Nr. 123. Der Staatssekretär des Auswärtigen an den Gesandten in Stockholm, 23. Juli 1914: Difference between revisions
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Telegramm 15 Berlin, den 23. Juli 1914<sup> | Telegramm 15 Berlin, den 23. Juli 1914<sup>2</sup> <br> | ||
Geheim ! | Geheim ! <br> | ||
Zur Regelung Ihrer Sprache. Allem Anschein nach soll<sup>3</sup> | Zur Regelung Ihrer Sprache. Allem Anschein nach soll<sup>3</sup> <br> | ||
Österreich-Ungarn, welches sich durch die großserbische Agitation | Österreich-Ungarn, welches sich durch die großserbische Agitation <br> | ||
in seiner Existenz bedroht fühlt, sehr ernste Forderungen in Belgrad | in seiner Existenz bedroht fühlt, sehr ernste Forderungen in Belgrad <br> | ||
stellen. Dieselben sind uns nicht bekannt, wir betrachten sie als | stellen. Dieselben sind uns nicht bekannt, wir betrachten sie als <br> | ||
interne Angelegenheit Österreich-Ungarns, auf welche uns Einwir- | interne Angelegenheit Österreich-Ungarns, auf welche uns Einwir- <br> | ||
wirkung auch nicht zustehen würde. Falls Serbien Annahme der | wirkung auch nicht zustehen würde. Falls Serbien Annahme der <br> | ||
Forderungen verweigert, dürfte ein austro-serbischer Konflikt be- | Forderungen verweigert, dürfte ein austro-serbischer Konflikt be- <br> | ||
vorstehen. Wir wünschen dringend, daß derselbe lokalisiert bleibt. | vorstehen. Wir wünschen dringend, daß derselbe lokalisiert bleibt. <br> | ||
Dies wird in erster Linie von Rußland abhängen. Ein Eingreifen | Dies wird in erster Linie von Rußland abhängen. Ein Eingreifen <br> | ||
Rußlands, d. h. ein Angriff desselben auf Österreich würde, wie | Rußlands, d. h. ein Angriff desselben auf Österreich würde, wie <br> | ||
bekannt, für uns casus foederis bedeuten. Sollte es trotz unserer | bekannt, für uns casus foederis bedeuten. Sollte es trotz unserer <br> | ||
auf Lokalisierung gerichteten Bemühungen zur allgemeinen Kon- | auf Lokalisierung gerichteten Bemühungen zur allgemeinen Kon- <br> | ||
flagration kommen, hoffen wir, daß sich Schweden darüber klar | flagration kommen, hoffen wir, daß sich Schweden darüber klar <br> | ||
wird, welche ernste Stunde auch für sein Schicksal geschlagen hat. | wird, welche ernste Stunde auch für sein Schicksal geschlagen hat. <br> | ||
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<sup>1</sup> Nach dem Konzept von Jagows Hand. | <sup>1</sup> Nach dem Konzept von Jagows Hand. <br> | ||
<sup>2</sup> 2 | <sup>2</sup> 2<sup>40</sup> nachm. zum Haupttelegraphenamt. <br> | ||
<sup>3</sup> Das gleichfalls bei den Akten befindliche Reinkonzept schreibt irrig »soll« | <sup>3</sup> Das gleichfalls bei den Akten befindliche Reinkonzept schreibt irrig »soll« <br> | ||
anstatt des ursprünglich von Jagow niedergeschriebenen »will« | anstatt des ursprünglich von Jagow niedergeschriebenen »will«<br> |
Revision as of 20:05, 25 May 2015
WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 123.
Telegramm 15 Berlin, den 23. Juli 19142
Geheim !
Zur Regelung Ihrer Sprache. Allem Anschein nach soll3
Österreich-Ungarn, welches sich durch die großserbische Agitation
in seiner Existenz bedroht fühlt, sehr ernste Forderungen in Belgrad
stellen. Dieselben sind uns nicht bekannt, wir betrachten sie als
interne Angelegenheit Österreich-Ungarns, auf welche uns Einwir-
wirkung auch nicht zustehen würde. Falls Serbien Annahme der
Forderungen verweigert, dürfte ein austro-serbischer Konflikt be-
vorstehen. Wir wünschen dringend, daß derselbe lokalisiert bleibt.
Dies wird in erster Linie von Rußland abhängen. Ein Eingreifen
Rußlands, d. h. ein Angriff desselben auf Österreich würde, wie
bekannt, für uns casus foederis bedeuten. Sollte es trotz unserer
auf Lokalisierung gerichteten Bemühungen zur allgemeinen Kon-
flagration kommen, hoffen wir, daß sich Schweden darüber klar
wird, welche ernste Stunde auch für sein Schicksal geschlagen hat.
J a g o w
1 Nach dem Konzept von Jagows Hand.
2 240 nachm. zum Haupttelegraphenamt.
3 Das gleichfalls bei den Akten befindliche Reinkonzept schreibt irrig »soll«
anstatt des ursprünglich von Jagow niedergeschriebenen »will«