Nr. 120. Der Botschafter in Petersburg an den Reichskanzler, 23. Juli 1914: Difference between revisions
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gegenüber auf die Dauer die nötige Widerstands- <br> | gegenüber auf die Dauer die nötige Widerstands- <br> | ||
kraft finden würden. <br> | kraft finden würden. <br> | ||
Früher hätten kriegslustige Elemente, bei denen <br> | Früher hätten kriegslustige Elemente, bei denen <br> | ||
besonders auch klerikale Intrigen eine große Rolle <br> | besonders auch klerikale Intrigen eine große Rolle <br> | ||
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schlimmsten Sorte« und Graf Tisza, der »em halber <br> | schlimmsten Sorte« und Graf Tisza, der »em halber <br> | ||
Narrn sei. <br> | Narrn sei. <br> | ||
Ich entgegnete Herrn Sasonow, seine maßlosen, <br> | Ich entgegnete Herrn Sasonow, seine maßlosen, <br> | ||
gegen die österreichisch -ungarische Pohtik gerichteten <br> | gegen die österreichisch -ungarische Pohtik gerichteten <br> | ||
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serbischen Regierung dem Widerspruch irgendeiner <br> | serbischen Regierung dem Widerspruch irgendeiner <br> | ||
Macht begegnen könnten. <br> | Macht begegnen könnten. <br> | ||
Der Minister hielt diesen Ausführungen gegen- <br> | Der Minister hielt diesen Ausführungen gegen- <br> | ||
über aufrecht, daß eine Unterstützung der groß- <br> | über aufrecht, daß eine Unterstützung der groß- <br> | ||
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der serbischen Regierung zu baklagen, diese be- <br> | der serbischen Regierung zu baklagen, diese be- <br> | ||
nehme sich vielmehr vollständig korrekt. <br> | nehme sich vielmehr vollständig korrekt. <br> | ||
Ich warf hier ein, es genüge wohl nicht, daß <br> | Ich warf hier ein, es genüge wohl nicht, daß <br> | ||
die Mitglieder der serbischen Regierung selbst sich <br> | die Mitglieder der serbischen Regierung selbst sich <br> | ||
Line 157: | Line 153: | ||
feindhche Propaganda vorgegangen werde, denn die <br> | feindhche Propaganda vorgegangen werde, denn die <br> | ||
Regierung könne sich unmöglich jeder Verantwortung <br> | Regierung könne sich unmöglich jeder Verantwortung <br> | ||
für das, was im Lande vor sich gehe, entziehen. <br> | für das, was im Lande vor sich gehe, entziehen. <br> | ||
Nach diesem Prinzip, entgegnete Herr Sasonow, <br> | Nach diesem Prinzip, entgegnete Herr Sasonow, <br> | ||
müßte Rußland auch die schwedische Regierung <br> | müßte Rußland auch die schwedische Regierung <br> | ||
für die atttirussische Agitation, die seit etwa <br> | für die atttirussische Agitation, die seit etwa <br> | ||
anderthalb Jahren in Schweden betrieben werde, <br> | anderthalb Jahren in Schweden betrieben werde, <br> | ||
verantwortlich machen. <br> | verantwortlich machen. <br> | ||
Ich wies darauf hin, daß es sich in Schweden <br> | Ich wies darauf hin, daß es sich in Schweden <br> | ||
nur um eine pohtische Agitation und nicht wie in <br> | nur um eine pohtische Agitation und nicht wie in <br> | ||
Serbien um eine Propaganda der Tat handele. <br> | Serbien um eine Propaganda der Tat handele. <br> | ||
Herr Sasonow bemerkte darauf, daß diejenigen, <br> | Herr Sasonow bemerkte darauf, daß diejenigen, <br> | ||
welche in Österreich einem Vorgehen gegen Serbien <br> | welche in Österreich einem Vorgehen gegen Serbien <br> | ||
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erfolge, auf jeden Fall dürfe von einem Ultimatum <br> | erfolge, auf jeden Fall dürfe von einem Ultimatum <br> | ||
nicht die Rede sein<sup>7</sup>. <br> | nicht die Rede sein<sup>7</sup>. <br> | ||
Der Minister wies im Laufe des Gesprächs <br> | Der Minister wies im Laufe des Gesprächs <br> | ||
wiederholt darauf hin, daß nach den ihm vorliegen- <br> | wiederholt darauf hin, daß nach den ihm vorliegen- <br> | ||
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gemißbilligt werde. <br> | gemißbilligt werde. <br> | ||
Am Schluß der Unterhaltung frug ich Herrn <br> | Am Schluß der Unterhaltung frug ich Herrn <br> | ||
Sasonow, was nach seiner Ansicht an dem in der <br> | Sasonow, was nach seiner Ansicht an dem in der <br> | ||
letzten Zeit in der Presse viel erörterten angeblichen <br> | letzten Zeit in der Presse viel erörterten angeblichen <br> | ||
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Montenegro, von einer Personalunion wolle man <br> | Montenegro, von einer Personalunion wolle man <br> | ||
aber nichts wissen. <br> | aber nichts wissen. <br> | ||
Herr Sasonow hat seinen Besorgnissen wegen <br> | Herr Sasonow hat seinen Besorgnissen wegen <br> | ||
der österreichisch-serbischen Spannung auch meinem <br> | der österreichisch-serbischen Spannung auch meinem <br> |
Revision as of 14:15, 19 May 2015
WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 120.
das Bild paßt viel besser auf Peters- burg ! Narr selber Herr Sazonoff ! ! ! ja richtig ja gut echt Russisch Donnerwetter ! richtig und Rußland für
seine Spione, die
überall auf-
gegriffen werden ! wäre auch das nein! Rußland ja! richtig ist bereits da! er irrt ! qui vivra verra! |
St. Petersburg, den 21. Juli 19142 Herr Sasonow, der in der vorigen Woche mehrere F. P o u r t a l è s |
1 Nach der Ausfertigung.
2 Eingangsvermerk des Auswärtigen Amts: 23. Juli vorm. Bericht lag dem
Kaiser vor, von ihm am 27. Juli zurückgegeben. Gemäß k. Randverfügung
am 30. Juli durch Erlaß den Botschaften in Wien, Rom, London und
Paris mitgeteilt.
3 Am Rand Ausrufungszeichen des Kaisers.
4 Am Rand zwei Ausrufungszeichen des Kaisers.
5 Ausfertigung irrig: Serbien.
6 In Ausfertigung fehlt irrig: zu.
7 »Ulümatum nicht die Rede« vom Kaiser zweimal unterstrichen.