III, 142. Graf Berchtold an die k. u. k. Botschafter in Rom und Berlin, 5. August 1914: Difference between revisions

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W i e n ,  den 5. August 1914<br>
Chiffr. 4 Uhr  • / .  a. m.</p>




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        Adresse:<br>
    1. Herr  v o n  M é r e y  in Rom, Nr. 954<br>
    2. Graf  S z ö g y é n y  in Berlin, Nr. 358</blockquote>
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I</center>
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    Erhalten Euer Exzellenz Telegramm Nr. 597 vom 4. 1. M.<ref>Siehe III, Nr. 127.    (Zurück)</ref>
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    Ich billige vollkommen Euer Exzellenz Haltung gegenüber der Bemerkung Marquis di San Giulianos das Trentino betreffend.
</blockquote>
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    Sollte Marquis di San Giuliano nochmals Euer Exzellenz gegenüber auf das Trentino zu sprechen kommen, wollen Hochdieselben eine Konversation über diesen Punkt ablehnen und sich darauf beschränken zu bemerken, daß Artikel VII eine Verständigung über die Kompensation vorsehe und es merkwürdig sei, daß Italien als  e i n z i g  d e n k b a r e  Kompensation ein Gebiet nenne, das die Monarchie sich aus dem eigenen Fleische herausschneiden müßte.</blockquote>
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    Im Verfolge meines Telegrammes Nr.357 von heute.
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    Herr von Mérey telegraphiert unter dem gestrigen wie folgt<ref>Vgl. III, Nr. 127.    (Zurück)</ref>:
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    »In der gestrigen Unterredung Ministers des Äußern setzte derselbe wieder Gründe, welche Italien zur Neutralität zwingen, auseinander. Dabei führte er unter anderem aus, daß die enormen Opfer und Gefahren für Italien in keinem Verhältnisse zu dem Gewinne stünden. Nizza sei nicht nur französisch, sondern von Italien selbst seinerzeit abgetreten worden. Tunis sei eine schöne Kolonie, aber deren habe Italien eher schon zu viel. Albanische Gebiete können einem national gemischten Staate wie die Monarchie sich anfügen, aber für einen national einheitlichen Staat wäre sie eine Last. Anders stünde es, so schloß er, wenn es sich um das Tentrino [sic] handeln würde. Das wäre die einzig denkbare Kompensation. Ich schnitt das Gespräch an diesem Punkte mit der Bemerkung ab, daß, wenn ich im Laufe der Jahre in unseren vielen, oft heftigen Diskussionen mitunter undiplomatisch scharfe Äußerungen gemacht habe, ich in diesem Momente diesen Fehler gutmache, in dem ich ihm auf seine inadmissiblen Ausführungen nicht mit einer Sottise antworte.
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    Daß Marquis di San Giuliano jetzt bereits vom Trentino zu sprechen wagt, ist charakteristisch und ein schlechtes Zeichen.«</blockquote>
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    Ich antwortete Herrn von Mérey wie folgt:</blockquote>
<center>(Folgt der Text sub I.)</center>
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    »Ich billige . . .« bis » . . . herausschneiden müßte«
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    Euer Exzellenz wollen vorstehendes Herrn von Jagow mitteilen und beifügen, daß diese unsere Stellungnahme nicht allein durch Rücksichten auf unser Prestige begründet ist. Wir müßten uns auch den Eindruck vor Augen halten, den ein freiwilliger Verzicht eines von Italienern bewohnten Gebietes bei anderen Nachbarstaaten der Monarchie hervorrufen würde, die darin ein Präzedenz für ihre nationalen Ambitionen erblicken müßten und mit gleichen Chantageversuchen hervortreten würden.</blockquote>
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Revision as of 11:26, 29 March 2009

WWI Archive > Dokumente zum Kriegsausbruch > III, 142. Graf Berchtold an die k. u. k. Botschafter in Rom und Berlin, 5. August 1914



W i e n , den 5. August 1914
Chiffr. 4 Uhr • / . a. m.


Adresse:
1. Herr v o n M é r e y in Rom, Nr. 954

2. Graf S z ö g y é n y in Berlin, Nr. 358


G e h e i m


I


Erhalten Euer Exzellenz Telegramm Nr. 597 vom 4. 1. M.[1]

Ich billige vollkommen Euer Exzellenz Haltung gegenüber der Bemerkung Marquis di San Giulianos das Trentino betreffend.

Sollte Marquis di San Giuliano nochmals Euer Exzellenz gegenüber auf das Trentino zu sprechen kommen, wollen Hochdieselben eine Konversation über diesen Punkt ablehnen und sich darauf beschränken zu bemerken, daß Artikel VII eine Verständigung über die Kompensation vorsehe und es merkwürdig sei, daß Italien als e i n z i g d e n k b a r e Kompensation ein Gebiet nenne, das die Monarchie sich aus dem eigenen Fleische herausschneiden müßte.


2


Im Verfolge meines Telegrammes Nr.357 von heute.

Herr von Mérey telegraphiert unter dem gestrigen wie folgt[2]:

»In der gestrigen Unterredung Ministers des Äußern setzte derselbe wieder Gründe, welche Italien zur Neutralität zwingen, auseinander. Dabei führte er unter anderem aus, daß die enormen Opfer und Gefahren für Italien in keinem Verhältnisse zu dem Gewinne stünden. Nizza sei nicht nur französisch, sondern von Italien selbst seinerzeit abgetreten worden. Tunis sei eine schöne Kolonie, aber deren habe Italien eher schon zu viel. Albanische Gebiete können einem national gemischten Staate wie die Monarchie sich anfügen, aber für einen national einheitlichen Staat wäre sie eine Last. Anders stünde es, so schloß er, wenn es sich um das Tentrino [sic] handeln würde. Das wäre die einzig denkbare Kompensation. Ich schnitt das Gespräch an diesem Punkte mit der Bemerkung ab, daß, wenn ich im Laufe der Jahre in unseren vielen, oft heftigen Diskussionen mitunter undiplomatisch scharfe Äußerungen gemacht habe, ich in diesem Momente diesen Fehler gutmache, in dem ich ihm auf seine inadmissiblen Ausführungen nicht mit einer Sottise antworte.

Daß Marquis di San Giuliano jetzt bereits vom Trentino zu sprechen wagt, ist charakteristisch und ein schlechtes Zeichen.«

Ich antwortete Herrn von Mérey wie folgt:


(Folgt der Text sub I.)


»Ich billige . . .« bis » . . . herausschneiden müßte«

Euer Exzellenz wollen vorstehendes Herrn von Jagow mitteilen und beifügen, daß diese unsere Stellungnahme nicht allein durch Rücksichten auf unser Prestige begründet ist. Wir müßten uns auch den Eindruck vor Augen halten, den ein freiwilliger Verzicht eines von Italienern bewohnten Gebietes bei anderen Nachbarstaaten der Monarchie hervorrufen würde, die darin ein Präzedenz für ihre nationalen Ambitionen erblicken müßten und mit gleichen Chantageversuchen hervortreten würden.




  1. Siehe III, Nr. 127. (Zurück)
  2. Vgl. III, Nr. 127. (Zurück)



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