II, 9. Graf Szécsen an Grafen Berchtold, 24. Juli 1914: Difference between revisions

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Graf Szécsen an Grafen Berchtold<ref>Vgl. die Fassung im Österreichisch-ungarischen Rotbuch, Nr. 11.</ref></center>




Telegramm Nr. 119
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P a r i s ,  den 24. Juli 1914<br>
Aufg. 4 Uhr 55 M. p. m.<br>
Eingetr. 9 Uhr  • / .  a. m. 25./7.</p>
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C h i f f r e</center>
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    Serbien.
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    Bezug auf Erlaß 3428 vom 20.1. M.<ref>Siehe I, Nr. 30. </ref>
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    Habe soeben dem mit der Vertretung des abwesenden Ministers des Äußern betrauten Justizminister Erlaß von gleicher Nr. 3428 vorgelesen und Kopie hinterlassen. Herr Bienvenu Martin, der durch heutige Morgenblätter vom Inhalt unserer Demarche in Belgrad beiläufig informiert war, schien durch meine Mitteilung ziemlich impressioniert. Er ließ sich in keine nähere Erörterung des Textes ein, gab aber bereitwillig zu, daß die Ereignisse der letzten Zeit und die Haltung der serbischen Regierung ein energisches Einschreiten unsererseits ganz begreiflich erscheinen lassen.
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    Punkt 5 der in Belgrad überreichten Note schien dem Minister besonders aufzufallen, denn er ließ sich denselben zweimal vorlesen.
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    Minister dankte mir für meine Mitteilung, die, wie er sagte, eingehend geprüft werden würde. Ich nahm die Gelegenheit wahr, um zu betonen, daß es sich um eine Frage handle, die direkt zwischen Serbien und uns ausgetragen werden muß, daß es aber im allgemeinen europäischen Interesse liege, wenn die Unruhe, die seit Jahren durch die serbischen Stänkereien gegen uns aufrechterhalten werde, endlich einem klaren Zustand Platz mache.
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    Alle Freunde des Friedens und der Ordnung, und zu diesen zähle ich Frankreich in erster Linie, sollten daher Serbien ernstlich raten, seine Haltung gründlich zu ändern und unseren berechtigten Forderungen Rechnung zu tragen.
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    Der Minister gab zu, daß Serbien die Pflicht habe, gegen etwaige Komplizen der Mörder von Sarajevo energisch vorzugehen, welcher Pflicht es sich wohl nicht entziehen werde. Unter nachdrücklicher Betonung der Sympathie Frankreichs für Österreich-Ungarn und der zwischen unseren beiden Ländern bestehenden guten Beziehungen sprach er Hoffnung aus, daß die Streitfrage friedlich in einer unseren Wünschen entsprechenden Weise ausgetragen werden wird.
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    Minister vermied jeden Versuch, die Haltung Serbiens irgendwie zu verteidigen und zu beschönigen.
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    Auf die Leitung auswärtiger Politik hat Herr Bienvenu Martin natürlich keinen Einfluß.
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WWI Archive > Dokumente zum Kriegsausbruch > II, 9. Graf Szécsen an Grafen Berchtold, 24. Juli 1914



Graf Szécsen an Grafen Berchtold[1]


Telegramm Nr. 119


P a r i s , den 24. Juli 1914
Aufg. 4 Uhr 55 M. p. m.
Eingetr. 9 Uhr • / . a. m. 25./7.


C h i f f r e


Serbien.

Bezug auf Erlaß 3428 vom 20.1. M.[2]

Habe soeben dem mit der Vertretung des abwesenden Ministers des Äußern betrauten Justizminister Erlaß von gleicher Nr. 3428 vorgelesen und Kopie hinterlassen. Herr Bienvenu Martin, der durch heutige Morgenblätter vom Inhalt unserer Demarche in Belgrad beiläufig informiert war, schien durch meine Mitteilung ziemlich impressioniert. Er ließ sich in keine nähere Erörterung des Textes ein, gab aber bereitwillig zu, daß die Ereignisse der letzten Zeit und die Haltung der serbischen Regierung ein energisches Einschreiten unsererseits ganz begreiflich erscheinen lassen.

Punkt 5 der in Belgrad überreichten Note schien dem Minister besonders aufzufallen, denn er ließ sich denselben zweimal vorlesen.

Minister dankte mir für meine Mitteilung, die, wie er sagte, eingehend geprüft werden würde. Ich nahm die Gelegenheit wahr, um zu betonen, daß es sich um eine Frage handle, die direkt zwischen Serbien und uns ausgetragen werden muß, daß es aber im allgemeinen europäischen Interesse liege, wenn die Unruhe, die seit Jahren durch die serbischen Stänkereien gegen uns aufrechterhalten werde, endlich einem klaren Zustand Platz mache.

Alle Freunde des Friedens und der Ordnung, und zu diesen zähle ich Frankreich in erster Linie, sollten daher Serbien ernstlich raten, seine Haltung gründlich zu ändern und unseren berechtigten Forderungen Rechnung zu tragen.

Der Minister gab zu, daß Serbien die Pflicht habe, gegen etwaige Komplizen der Mörder von Sarajevo energisch vorzugehen, welcher Pflicht es sich wohl nicht entziehen werde. Unter nachdrücklicher Betonung der Sympathie Frankreichs für Österreich-Ungarn und der zwischen unseren beiden Ländern bestehenden guten Beziehungen sprach er Hoffnung aus, daß die Streitfrage friedlich in einer unseren Wünschen entsprechenden Weise ausgetragen werden wird.

Minister vermied jeden Versuch, die Haltung Serbiens irgendwie zu verteidigen und zu beschönigen.

Auf die Leitung auswärtiger Politik hat Herr Bienvenu Martin natürlich keinen Einfluß.




  1. Vgl. die Fassung im Österreichisch-ungarischen Rotbuch, Nr. 11.
  2. Siehe I, Nr. 30.



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