Nr. 13 Der Gesandte in Berlin an den Vorsitzenden im Ministerrat

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Nr. 13
Der Gesandte in Berlin an den Vorsitzenden im Ministerrat

Bericht 407                                    Berlin, den 29. Juli 1914

     Mein badischer Kollege hat mir soeben mitgeteilt, daß Minister
von Dusch und Herr von Weizsäcker abgemacht haben, persönlich
an der Sitzung des Bundesrats teilzunehmen, die etwa wegen der in
Rücksicht auf die äußere Lage zu fassenden Beschlüsse einberufen
werden würde. Herr von Dusch beauftragte Graf Berckheim, bei
Herrn Delbrück anzuregen, daß die Ersten Bevollmächtigten zu der
Sitzung eingeladen werden.
     Ich habe daraus Veranlassung genommen, Herrn Delbrück zu
bitten, die Bundesratssitzung so rechtzeitig anzusetzen und die Ersten
Bevollmächtigten telegraphisch zu verständigen, damit die Herren
Minister Zeit haben, für die Sitzung nach Berlin zu kommen. Einer
besonderen Einladung bedarf es hierzu ja nicht.
     Weiter habe ich zu melden, daß Staatsminister Delbrück den
Bürgermeister von Berlin aufgefordert hat, für alle Fälle für die
Verproviantierung von Berlin Sorge zu tragen. Ferner, daß sich
das Reich mögüchst viel Getreide zu sichern im Begriffe steht, um
die Aufmarschgebiete und die Festungen zu versorgen.
     Herr Delbrück bemerkte hierzu, daß, wenn auch das Reich
davon ausgehe, daß die Verproviantierung der Bevölkerung Sache
der Einzelstaaten sei, er doch geglaubt habe, auch von Reichswegen
in der angegebenen Beschränkung Sorge tragen zu sollen. Dabei
ergebe sich die Schwierigkeit, daß alles vermieden werden müsse, was
im Ausland den Anschein erwecken könnte, als ob Deutschland zum
Kriege dränge. Diesen Gesichtspunkt sollten auch die Bundesstaaten
bei ihren Maßnahmen nicht aus dem Auge verüeren, solange über
Krieg oder Frieden nicht entschieden sei.
     Staatsminister Delbrück nimmt übrigens an, daß die Getreide-
versorgung dank der stehenden Ernte und der Größe der Vorräte
keine Schwierigkeiten machen werde.

                                                                 G.  H.  L e r c h e n f e l d