu dem einflußreichen Ackerbauminister  
Botschaftsrat von Mutius zu dem einflußreichen Ackerbauminister <br>
Kriwoschein mit dem Auftrag, diesem das Wesentliche aus dem  
Kriwoschein mit dem Auftrag, diesem das Wesentliche aus dem <br>
Briefe an Graf Fredericks mitzuteilen  
Briefe an Graf Fredericks mitzuteilen <br>


Telegramm 159 des Reichskanzlers : Auftrag des Reichskanzlers  
Telegramm 159 des Reichskanzlers : Auftrag des Reichskanzlers <br>
an den Botschafter, falls Sasonow die heute nacht verlangte bestimmte  
an den Botschafter, falls Sasonow die heute nacht verlangte bestimmte <br>
Erklärung nicht abgeben wolle, ihm eine im selben Telegramm  
Erklärung nicht abgeben wolle, ihm eine im selben Telegramm <br>
vorgeschriebene Note mit Kriegserklärung zu übergeben.  
vorgeschriebene Note mit Kriegserklärung zu übergeben. <br>


Telegramm 214 des Botschafters: Herr Sasonow habe die Er-  
Telegramm 214 des Botschafters: Herr Sasonow habe die Er- <br>
klärung verweigert. Vorgeschriebene Note sei daher um nachm.  
klärung verweigert. Vorgeschriebene Note sei daher um nachm. <br>
übergeben worden.  
übergeben worden. <br>


Nacht zum 2. August  
Nacht zum 2. August <br>


In der Nacht zum 2. August teilt Herr Sasonow um 4 Uhr  
In der Nacht zum 2. August teilt Herr Sasonow um 4 Uhr <br>
morgens dem Botschafter mit, es sei ein Telegramm Sr. M. des Kaisers  
morgens dem Botschafter mit, es sei ein Telegramm Sr. M. des Kaisers <br>
an den Zaren angelangt, das im Schlußsatz dringend bitte, vorläufig  
an den Zaren angelangt, das im Schlußsatz dringend bitte, vorläufig <br>
auf keinen Fall die Grenze zu überschreiten. — Sasonow bittet um  
auf keinen Fall die Grenze zu überschreiten. — Sasonow bittet um <br>
Aufklärung, wie dies Telegramm, das um 10*^ abends aufgegeben sei,  
Aufklärung, wie dies Telegramm, das um 10*^ abends aufgegeben sei, <br>
nachdem Botschafter um 7^ abends schon Kriegserklärung übergeben  
nachdem Botschafter um 7^ abends schon Kriegserklärung übergeben <br>
habe, zu erklären sei. Botschafter findet keine andere Erklärung,  
habe, zu erklären sei. Botschafter findet keine andere Erklärung, <br>
als daß das Telegramm wahrscheinlich schon am Tage vorher um  
als daß das Telegramm wahrscheinlich schon am Tage vorher um <br>
10*^ abends abgegangen sei. Botschafter erklärt sich bereit, in  
10*^ abends abgegangen sei. Botschafter erklärt sich bereit, in <br>
einem von Herrn Sasonow zu prüfenden Telegramm en clair in  
einem von Herrn Sasonow zu prüfenden Telegramm en clair in <br>
Berlin Aufklärung zu erbitten. Darüber Telegramm Nr. 215**.  
Berlin Aufklärung zu erbitten. Darüber Telegramm Nr. 215**. <br>


2. August, Sonntag  
2. August, Sonntag <br>


Am 2. August um 8^^ vorm. Abreise der Botschaft des General-  
Am 2. August um 8^^ vorm. Abreise der Botschaft des General- <br>
konsulats und des k. Bayerischen Gesandten über Abo nach Stockholm.  
konsulats und des k. Bayerischen Gesandten über Abo nach Stockholm. <br>


<hr>
<hr>
<sup>1</sup> Nach einer Niederschrift in den Akten des Auswärtigen Amts. Eingangs-  
<sup>1</sup> Nach einer Niederschrift in den Akten des Auswärtigen Amts. Eingangs- <br>
vermerk: 5. August 19 14 nachm.  
vermerk: 5. August 1914 nachm. <br>
 
<sup>2</sup> Siehe Nr. 198. <br>
<sup>2</sup> Siehe Nr. 198.  
<sup>3</sup> Siehe Nr. 230. <br>
' Siehe Nr. 230.  
<sup>4</sup> Siehe Nr. 219. <br>
* Siehe Nr. 219.  
<sup>5</sup> Siehe Nr. 282. <br>
s Siehe Nr. 282.  
<sup>6</sup> Siehe Nr. 198. <br>
6 Siehe Nr. 198.  
<sup>7</sup> Siehe Nr. 219. <br>
' Siehe Nr. 219.  
<sup>8</sup> Siehe Nr. 300. <br>
® Siehe Nr. 300.  
<sup>9</sup> Siehe Nr. 338. <br>
 
<sup>10</sup> Siehe Nr. 337. <br>
» Siehe Nr. 338.  
<sup>11</sup> Siehe Nr. 334 und 335 <br>
10 Siehe Nr. 337.  
<sup>12</sup> Siehe Nr. 344. <br>
" Siehe Nr. 334 und 335  
<sup>13</sup> Siehe Nr. 315. <br>
1* Siehe Nr. 344.  
<sup>14</sup>Siehe Nr. 343. <br>
Siehe Nr. 315.  
<sup>15</sup> Siehe Nr. 342. <br>
 
<sup>16</sup> Siehe Nr. 378. <br>
Siehe Nr. 343.  
<sup>17</sup> Siehe Nr. 342. <br>
1^ Siehe Nr. 342.  
<sup>18</sup> Siehe Nr. 370. <br>
16 Siehe Nr. 378.  
<sup>19</sup> Siehe Nr. 343. <br>
 
<sup>20</sup> Siehe Nr. 300. <br>
Siehe Nr. 342.  
<sup>21</sup> Siehe Nr. 315. <br>
1^ Siehe Nr. 370.  
<sup>22</sup> Siehe Nr. 401. <br>
1^ Siehe Nr. 343.  
<sup>23</sup> Siehe Nr. 412. <br>
 
<sup>24</sup> so irrig statt »für«; <br>
Siehe Nr. 300.  
<sup>25</sup> Siehe Nr. 410. <br>
'^^ Siehe Nr. 315.  
<sup>26</sup> Siehe Nr. 380. <br>
 
<sup>27</sup> Siehe Nr. 421. <br>
 
<sup>28</sup> Siehe Nr. 391. <br>
22 Siehe Nr. 401.  
<sup>29</sup> Siehe Nr. 392. <br>
 
<sup>30</sup> Siehe Nr. 397; Antwort auf Telegramm 185 der Botschaft (Nr. 365). <br>
23 Siehe Nr. 412.  
<sup>31</sup> Siehe Nr. 387. <br>
 
<sup>32</sup> Siehe Nr. 445. In der nächsten Zeile ist für »Zaren« wohl zu lesen: »Kaisers«. <br>
24 so irrig statt »für«;  
<sup>33</sup> Siehe Nr. 459. <br>
2^ Siehe Nr. 410.  
<sup>34</sup> Siehe Nr. 449. <br>
 
<sup>35</sup> Siehe Nr. 462. <br>
26 Siehe Nr. 380.  
<sup>36</sup> Siehe Nr. 473. <br>
 
<sup>37</sup> Siehe Nr. 527. <br>
27 Siehe Nr. 421.  
<sup>38</sup> Siehe Nr. 420, Anm. 2. <br>
2^ Siehe Nr. 391.  
<sup>39</sup> Siehe Nr. 444, Anm. 3. <br>
2^ Siehe Nr. 3Q2.  
<sup>40</sup> Siehe Nr. 535. <br>
Siehe Nr. 397; Antwort auf Telegramm 185 der Botschaft (Nr. 365).  
<sup>41</sup> Siehe Nr. 490. <br>
31 Siehe Nr. 387.  
<sup>42</sup> Siehe Nr. 536. <br>
 
<sup>43</sup> Siehe Nr. 539. <br>
Siehe Nr. 445. In der nächstenZeile ist für »Zaren« wohl zu lesen: »Kaisers«.  
<sup>44</sup> Siehe Nr. 542. <br>
'3 Siehe Nr. 459.  
<sup>45</sup> Siehe Nr. 588. <br>
3* Siehe Nr. 449.  
<sup>46</sup> Siehe Nr. 666. <br>
3* Siehe Nr. 462.  
 
Siehe Nr. 473.  
" Siehe Nr. 527.  
Siehe Nr. 420, Anm. 2.  
3^ Siehe Nr. 444, Anm. 3.  
*^ Siehe Nr. 535.  
*^ Siehe Nr. 490.  
*2 Siehe Nr. 536.  
 
43 Siehe Nr. 539.  
 
Siehe Nr. 542.  
« Siehe Nr. 588.  
*6 Siehe Nr. 666.

Revision as of 20:07, 10 October 2015

WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 4 > Anhang V.


Durch die Botschaft in Petersburg zusammengestellte chronologische Obersicht der letzten Ereignisse nebst aktenmäßigen Belegen1


24. J u l i , Freitag

Graf Szäpäry gibt Herrn Sasonow Kenntnis von der österreichischen
Note vom 23.

Erster Ministerrat.

Abends Unterredung des Botschafters mit Herrn Sasonow.

25. Juli, Sonnabend

Mittags Ministerrat in Krasnoje : Zurückziehung der Truppen aus
dem Lager und offenbar weitgehende mihtärische Vorbereitungen.

26. Juli, Sonntag

Gemeinsame Fahrt des Botschafters mit Herrn Sasonow von
Zarskoje nach Petersburg: Hinweis des Botschafters auf die ver-
söhnliche Sprache von Graf Szäpäry und dringender Rat des
Botschafters an den Minister, mit Graf Szäpäry, mit dem bis dahin
nur kurze erregte Unterhaltung bei Mitteilung der Note stattgefunden
hatte, die Sache ruhig zu besprechen.

Anregung höherer Offiziere aus der Umgebung des Zaren eines
direkten Allerhöchsten Telegramms an den Zaren.

Nachmittags die vom Botschafter angeratene Unterredung
Herrn Sasonows mit Graf Szäpäry (letzterer hatte schon von sich
au^ um diese Unterredung gebeten).

Beide Teile äußerten sich darüber befriedigt.

Herr Sasonow dankte dem Botschafter in warmen Worten fü
der Rat, mit Graf Szäpäry zu sprechen. Telegramm des Reichs
kanzlers, in dem darauf hingewiesen wird, daß, nachdem Österreich
erklärt hat, keinen territorialen Gewinn zu wollen, Erhaltung des
europäischen Friedens nur von Rußland abhänge (Nr. 126 aus Berlin) ^.

Im Hinblick auf eine im Kreise der Militärattaches verbreitete
Nachricht, wonach angeblich an mehrere russische Armeekorps der
Westgrenze Mobilmachungsordre ergangen sei, erste Warnung des
Botschafters unter Hinweis auf große Gefahren solcher Maßregel, die
leicht Gegenmaßregeln hervorrufen könnten (Nr. 164 aus Petersburg) 8.

Communiqu6 der Botschaft, wonach Deutschland Österreich nicht
angestiftet und die Note vorher nicht gekannt habe, dem Informations-
büro und Peterhof zugeschickt. Die Veröffenthchung erfolgt am
nächsten Tage in der Frühe. Unterredung des Mihtärattach^s
von Eggeling mit dem Kriegsminister. Letzterer erklärt, Rußland
wünsche Frieden mit Deutschland. Der Kriegsminister gibt sein
Ehrenwort, daß noch keine Mobilmachungsordre ergangen, nur vor-
bereitende Maßnahmen angeordnet seien. Sobald Österreich die
serbische Grenze überschreitet, würde Mobilmachungsordre für die
Mihtärbezirke Kiew, Odessa, Moskau, Kasan erfolgen, aber nicht für
die Militärbezirke auf deutscher Front : Warschau, Wilna, Petersburg.

27. Juli, Montag

Telegramm vom Reichskanzler Nr. 128^: Neue Warnung vor
Mobilmachung mit Hinweis auf die notwendigen Konsequenzen der-
selben. Unsere Mobilmachung würde den Krieg zugleich gegen
Rußland und Frankreich bedeuten. Der Reichskanzler spricht Er-
wartung aus, Rußland werde, angesichts österreichischen territorialen
Desinteressements, abwartende Stellung einnehmen. Deutschland
werde den Wunsch Rußlands, den Bestand des Königreichs Serbien
nicht in Frage zu stellen, um so mehr unterstützen können, als
Österreich erklärt hat, diesen Bestand nicht in Frage stellen zu wollen.

Telegramm des Botschafters am selben Tage (Nr. 167^) über
Erledigung der Telegramme 126* und 128'; Unterredung des
Botschafters mit Herrn Sasonow, worin wesentlich beruhigtere
Stimmung des Ministers zum Ausdruck kam.

Bericht über die Stimmung; geringe Teilnahme der öffenthchen
Meinung.

Ausführlicher Bericht des Älilitärattach^s über seine Unter-
redung mit dem Kriegsminister vom 26. mit daran anschließender
Beurteilung der militärischen Lage.

Es geht die Nachricht über die Minensperre in Dünamünde ein
sowie über Bereitstellung von Waggons im Gebiet von Riga.

28. Juli, Dienstag

Eingang eines Telegramms des Generalstabes vom 27., daß auf
Erklärung von Sasonow hin — daß gegen uns keine Mobilmachung
beabsichtigt — auch in Deutschland keine militärischen Maßnahmen
beabsichtigt seien.

Telegramm 130^ aus Berlin: Dank für Mitteilung von Sasonow
und vom versöhnlichen Geiste derselben. Weitere Hoffnung, daß
im Hinbhck auf territoriale Desinteressierung Österreichs Basis zur
Verständigung gefunden werden könne.

Erscheinen der serbischen Antwortnote.

Telegramm 177 • des Botschafters : Versuch Herrn Sasonows, den
Botschafter davon zu überzeugen, daß serbische Note im Grunde
alle berechtigten Forderungen Österreichs erfülle. Der Botschafter
weist den Minister auf ims zugegangene Nachrichten hin, wonach
russische militärische Vorbereitungen weit über das dem Mihtär-
attache angegebene Maß hin ausgehe [n]. Wiederholte dringende Warnung
des Botschafters vor militärischen Maßnahmen.

Telegramm des Herrn Generalleutnants v. Chelius^** über Unter-
redung des Generals ä la suite Fürsten Trubetzkoi, wonach nach
Ansicht des Hauptquartiers Serbien die Note Österreichs zurück-
weisen müßte. Komme es zum Krieg zwischen Serbien imd Öster-
reich, könne Rußland Serbien nie im Stiche lassen. Nochmaliger
Rat, Kaiser Wilhelm möchte Österreich zur Nachgiebigkeit raten.

29. Juli, Mittwoch

Mitteilung seitens des Auswärtigen Amts eines Telegramms
Sr. M. an den Zaren (Nr. 132 des Auswärtigen Amts).

Bekanntwerden der Kriegserklärung Österreichs an Serbien.

Telegramm des Generalleutnants v. CheHus über Stimmung in
der Umgebung des Kaisers, welche nach der Kriegserklärung einen
allgemeinen Krieg für fast unvermeidlich hält. Österreich suche und
wolle den Krieg.

Telegramm 131 des Reichskanzlers: Deutschland ist fortgesetzt
bemülit, Österreich zu offener Aussprache mit Petersburg mit dem
Ziel zu veranlassen, Zweck und Umfang österreichischen Vorgehens
in Serbien in unanfechtbarer, hoffentlich Rußland befriedigender
Weise klarzulegen. Die inzwischen erfolgte Kriegserklärung ändere
daran nichts.

Telegramm 183 des Botschafters : Herr Sasonow behauptet,
Österreich lehne direkte Besprechung kategorisch ab. Daher sei
Rückkehr zu Greyschem Vorschlag angezeigt. Demgegenüber weist
Botschafter darauf hin, daß der russische Mobilmachungsbefehl für
die Mihtärbezirke an österreichischer Grenze, falls derselbe wirklich,
wie behauptet würde, unmittelbar bevorstehe, schwerer Fehler sei.
Herr Sasonow stellt unmittelbar bevorstehende Mobilmachung nicht
in Abrede.

Telegranmi 134^^ des Reichskanzlers: Sehr ernste Warnung vor
Fortschreiten weiterer russischer Mobilmachungsmaßnahmen, da sie
uns zur Mobilmachung zwängen und dadurch europäischer Krieg
kaum noch aufzuhalten sei.

Telegramm 187^* des Botschafters : Erledigung des Reichskanzler-
telegramms 134^'. Herr Sasonow nahm die Mitteilung sehr ernst
entgegen und wollte dem Zaren Meldung machen.

Dem Grafen Szäpäry gegenüber gibt Herr Sasonow von neuem
Mobilmachung zu, erläutert dieselbe aber dahin, daß sie keineswegs
Krieg bedeute, sondern nur Zustand bewaffneter Neutralität zum
Ausdruck bringen wolle. Veröffentlichung des Verbots des Schären-
fahrwassers. Am 2g. nachm. läßt der Generalstabschef den Militär-
attache kommen und bestätigt ihm auf Ehrenwort die Versicherung
des Kriegsministers vom 26. : bis jetzt sei keinerlei Mobilmachung
angeordnet ; die Mobilmachung auf der deutschen Front (Militär-
bezirke Warschau, Wilna, Petersburg) vorläufig nicht beabsichtigt^®.

Telegramm des Botschafters 183^^ über Verwertung der Berliner
Telegramme 130 und 131 21 : Beide Telegramme hätten guten Ein-
druck bei Herrn Sasonow gemacht, der aber darauf hinweise, daß
Österreich offenbar nach wie vor nicht auf direkte Besprechungen
eingehen wolle. Daher sei Mobilmachung der Korpsbezirke an der
österreichischen Grenze notwendig geworden. Botschafter äußert
seine sehr ernsten Bedenken gegen diese Maßregel. Herr Sasonow er-
widert, die Mobilmachung in Rußland habe nicht dieselbe Tragweite
wie in Westeuropa. Botschafter erwidert, diese Erklärung beruhige
ihn in keiner Weise, im HinbHck auf zu erwartende Gegenmaßregel,
und hebt hervor, daß ihm jede Drohung fernHege, daß er aber nicht
umhin könne, auf unsere allgemein bekannten Bündnisverpflichtungen
hinzuweisen.

30. Juli, Donnerstag

Um Mitternacht (29./30.) läßt Herr Sasonowden Botschafter kommen ;
iV2Stündige Unterredung : Herr Sasonow wünscht Deutschland durch-
aus zur Teilnahme an Konversation zu Vieren zu bewegen. Bot-
schafter erwidert, die Konversation schiene ihm sehr schwierig, wenn
nicht unmöglich, seitdem Rußland verhängnisvollen Schritt der Mobil-
machung getan hätte (Telegramm 189)22.

Telegramm 190 Ergänzung des Telegramms über die nächt-
liche Unterredung. Herr Sasonow wünsche Druck von Deutschland
auf Österreich. Erwiderung des Botschafters, dies sei einer Groß-
macht gegenüber einem Verbündeten, der in gerechter Sache zu den
Waffen gegriffen habe, nicht möglich. Wir würden dadurch Stellung
Österreichs als Großmacht, die von 2* uns von größtem Wert sei,
selbst untergraben.

Morgenblätter veröffentHchen den Befehl der Reservisteneinzie-
hungen der Militärbezirke Moskau, Odessa, Kiew, Kasan ; der Kosaken-
heere Don, Kuban, Terek, Astrachan, Orenburg, Ural sowie für die
Flotte auch in Teilen der nördlichen Gebiete (Nr. 191 des Militär-
attachés)2^

Telegramm des Reichskanzlers Nr. 13926: Hinweis darauf, daß
russische Mobilmachung an österreichischer Grenze österreichische
Mobilmachung zur Folge haben wird. Um womöglich Katastrophe
noch abzuwenden, wird Deutschland in Wien auf nochmalige for-
melle Erklärung territorialen Desinteressements Österreichs in Serbien
drücken sowie darauf, daß militärische Maßnahmen nur vorüber-
gehende Besetzung beabsichtigen. Gebe Österreich solche Erklärung
ab, habe Rußland alles erreicht, was es will.

Telegramm 192 2^ des Botschafters : Antwort auf Telegramm 139 :
Herr Sasonow erwidert, Erklärung territorialen Desinteressements
Österreichs könne ihm nicht genügen. Andere Politik könne er nicht
vertreten, ohne Leben des Zaren zu gefährden. Um guten Willen
zu zeigen, bittet Botschafter den Minister, die russischen Forderungen,
obgleich ihre Erfüllung aussichtslos erscheine, schriftlich zu formu-
lieren. Herr Sasonow entspricht diesem Wunsch.

Telegramm 141 28 des Auswärtigen Amts : Mitteilung der Ant-
wort des Zaren auf Telegramm Sr. M.

Telegramm 142 2» des Reichskanzlers mit dem Auftrag, Herrn
Sasonow zu sagen, daß Deutschland weiter vermittelt, daß jedoch

Voraussetzung einstweiliges Unterbleiben jeder Feindseligkeit gegen
Österreich seitens Rußland sei.

Telegramm 143 des Reichskanzlers : Antwort auf Telegramm 185
der Botschaft : Die Ablehnung Wiens, in Besprechungen einzutreten,
müsse vor letzter deutscher Demarche in Wien erfolgt sein, über
deren Ergebnis Meldung in BerÜn noch ausstehe.

Telegramm 140 des Reichskanzlers : Mitteilung eines Tele-
gramms des Zaren an S. M., welches sich mit dem ersten Tele-
gramm Allerhöchst desselben gekreuzt haben müsse.

Telegramm des Generalleutnants von Chehus Nr. 195 ^2 : Fürst
Trabet zkoi sagt, das Telegramm des Zaren habe leider nichts mehr
ändern können, denn Mobilisation gegen Österreich sei befohlen
gewesen.

Telegramm 196 des Botschafters : Marineminister habe Sasonow
mitgeteilt, daß mobilisierte deutsche Flotte vor Danzig liege.

Telegramm 197 ^* des Botschafters : Verwendung der Telegramme
142 und 143 des Reichskanzlers bei Sasonow. Letzterer sagt zu,
daß Rußland von Feindseligkeit gegen Österreich absehen wolle,
falls es nicht von Österreich provoziert werde. Im übrigen Fest-
halten Sasonows an seinem bekannten Standpunkt.

Telegramm 146 des Reichskanzlers [vgl. Nr. 413]: Mitteilung eines
in der Nacht eingetroffenen Telegramms des Zaren an S. M.

31. J u l i, F r e i t a g

Telegramm 150 3^ des Auswärtigen Amts: Dementierung der
Nachricht, daß deutsche Flotte mobilgemacht vor Danzig steht.

Telegramm 199 ^* des Botschafters und Militärbevollmächtigten :
Allgemeine Mobihsation des Heeres und der Flotte befohlen; erster
Mobilmachungstag 31. Juli.

Botschafter begibt sich zu Neratow, da Sasonow in Peterhof,
teilt ihm Dementi der Nachricht der deutschen Flotte vor Danzig
mit und äußert seine allerernstesten Bedenken gegen Mobilmachung
der ganzen russischen Armee, welche vielleicht nicht wieder gutzu-
machende Folgen bereits hervorgerufen habe.

Neratow sehr bestürzt. Botschafter übergibt ihm zugleich ein
Resümee seiner letzten Unterredungen mit Herrn Sasonow, damit im
Hinblick auf bevorstehende schwerwiegende Entscheidungen auch
deutscher Standpunkt schriftlich festgelegt sei. Darüber Telegramm
206 des Botschafters.

Telegramm 148 des Reichskanzlers : Mitteilung eines Tele-
gramms Sr. Majestät an den Zaren.

Botschafter ruft den in Peterhof befindlichen Minister Sasonow
ans Telephon und spricht ihm im selben Sinne wie Herrn Neratow
seine schweren Besorgnisse aus wegen der erfolgten Mobilmachung
der ganzen russischen Armee.

Telegramm 149^9 des Reichskanzlers, wonach Graf Berchtold bereit
ist, direkte Besprechung mit St. Petersburg aufzunehmen und sogar
Herrn Sasoncw Erläuterungen über Note an Serbien zu geben. Um
12^0 begibt sich der Botschafter nach Peterhof und legt dem Zaren
den großen Ernst der Lage dar. Der Zar hofft, daß inzwischen
abgegangenes Telegramm an S. M., in welchem sich Zar verpflichtet,
solange noch Verhandlungen mit Wien schweben, die Feindseligkeiten
nicht zu eröffnen, in Berlin beruhigen wird. Botschafter drückt
Befürchtung aus, daß Telegramm zu spät kommt. Es gäbe jetzt
nur ein Mittel, nämlich sofortige Einstellung der Kriegs Vorbereitungen.
Zar erklärt, daß dies technisch unmöglich.

Nach der Audienz Besuch des Botschafters beim Hausminister
Grafen Fredericks, dem er ebenfalls seine großen Besorgnisse aus-
drückt. Darüber Telegramm 204

Telegramm 153*^ des Reichskanzlers, eingegangen ii^^ nachm.
Falls Rußland binnen 12 Stunden nicht erkläre, daß es Kriegsvor-
bereitungen gegen Deutschland und Österreich einstelle, müsse Deutsch-
land mobil machen. Vorläufig sei in Deutschland nur der Zustand
der drohenden Kriegsgefahr erklärt. Der Botschafter richtet diesen
Auftrag um Mitternacht vom 31. Juli auf den i. August aus.
Herr Sasonow weist auf technische Unmöglichkeit hin, die Mobilisation
aufzuhalten*^, sowie auf Ehrenwort des Zaren, von Feindseligkeiten
abzusehen, solange Verhandlungen mit Wien schweben. Botschafter
trägt Sasonow, ob er ilim erklären könne, daß Rußland auch dann
Frieden halten wolle, wenn Verhandlungen nicht zu befriedigendem
Resultat führen. Sasonow erwidert, eine solche Erklärung nicht
geben zu können. Hierauf entgegnet Botschafter, dann könne man
es auch Deutschland nicht verdenken, wenn es nicht länger mit
Mobilmachung warte.

I. August, Sonnabend

Botschafter schickt durch Attache von Bülow einen Brief an
Graf Fredericks, in dem Emst der Situation, der durch deutsches
Ultimatum eingetreten, dargelegt wird. Der Brief besagt, nur so-

fortige Zurückziehung der Mobilmachung könne jetzt helfen. Wenn
dies auch technisch schwierig sei, dem Kaiser von Rußland sei in dieser
Beziehung alles möglich.

Herr von Bülow trifft in Peterhof ein, 15 Minuten bevor Graf
Fredericks sich zum Vortrag beim Zaren begibt. Botschafter schickt
Botschaftsrat von Mutius zu dem einflußreichen Ackerbauminister
Kriwoschein mit dem Auftrag, diesem das Wesentliche aus dem
Briefe an Graf Fredericks mitzuteilen

Telegramm 159 des Reichskanzlers : Auftrag des Reichskanzlers
an den Botschafter, falls Sasonow die heute nacht verlangte bestimmte
Erklärung nicht abgeben wolle, ihm eine im selben Telegramm
vorgeschriebene Note mit Kriegserklärung zu übergeben.

Telegramm 214 des Botschafters: Herr Sasonow habe die Er-
klärung verweigert. Vorgeschriebene Note sei daher um nachm.
übergeben worden.

Nacht zum 2. August

In der Nacht zum 2. August teilt Herr Sasonow um 4 Uhr
morgens dem Botschafter mit, es sei ein Telegramm Sr. M. des Kaisers
an den Zaren angelangt, das im Schlußsatz dringend bitte, vorläufig
auf keinen Fall die Grenze zu überschreiten. — Sasonow bittet um
Aufklärung, wie dies Telegramm, das um 10*^ abends aufgegeben sei,
nachdem Botschafter um 7^ abends schon Kriegserklärung übergeben
habe, zu erklären sei. Botschafter findet keine andere Erklärung,
als daß das Telegramm wahrscheinlich schon am Tage vorher um
10*^ abends abgegangen sei. Botschafter erklärt sich bereit, in
einem von Herrn Sasonow zu prüfenden Telegramm en clair in
Berlin Aufklärung zu erbitten. Darüber Telegramm Nr. 215**.

2. August, Sonntag

Am 2. August um 8^^ vorm. Abreise der Botschaft des General-
konsulats und des k. Bayerischen Gesandten über Abo nach Stockholm.


1 Nach einer Niederschrift in den Akten des Auswärtigen Amts. Eingangs-
vermerk: 5. August 1914 nachm.
2 Siehe Nr. 198.
3 Siehe Nr. 230.
4 Siehe Nr. 219.
5 Siehe Nr. 282.
6 Siehe Nr. 198.
7 Siehe Nr. 219.
8 Siehe Nr. 300.
9 Siehe Nr. 338.
10 Siehe Nr. 337.
11 Siehe Nr. 334 und 335
12 Siehe Nr. 344.
13 Siehe Nr. 315.
14Siehe Nr. 343.
15 Siehe Nr. 342.
16 Siehe Nr. 378.
17 Siehe Nr. 342.
18 Siehe Nr. 370.
19 Siehe Nr. 343.
20 Siehe Nr. 300.
21 Siehe Nr. 315.
22 Siehe Nr. 401.
23 Siehe Nr. 412.
24 so irrig statt »für«;
25 Siehe Nr. 410.
26 Siehe Nr. 380.
27 Siehe Nr. 421.
28 Siehe Nr. 391.
29 Siehe Nr. 392.
30 Siehe Nr. 397; Antwort auf Telegramm 185 der Botschaft (Nr. 365).
31 Siehe Nr. 387.
32 Siehe Nr. 445. In der nächsten Zeile ist für »Zaren« wohl zu lesen: »Kaisers«.
33 Siehe Nr. 459.
34 Siehe Nr. 449.
35 Siehe Nr. 462.
36 Siehe Nr. 473.
37 Siehe Nr. 527.
38 Siehe Nr. 420, Anm. 2.
39 Siehe Nr. 444, Anm. 3.
40 Siehe Nr. 535.
41 Siehe Nr. 490.
42 Siehe Nr. 536.
43 Siehe Nr. 539.
44 Siehe Nr. 542.
45 Siehe Nr. 588.
46 Siehe Nr. 666.