Nr. 155. Der Botschafter in Wien an das Auswärtige Amt, 24. Juli 1914: Difference between revisions
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gänzlich überflüssig ! | gänzlich überflüssig ! <br> | ||
wird Eindruck der | wird Eindruck der<br> | ||
Schwäche erwecken und | Schwäche erwecken und<br> | ||
Eindruck der Entschul- | Eindruck der Entschul-<br> | ||
digung hervorrufen, was | digung hervorrufen, was<br> | ||
Rußland gegenüber un- | Rußland gegenüber un-<br> | ||
bedingt falsch ist, und | bedingt falsch ist, und<br> | ||
vermieden werden muß. | vermieden werden muß.<br> | ||
Österreich hat seine | Österreich hat seine<br> | ||
guten Gründe, hat dar- | guten Gründe, hat dar-<br> | ||
auf hin den Schritt ge- | auf hin den Schritt ge-<br> | ||
than, nun kann er nicht | than, nun kann er nicht<br> | ||
hinterher quasi zur Dis- | hinterher quasi zur Dis-<br> | ||
kussion gestellt werden ! | kussion gestellt werden !<br> | ||
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Esel! Den Sand- <br> | |||
schak muß es<br> | |||
wiedernehmen,<br> | |||
sonst kommen die<br> | |||
Serben an die Adria.<br> | |||
die kommt ganz<br> | |||
von selbst und muß <br> | |||
kommen [.] Öster-<br> | |||
reich muß auf dem<br> | |||
Balkan präponder-<br> | |||
ant werden den An-<br> | |||
die kommt ganz | deren kleineren ge-<br> | ||
von selbst und muß | genüber auf Kosten<br> | ||
kommen [.] Öster- | Rußlands; sonst<br> | ||
reich muß auf dem | giebts keine Ruhe.<br> | ||
Balkan präponder- | |||
ant werden den An- | |||
deren kleineren ge- | |||
genüber auf Kosten | |||
Rußlands; sonst | |||
giebts keine Ruhe. | |||
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Nr. 155 | <center>Nr. 155</center> | ||
<center><font size=4>'''Der Botschafter in Wien an das Auswärtige Amt<sup>1</sup>'''</font></center><br> | |||
Telegramm 101 Wien, den 24. Juli 1914<sup>2</sup><br> | |||
Ich habe Vorstehendes dem Herzog von Avama | Um Rußland gegenüber seine <i>guten Disposi- <br> | ||
mitgeteilt, der diesen Schritt des Grafen Berchtold | tionen zu dokumentieren,</i> hat Graf Berchtold heute <br> | ||
Rußland gegenüber ausgezeichnet fand und sich | vormittag den russischen Geschäftsträger zu sich <br> | ||
davon bei Marquis di San | gebeten, um ihm eingehend den Standpunkt öster- <br> | ||
gute Wirkung versprach. | reich-Ungams Serbien gegenüber auseinanderzusetzen. <br> | ||
Nach Rekapitulierung der historischen Entwicklung <br> | |||
der letzten Jahre habe er betont, daß es der Mon- <br> | |||
archie fern liege, erobernd Serbien gegenüber aut- <br> | |||
zutreten. Österreich Werde keinerlei serbisches <br> | |||
<i>Territorium beanspruchen</i>. In gleicher Weise sei <br> | |||
in der an Serbien gerichteten Note sorgsam jede <br> | |||
Demütigung Serbiens vermieden worden. Österreich <br> | |||
halte strikt daran fest, daß der Schritt lediglich <br> | |||
eine defensive Maßregel gegenüber den serbischen <br> | |||
Wühlereien zum Ziel habe, müsse aber notgedrungen <br> | |||
Garantien für ein weiteres freundschaftliches Ver- <br> | |||
halten Serbiens der Monarchie gegenüber verlangen. <br> | |||
Es liege ihm weiter fern, eine Verschiebung der <br> | |||
bestehenden Machtverhältnisse am Balkan und in <br> | |||
Europa herbeiführen zu wollen. Im Gegenteil be- <br> | |||
trachte er den unangetasteten Bestand Rußlands<sup>3</sup> <br> | |||
als notwendigen Faktor der europäischen Politik. <br> | |||
Es<sup>4</sup> sollte glauben, daß es im allgemeinen euro- <br> | |||
päischen Interesse liege, den, die Ruhe Europas <br> | |||
fortgesetzt störenden, serbischen Wühlereien Einhalt <br> | |||
zu tun, und besonders die europäischen monarchistisch<sup>5</sup> <br> | |||
regierten Staaten sollten sich in der Zurückweisung <br> | |||
der serbischen, mit Revolver und Bomben geführten <br> | |||
Politik solidarisch zusammenfinden. <br> | |||
Fürst Kudaschew, der noch keinerlei Weisung <br> | |||
aus Petersburg erhalten hatte, hat die Ausführungen <br> | |||
des Ministers ad referendum genommen mit der <br> | |||
Zusage, sie sofort Sasonow zu unterbreiten. <br> | |||
Ich habe Vorstehendes dem Herzog von Avama <br> | |||
mitgeteilt, der diesen Schritt des Grafen Berchtold <br> | |||
Rußland gegenüber ausgezeichnet fand und sich <br> | |||
davon bei Marquis di San Giuliano eine besonders <br> | |||
gute Wirkung versprach. <br> | |||
T s c h i r s c h k y <br> | |||
schwächlich ! | <i>schwächlich !</i><br> | ||
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<hr> | |||
' Nach der Entzifferung. — Siehe auch deutsches Weißbuch vom Mai | ' Nach der Entzifferung. — Siehe auch deutsches Weißbuch vom Mai | ||
191 3, S. 27 Nr. 3. | 191 3, S. 27 Nr. 3. |
Revision as of 10:49, 28 May 2015
WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 155.
gänzlich überflüssig ! die kommt ganz |
Telegramm 101 Wien, den 24. Juli 19142 Um Rußland gegenüber seine guten Disposi- T s c h i r s c h k y |
' Nach der Entzifferung. — Siehe auch deutsches Weißbuch vom Mai 191 3, S. 27 Nr. 3.
" Aufgegeben in Wien 24. Juli 8'^ nachm., angekommen im Auswärtigen Amt 1 1'*'* nachm. Eingangsvermerk: 25. Juli vorm. Am 25. Juli von Jagow, nach Vornahme kleiner Änderungen, unter Fortlassung des Satzes »Ich
habe Vorstehendes Wirkung versprach«, telegraphisch dem Kaiser
sowie den Botschaftern in Rom, Petersburg, London und Paris mitge- teilt. Telegramm an den Kaiser 12*' nachm., die übrigen Telegramme 11" vorm. zum Haupttelegraphenamt. Telegramm an den Kaiser 26. Juli i2*'> nachm. im Hoflager angekommen, Entzifferung am 26. Juli vom Kaiser zurückgegeben, am 27. in Berlin eingetroffen.
2 Zu »Rußlands« die Randbemerkung Jagows: »muß das Rußland heißen?
Wenn ja, ist das Wort besser auszulassen«. Nachprüfung ergab die
Richtigkeit der Entzifferung »Rußland«, Wort wurde daher bei der Weiter-
gabe des Telegramms ausgelassen. Auch im eigenhändigen Konzept
Tschirschkys in den Akten der Botschaft in Wien steht »Rußlands«.
- Nach den Akten der Botschaft in Wien ist »Er« zu lesen.
- Nach den Akten der Botschaft in Wien: »monarchisch«.