Nr. 150. Der Staatssekretär des Auswärtigen an den Botschafter in Wien, 24. Juli 1914

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Nr. 150
Der Staatssekretär des Auswärtigen an den Botschafter in Wien1

Telegramm 136                               Berlin, den 24. Juh 19142

     Italienischer Botschafter mitteilt mir soeben Standpunkt seiner Regierung: Italien will, unter Vorbehalt für Wahrung seiner Aktions- freiheit und seiner Interessen auf Grund des Artikels VII des Drei- bundvertrages, eine möglichst wohlwollende und freundschaftliche Haltung für Österreich einnehmen und ihm keine Schwierigkeiten bereiten. Italien will übereinstimmende Politik in allen Balkan- fragen mit seinen Alliierten machen, dies wäre ihm aber nur möglich, wenn es über Interpretation des Artikels VII Gewißheit erhielte. Sonst müßte italienische Politik auf Verhinderung einer territorialen Vergrößerung Österreich-Ungarns gerichtet sein.      Herr Bollati sagt mir, daß österreichischer Botschafter in Rom mitgeteilt habe, Österreich Ungarn erstrebe keine territoriale Ver- größerung, könne sich aber diesetwegen nicht binden.      Nur zu Ew. Exz. persönlicher Information: Streng vertraulich sagt mir Herr Bollati, daß Italien für den Fall österreichischer Ge- bietserweiterung als Kompensation Trento fordern würde, und wenn Österreich einen Teil Albaniens nähme, Valona. Letzteres wünsche Italien nicht.      Artikel VII spricht von Régions des Balkans; österreichische Interpretation, daß nur türkisches Gebiet in Frage komme, erscheint uns daher nicht zutreffend. Außerdem erscheinen mir theoretische Streitigkeiten über Vertragsauslegung jetzt deplaciert. Politisch zweck- mäßige Entschlüsse sind angezeigt. Bitte Ew. Exz., sich in diesem Sinne auszusprechen.                                                                       J a g o w

1 Nach dem Konzept von Jagows Hand. 2 915 nachm. zum Haupttelegraphenamt gegeben, angekommen auf der Botschaft in Wien am 25. Juli 43 vorm.