II, 93. Graf Szápáry an Grafen Berchtold, 28. Juli 1914

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Telegramm Nr. 172


P e t e r s b u r g , den 28. Juli 1914            
Aufg. 1 Uhr 20 M. a. m.            
Eingetr. 8 Uhr • / . p. m.            


C h i f f r e


Euer Exzellenz Chiffreweisung Nr. 3530[1] heute erst spät nachmittags eingelangt, speziell Erlaß mit Dossier noch ausständig. Gedenke mich morgen bei Herrn Sazonow im Sinne obiger Weisung auszusprechen.

Wie mir deutscher Kollege, der heute Sazonow sah, mitteilte, verharrt Minister in optimistischer Auffassung, deren Gründe weder deutschem Botschafter noch mir erfindlich sind. Auch heute geführte ernste Sprache Grafen Pourtalès sei an Herrn Sazonow ziemlich wirkungslos abgeprallt.

Heutige Presse voll Nachrichten, daß Sprache deutscher Diplomaten, weil politischer Fehler, verändert, daß Deutschland Mediation nicht ablehnend gegenübersteht, daß mit einem Ausgleiche zu rechnen sei usw. Emissäre, wie Schelking, und Politiker versuchen auf der Botschaft Haltung Deutschlands zu denunzieren. Da Annahme tatsächlicher . . . . . . [2] ausgeschlossen, bleibt nur Hypothese eines Versuches übrig, in letzter Stunde zwischen Österreich-Ungarn und Deutschland einen Keil zu treiben.

Ausbleiben der im Auslande gleich für die allerersten Tage nach Ablauf des Ultimatums erwarteten militärischen Operationen scheint Anlaß zu irriger Interpretation zu bilden, Österreich-Ungarns Entschlossenheit (vielleicht infolge Haltung Deutschlands) nicht unabänderlich, und es sei noch Gelegenheit zu Verhandlungen geboten.




  1. Siehe II, Nr. 42. (Zurück)
  2. Chiffre fehlt.



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