Nr. 120. Der Botschafter in Petersburg an den Reichskanzler, 23. Juli 1914: Difference between revisions
(Created page with " WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > '''Nr. 120.'''<hr> <center>Nr. 120</cente...") |
No edit summary |
||
Line 5: | Line 5: | ||
<center><font size=4>'''Der Botschafter in Petersburg an den Reichskanzler<sup>1</sup>'''</font></center><br> | <center><font size=4>'''Der Botschafter in Petersburg an den Reichskanzler<sup>1</sup>'''</font></center><br> | ||
{| width="90%" cellpadding="3" | |||
|+ align="top" |<br /> | |||
| width="20%" height="25" valign="top" align="center" | | |||
das Bild paßt viel | |||
besser auf Peters- | |||
burg ! | |||
Narr selber Herr | |||
Sazonoff ! ! ! | |||
ja | |||
richtig | |||
ja | |||
gut | |||
echt Russisch | |||
Donnerwetter ! | |||
richtig | |||
und Rußland für | |||
seine Spione, die | |||
überall auf- | |||
gegriffen werden ! <br> | |||
wäre auch das <br> | |||
Beste ! <br> | |||
nein! Rußland ja! <br> | |||
als den Thäter und <br> | |||
Vertreter des Für- <br> | |||
stenmordes ! ! ! <br> | |||
richtig <br> | |||
ist bereits da! <br> | |||
er irrt ! <br> | |||
qui vivra verra! | |||
| width="20%" height="25" valign="top" align="left" | | |||
St. Petersburg, den 21. Juli 1914<sup>2</sup><br> | St. Petersburg, den 21. Juli 1914<sup>2</sup><br> | ||
Line 29: | Line 76: | ||
stüi-zen, selbst auf die Gefahr hin, einen allgemeinen <br> | stüi-zen, selbst auf die Gefahr hin, einen allgemeinen <br> | ||
Weltbrand zu entfesseln. Man müsse sich mit Be- <br> | Weltbrand zu entfesseln. Man müsse sich mit Be- <br> | ||
sorgnis fragen, ob der greise Monarch und sein <br> | |||
schwacher Minister des Äußern diesen Einflüssen <br> | |||
gegenüber auf die Dauer die nötige Widerstands- <br> | |||
kraft finden würden. <br> | kraft finden würden. <br> | ||
Line 45: | Line 92: | ||
Einfluß im höchsten Maße bedenkhch erscheine, <br> | Einfluß im höchsten Maße bedenkhch erscheine, <br> | ||
nämüch Graf Forgäch, der »ein Intrigant der <br> | nämüch Graf Forgäch, der »ein Intrigant der <br> | ||
schlimmsten Sorte« und Graf Tisza, der »em halber <br> | |||
Narrn sei. <br> | |||
Ich entgegnete Herrn Sasonow, seine maßlosen, <br> | Ich entgegnete Herrn Sasonow, seine maßlosen, <br> | ||
Line 64: | Line 111: | ||
man kaum daran zweifeln, daß die großserbische <br> | man kaum daran zweifeln, daß die großserbische <br> | ||
Agitation von Serbien aus unter den Augen der <br> | Agitation von Serbien aus unter den Augen der <br> | ||
serbischen Regierung geschürt werde, und daß <br> | |||
auch das schändliche Attentat in Serbien vorbereitet <br> | auch das schändliche Attentat in Serbien vorbereitet <br> | ||
worden sei. Ein großer Staat könne aber auf die <br> | worden sei. Ein großer Staat könne aber auf die <br> | ||
Dauer unmöghch an seinen Grenzen eine Propa- <br> | Dauer unmöghch an seinen Grenzen eine Propa- <br> | ||
ganda dulden, durch die seine Sicherheit direkt be- <br> | |||
droht werde. Sollten daher, wie es allerdings den <br> | droht werde. Sollten daher, wie es allerdings den <br> | ||
Anschein habe, durch den Prozeß gegen die Ur- <br> | |||
heber des Attentates wirkhch Fäden aufgedeckt <br> | heber des Attentates wirkhch Fäden aufgedeckt <br> | ||
werden, welche von Serbien ausgingen, und sollte <br> | werden, welche von Serbien ausgingen, und sollte <br> | ||
Line 79: | Line 124: | ||
schaften eine bedauerhche Konnivenz gezeigt habe, <br> | schaften eine bedauerhche Konnivenz gezeigt habe, <br> | ||
so sei die österreichisch -ungarische Regierung zweifel- <br> | so sei die österreichisch -ungarische Regierung zweifel- <br> | ||
los berechtigt, in Belgrad eine ernste Sprache zu führen. <br> | |||
Ich könnte mir nicht denken, daß in diesem Falle <br> | Ich könnte mir nicht denken, daß in diesem Falle <br> | ||
solche Vorstellungen des Wiener Kabinetts bei der <br> | |||
serbischen Regierung dem Widerspruch irgendeiner <br> | serbischen Regierung dem Widerspruch irgendeiner <br> | ||
Macht begegnen könnten. <br> | Macht begegnen könnten. <br> | ||
Line 91: | Line 135: | ||
Serbien aus oder gar von der serbischen Regierung <br> | Serbien aus oder gar von der serbischen Regierung <br> | ||
keineswegs erwiesen sei*. Man könne für die Taten <br> | keineswegs erwiesen sei*. Man könne für die Taten <br> | ||
Einzelner nicht ein ganzes Land verantwortlich <br> | |||
machen. Der Mörder des Erzherzogs sei überdies<br> | machen. Der Mörder des Erzherzogs sei überdies<br> | ||
nicht einmal serbischer Untertan. Eine ^roß- <br> | nicht einmal serbischer Untertan. Eine ^roß- <br> | ||
serbische Propaganda gäbe es allerdings in Öster- <br> | serbische Propaganda gäbe es allerdings in Öster- <br> | ||
reich, sie sei aber die Folge der schlechten | reich, sie sei aber die Folge der schlechten Re- <br> | ||
gierungsmethode, durch die Österreich sich von <br> | gierungsmethode, durch die Österreich sich von <br> | ||
jeher ausgezeichnet habe. Ebenso wie es eine groß- <br> | jeher ausgezeichnet habe. Ebenso wie es eine groß- <br> | ||
Line 103: | Line 147: | ||
nicht den geringsten Grund, sich über die Haltung <br> | nicht den geringsten Grund, sich über die Haltung <br> | ||
der serbischen Regierung zu baklagen, diese be- <br> | der serbischen Regierung zu baklagen, diese be- <br> | ||
nehme sich vielmehr vollständig korrekt. <br> | |||
Ich warf hier ein, es genüge wohl nicht, daß <br> | Ich warf hier ein, es genüge wohl nicht, daß <br> | ||
Line 112: | Line 156: | ||
serbischen Behörden aktiv gegen die österreich- <br> | serbischen Behörden aktiv gegen die österreich- <br> | ||
feindhche Propaganda vorgegangen werde, denn die <br> | feindhche Propaganda vorgegangen werde, denn die <br> | ||
Regierung könne sich unmöglich jeder Verantwortung <br> | |||
für das, was im Lande vor sich gehe, entziehen. <br> | für das, was im Lande vor sich gehe, entziehen. <br> | ||
Line 120: | Line 164: | ||
müßte Rußland auch die schwedische Regierung <br> | müßte Rußland auch die schwedische Regierung <br> | ||
für die atttirussische Agitation, die seit etwa <br> | |||
anderthalb Jahren in Schweden betrieben werde, <br> | |||
verantwortlich machen. <br> | |||
Ich wies darauf hin, daß es sich in Schweden <br> | Ich wies darauf hin, daß es sich in Schweden <br> | ||
nur um eine pohtische Agitation und nicht wie in <br> | nur um eine pohtische Agitation und nicht wie in <br> | ||
Line 149: | Line 181: | ||
reden hören, nämhch: der »Klärung« des Verhält- <br> | reden hören, nämhch: der »Klärung« des Verhält- <br> | ||
nisses Österreich -Ungarns zu Serbien. <br> | nisses Österreich -Ungarns zu Serbien. <br> | ||
Der Minister fuhr erregt fort, auf jeden Fall <br> | Der Minister fuhr erregt fort, auf jeden Fall <br> | ||
dürfe Österreich-Ungarn, wenn es durchaus den <br> | dürfe Österreich-Ungarn, wenn es durchaus den <br> | ||
Line 209: | Line 222: | ||
italienischen Kollegen gegenüber Ausdruck gegeben <br> | italienischen Kollegen gegenüber Ausdruck gegeben <br> | ||
und dabei bemerkt, Rußland würde es nicht dulden <br> | und dabei bemerkt, Rußland würde es nicht dulden <br> | ||
können, daß Österreich -Ungarn Serbien gegenüber <br> | können, daß Österreich-Ungarn Serbien gegenüber <br> | ||
eine drohende Sprache führe oder militärische Maß- <br> | |||
regeln treffe. »La pohtique de la Russie«, hat Herr <br> | regeln treffe. »La pohtique de la Russie«, hat Herr <br> | ||
Sasonow gesagt, »est pacifique, mais pas passivet. <br> | Sasonow gesagt, »est pacifique, mais pas passivet. <br> |
Revision as of 14:12, 19 May 2015
WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 120.
das Bild paßt viel besser auf Peters- burg ! Narr selber Herr Sazonoff ! ! ! ja richtig ja gut echt Russisch Donnerwetter ! richtig und Rußland für
seine Spione, die
überall auf-
gegriffen werden ! wäre auch das nein! Rußland ja! richtig ist bereits da! er irrt ! qui vivra verra! |
St. Petersburg, den 21. Juli 19142 Herr Sasonow, der in der vorigen Woche mehrere Früher hätten kriegslustige Elemente, bei denen Ich entgegnete Herrn Sasonow, seine maßlosen, Der Minister hielt diesen Ausführungen gegen- Ich warf hier ein, es genüge wohl nicht, daß für das, was im Lande vor sich gehe, entziehen. Nach diesem Prinzip, entgegnete Herr Sasonow, müßte Rußland auch die schwedische Regierung für die atttirussische Agitation, die seit etwa anderthalb Jahren in Schweden betrieben werde, verantwortlich machen. Herr Sasonow bemerkte darauf, daß diejenigen, Der Minister wies im Laufe des Gesprächs Sasonow, was nach seiner Ansicht an dem in der Herr Sasonow hat seinen Besorgnissen wegen F. P o u r t a l è s 1 Nach der Ausfertigung. |