Nr. 168. Der Staatssekretär des Auswärtigen an den Kaiser, 25. Juli 1914: Difference between revisions
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<center>Nr. 168</center> | |||
< | <center><font size=4>'''Der Staatssekretär des Auswärtigen an den Kaiser<sup>1</sup>'''</font></center><br> | ||
Telegramm 134 Berlin, den 25. Juli 1914<sup>2</sup> <br> | |||
also Eitelkeit | {| width="90%" cellpadding="3" | ||
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<br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br> | |||
<i>es hat in Albanien <br> | |||
still mausen wollen <br> | |||
und das hat Öster-<br> | |||
reich verpurrt<br> | |||
Blech! <br> | |||
<br><br><br><br><br><br><br><br><br> | |||
also Eitelkeit <br> | |||
<br><br><br><br><br> | |||
richtig <br> | |||
<br><br><br><br><br><br><br><br><br> | |||
der kl. Dieb muß<br> | |||
eben immer was<br> | |||
mitschlucken <br> | |||
<br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br> | |||
Albanien<br></i> | |||
| width="70%" height="25" valign="top" align="left" | | |||
der | Ew. M. Botschafter in Rom telegraphiert : <br> | ||
»In mehrstündiger, ziemlich erregter Unterhal- <br> | |||
tung mit Ministerpräsidenten Salandra und Marquis <br> | |||
di San Giuliano führte letzterer aus, daß der Geist <br> | |||
des Dreibundvertrages bei einem so folgenreichen <br> | |||
aggressiven Schritt Österreichs verlangt hätte, sich <br> | |||
vorher mit den Bundesgenossen ins Einvernehmen <br> | |||
zu setzen. Da dies bei Italien nicht geschehen sei, <br> | |||
so könne sich Italien bei weiteren Folgen aus <br> | |||
diesem Schritt nicht für engagiert halten. <br> | |||
Außerdem verlange Artikel 7 des Dreibund- <br> | |||
vertrags, daß bei Veränderungen auf dem Balkan <br> | |||
die Kontrahenten sich vorher verständigten und <br> | |||
wenn einer von ihnen<sup>3</sup> daselbst einen Gebiets- <br> | |||
zuwachs erhielte, der andere entschädigt würde. <br> | |||
Auf meine Bemerkung, daß, soviel ich wisse, <br> | |||
Österreich erklärt habe, territoriale Erwerbungen <br> | |||
nicht zu beabsichtigen, sagte der Minister, daß eine <br> | |||
solche Erklärung nur sehr bedingt abgegeben <br> | |||
worden sei. Österreich habe vielmehr erklärt, <br> | |||
territoriale Erwerbungen j e t z t nicht zu beabsichtigen, <br> | |||
vorbehaltlich später etwa notwendig werdender <br> | |||
anderer Entschlüsse. Der Minister meinte, man <br> | |||
werde es ihm daher nicht verdenken, wenn er recht- <br> | |||
zeitig Vorsichtsmaßregeln treffe. <br> | |||
Der Text der österreichischen Note sei so<sup>4</sup><br> | |||
aggressiv und ungeschickt abgefaßt, daß die<sup>5</sup><br> | |||
<i>öffentliche Meinung Europas</i> und auch die Italiens <br> | |||
gegen Österreich sein würden, dagegen könne keine <br> | |||
italienische Regierung ankämpfen. <br> | |||
Nachdem Marquis di San Giuliano an der Hand <br> | |||
des Dreibund Vertrages mit Energie ausführte, daß <br> | |||
der Vertrag zum Defensivkrieg verpflichte, daß <br> | |||
aber Österreich jetzt aggressiv vorgehe, und daß <br> | |||
dalier Italien auch im Falle russischer Intervention <br> | |||
nicht ausgiebig<sup>6</sup> engagiert sein würde<sup>7</sup>, habe ich <br> | |||
diesen Standpunkt lebhaft bekämpft und nach <br> | |||
längerer Diskussion die Erklärung erreicht, daß es <br> | |||
sich hier wie bei den obigen Erklärungen des <br> | |||
Marquis di San Giuliano nur um <i>prinzipielle Wahrung</i><br> | |||
seines Standpunkts handle, die anderweitige Ent- <br> | |||
schlüsse der italienischen Regierung nicht aus- <br> | |||
schließe. Ich habe ausgeführt, daß es in diesem <br> | |||
Stadium nicht darauf ankomme, was später etwa <br> | |||
<i>zu geschehen habe,</i> sondern darauf, im Augenblick <br> | |||
<i>der Welt die Geschlossenheit und Einheitlichkeit<sup>8</sup> <br> | |||
des Dreibundes zu zeigen</i> und alles zu vermeiden, <br> | |||
was Rußland und Frankreich zu der Annahme der <br> | |||
inneren Uneinigkeit der Verbündeten führen könne. <br> | |||
Ich müsse daher dringend bitten, auch auf die <br> | |||
Presse in diesem Sinne zu wirken. Österreich <br> | |||
fordere keine Antwort ; man sei also zunächst der <br> | |||
Verlegenheit überhoben, ihm eine solche zu geben. <br> | |||
Ich habe schließlich die Zustimmung hierzu erlangt. <br> | |||
Nach meinem Eindruck ist die einzige Mög- <br> | |||
lichkeit, Italien festzuhalten, die, ihm <i>rechtzeitig<sup>9</sup><br> | |||
Kompensationen zu versprechen</i>, wenn Österreich terri- <br> | |||
toriale Besitznahme oder Besetzung des Lowtschen <br> | |||
vornehme. <br> | |||
Ich fand Herrn Salandra einigermaßen ver- <br> | |||
ständig. Er begriff, daß Lebensinteressen Österreichs <br> | |||
vorliegen. Meine Aufgabe ist dadurch<sup>10</sup> sehr er- <br> | |||
schwert, daß . . . . . . . . .<sup>11</sup>«<br> | |||
Herr Bollati hat mir im Auftrage seiner Re- <br> | |||
gierung erklärt, Italien werde eine möglichst wohl- <br> | |||
wollende Haltung Österreich-Ungarn gegenüber ein- <br> | |||
nehmen und ihm keine Schwierigkeiten bereiten, <br> | |||
müsse aber auf Grund des Artikels VII des Drei- <br> | |||
bundvertrages Vorbehalt wegen Wahrnehmung seiner <br> | |||
Interessen (<i>Kompensationen</i>) und evtl. Aktions- <br> | |||
freiheit machen. Andernfalls müsse seine Politik <br> | |||
darauf gerichtet sein, eine österreichische Gebiets- <br> | |||
erweiterung zu verhindern suchen. <br> | |||
Alleruntertänigst <br> | |||
J a g o w <br> | |||
< | |||
< | <i>Das ist lauter Quatsch und wird sich <br> | ||
schon von selbst geben, im Lauf der <br> | |||
Ereignisse</i><br> | |||
|} | |||
<hr> | <hr> | ||
<sup>1</sup> Nach der von Jagow abgeänderten und ergänzten Entzifferung des Tele- <br> | |||
gramms Flotows ([[Nr. 156. Der Botschafter in Rom an das Auswärtige Amt, 25. Juli 1914|Nr. 156]]) und der jetzt gleichfalls bei den Akten befind- <br> | |||
lichen Entzifferung des Hoflagers. <br> | |||
<sup>2</sup> Zum Haupttelegraphenamt 25. Juli 3<sup>0</sup> nachm., angekommen im Hoflager <br> | |||
<sup>1</sup> Nach der von Jagow abgeänderten und ergänzten Entzifferung des Tele- | 26. Juli nachm., Entzifferung des Hoflagers am 27. Juli vom Kaiser <br> | ||
gramms Flotows (Nr. | zurückgegeben und am gleichen Tage im Auswärtigen Amt eingetroffen.<br> | ||
lichen Entzifferung des Hoflagers. | <sup>3</sup> »von ihnen« in der Entzifferung des Hoflagers sinngemäß ergänzt an Stelle <br> | ||
<sup>2</sup> Zum Haupttelegraphenamt 25. Juli | des dortselbst fehlenden »der Kontrahenten« des Jagowschen Konzepts. <br> | ||
26. Juli nachm., Entzifferung des Hoflagers am 27. Juli vom Kaiser | <sup>4</sup> Hinter »so« in Flotows Telegramm folgendes »unerhört« ist von Jagow <br> | ||
zurückgegeben und am gleichen Tage im Auswärtigen Amt eingetroffen. | im Telegramm an den Kaiser fortgelassen. <br> | ||
<sup>3</sup> »von ihnen« in der Entzifferung des Hoflagers sinngemäß ergänzt an Stelle | <sup>5</sup> Hinter »die« in Flotows Telegramm folgendes »gesamte» ist von Jagow im <br> | ||
des dortselbst fehlenden »der Kontrahenten« des Jagowschen Konzepts. | Telegramm an den Kaiser fortgelassen. <br> | ||
<sup>4</sup> Hinter »so« in Flotows Telegramm folgendes »unerhört« ist von Jagow | <sup>6</sup> »nicht weiter« des Flotowschen und demgemäß des Jagowschen Telegramms <br> | ||
im Telegramm an den Kaiser fortgelassen. | in der Entzifferung des Hoflagers in »nicht ausgiebig« verderbt. <br> | ||
<sup>5</sup> Hinter »die« in Flotows Telegramm folgendes »gesamte» ist von Jagow im | <sup>7</sup> Am Rand Ausrufungszeichen des Kaisers. <br> | ||
Telegramm an den Kaiser fortgelassen. | <sup>8</sup> Entzifferung des Hoflagers hat »Einheitlichkeit« an Stelle von »Einheit« <br> | ||
<sup>6</sup> »nicht weiter« des Flotowschen und demgemäß des Jagowschen Telegramms | des Flotowschen und demgemäß des Jagowschen Telegramms. <br> | ||
in der Entzifferung des Hoflagers in »nicht ausgiebig« verderbt. | <sup>9</sup> »rechtzeitig« von Jagow im Telegramm an den Kaiser gesetzt an Stelle <br> | ||
<sup>7</sup> Am Rand Ausrufungszeichen des Kaisers. | von Flotows » z u r e c h t e r Z e i t «. <br> | ||
<sup>8</sup> Entzifferung des Hoflagers hat »Einheitlichkeit« an Stelle von »Einheit« | <sup>10</sup> »dadurch« von Jagow im Telegramm an den Kaiser beigefügt. <br> | ||
des Flotowschen und demgemäß des Jagowschen Telegramms. | <sup>11</sup> Hinter »daß« im Flotowschen und demgemäß im Jagowschen Telegramm <br> | ||
<sup>9</sup> »rechtzeitig« von Jagow im Telegramm an den Kaiser gesetzt an Stelle | folgendes: »österreichischer Botschafter krank im Bett. Botschaftsrat un- <br> | ||
von Flotows | fähig« fehlt in der Entzifferung des Hoflagers, da die entsprechende Ziffern- <br> | ||
<sup>10</sup> »dadurch« von Jagow im Telegramm an den Kaiser beigefügt. | gruppe unverständlich war. Siehe [[Nr. 156. Der Botschafter in Rom an das Auswärtige Amt, 25. Juli 1914|Nr. 156]]. | ||
<sup>11</sup> Hinter »daß« im Flotowschen und demgemäß im Jagowschen Telegramm | |||
folgendes: »österreichischer Botschafter krank im Bett. Botschaftsrat un- | |||
fähig« fehlt in der Entzifferung des Hoflagers, da die entsprechende Ziffern- | |||
gruppe unverständlich war. Siehe Nr. 156. |
Latest revision as of 12:30, 10 June 2015
WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 168.
Telegramm 134 Berlin, den 25. Juli 19142
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Ew. M. Botschafter in Rom telegraphiert : Alleruntertänigst J a g o w Das ist lauter Quatsch und wird sich |
1 Nach der von Jagow abgeänderten und ergänzten Entzifferung des Tele-
gramms Flotows (Nr. 156) und der jetzt gleichfalls bei den Akten befind-
lichen Entzifferung des Hoflagers.
2 Zum Haupttelegraphenamt 25. Juli 30 nachm., angekommen im Hoflager
26. Juli nachm., Entzifferung des Hoflagers am 27. Juli vom Kaiser
zurückgegeben und am gleichen Tage im Auswärtigen Amt eingetroffen.
3 »von ihnen« in der Entzifferung des Hoflagers sinngemäß ergänzt an Stelle
des dortselbst fehlenden »der Kontrahenten« des Jagowschen Konzepts.
4 Hinter »so« in Flotows Telegramm folgendes »unerhört« ist von Jagow
im Telegramm an den Kaiser fortgelassen.
5 Hinter »die« in Flotows Telegramm folgendes »gesamte» ist von Jagow im
Telegramm an den Kaiser fortgelassen.
6 »nicht weiter« des Flotowschen und demgemäß des Jagowschen Telegramms
in der Entzifferung des Hoflagers in »nicht ausgiebig« verderbt.
7 Am Rand Ausrufungszeichen des Kaisers.
8 Entzifferung des Hoflagers hat »Einheitlichkeit« an Stelle von »Einheit«
des Flotowschen und demgemäß des Jagowschen Telegramms.
9 »rechtzeitig« von Jagow im Telegramm an den Kaiser gesetzt an Stelle
von Flotows » z u r e c h t e r Z e i t «.
10 »dadurch« von Jagow im Telegramm an den Kaiser beigefügt.
11 Hinter »daß« im Flotowschen und demgemäß im Jagowschen Telegramm
folgendes: »österreichischer Botschafter krank im Bett. Botschaftsrat un-
fähig« fehlt in der Entzifferung des Hoflagers, da die entsprechende Ziffern-
gruppe unverständlich war. Siehe Nr. 156.