Nr. 231. Der Kaiser an das Auswärtige Amt, 26. Juli 1914: Difference between revisions
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Der Kaiser an das Auswärtige Amt<sup>1</sup> | <center><font size=4>'''Der Kaiser an das Auswärtige Amt<sup>1</sup>'''</font></center><br> | ||
Telegramm 134 An Bord Hohenzollem, den 26. Juli 1914<sup>2</sup> | Telegramm 134 An Bord Hohenzollem, den 26. Juli 1914<sup>2</sup><br> | ||
Den Befehl an Flotte zur schleunigen Vorbereitung der Heim- | Den Befehl an Flotte zur schleunigen Vorbereitung der Heim- <br> | ||
reise<sup>3</sup> habe Ich nicht auf Grund eines Wolfftelegramms erteilt, sondern | reise<sup>3</sup> habe Ich nicht auf Grund eines Wolfftelegramms erteilt, sondern <br> | ||
in Berücksichtigung der allgemeinen Lage und möglicher Eventuali- | in Berücksichtigung der allgemeinen Lage und möglicher Eventuali- <br> | ||
täten. Ich war hierzu um so mehr gezwungen, als Mir ein Situations- | täten. Ich war hierzu um so mehr gezwungen, als Mir ein Situations- <br> | ||
bericht des Auswärtigen Amtes nicht vorlag, und Ich sogar den Inhalt | bericht des Auswärtigen Amtes nicht vorlag, und Ich sogar den Inhalt <br> | ||
des österreichischen Ultimatums durch Zeitungsdienst von Norddeich | des österreichischen Ultimatums durch Zeitungsdienst von Norddeich <br> | ||
und nicht auf dem Dienstwege erfahren habe. | und nicht auf dem Dienstwege erfahren habe. <br> | ||
Abgesehen davon, daß die englische Marine gar keine weiteren | Abgesehen davon, daß die englische Marine gar keine weiteren <br> | ||
Maßnahmen mehr zu treffen braucht, da sie, wie die Revue eben | Maßnahmen mehr zu treffen braucht, da sie, wie die Revue eben <br> | ||
gezeigt hat, bereits kriegsbereit in ihren Heimatshäfen Hegt, haben | gezeigt hat, bereits kriegsbereit in ihren Heimatshäfen Hegt, haben <br> | ||
wir mit russischer Flotte zu rechnen, die, im Falle Rußland gegen | wir mit russischer Flotte zu rechnen, die, im Falle Rußland gegen <br> | ||
Österreich mobilisiert, schon allein mit ihren jetzt im Dienst befind- | Österreich mobilisiert, schon allein mit ihren jetzt im Dienst befind- <br> | ||
lichen Schiffen binnen kürzester Zeit vor unseren Ostseehäfen er- | lichen Schiffen binnen kürzester Zeit vor unseren Ostseehäfen er- <br> | ||
scheinen kann. | scheinen kann. <br> | ||
Um der möglichen Gefahr zu begegnen, daß Meine in norwegischen | Um der möglichen Gefahr zu begegnen, daß Meine in norwegischen <br> | ||
Häfen weit verstreute Flotte fern von ihrer Basis vom Kriege über- | Häfen weit verstreute Flotte fern von ihrer Basis vom Kriege über- <br> | ||
rascht werden könnte, habe Ich gestern nachmittag, nachdem Ich | rascht werden könnte, habe Ich gestern nachmittag, nachdem Ich <br> | ||
aus Telegramm 127<sup>4</sup> erfuhr, daß serbische Mobilmachung bereits im | aus Telegramm 127<sup>4</sup> erfuhr, daß serbische Mobilmachung bereits im <br> | ||
vollen Gange sei, Befehl gegeben, daß Flotte nach Beendigung der | vollen Gange sei, Befehl gegeben, daß Flotte nach Beendigung der <br> | ||
notwendigen Kohlenübernahme sich zusammenziehe und Heimreise | notwendigen Kohlenübernahme sich zusammenziehe und Heimreise <br> | ||
antrete<sup>5</sup>. | antrete<sup>5</sup>. <br> | ||
W i l h e l m L R. | W i l h e l m L R. <br> | ||
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<sup>1</sup> Nach der Entzifferung des Auswärtigen Amts und dem jetzt bei den Akten | <sup>1</sup> Nach der Entzifferung des Auswärtigen Amts und dem jetzt bei den Akten <br> | ||
befindlichen von Wedel niedergeschriebenen und vom Kaiser persönlich | befindlichen von Wedel niedergeschriebenen und vom Kaiser persönlich <br> | ||
unterfertigten Konzept, das am 2. August in das Auswärtige Amt gelangte. | unterfertigten Konzept, das am 2. August in das Auswärtige Amt gelangte. <br> | ||
<sup>2</sup> Aufgegeben in Neumünster 7<sup>30</sup> nachm., angekommen im Auswärtigen Amt | <sup>2</sup> Aufgegeben in Neumünster 7<sup>30</sup> nachm., angekommen im Auswärtigen Amt <br> | ||
10<sup>23</sup> nachm. | 10<sup>23</sup> nachm. <br> | ||
<sup>3</sup> Siehe Nr. 182 und 221. | <sup>3</sup> Siehe Nr. 182 und 221. <br> | ||
<sup>4</sup> Siehe Nr. 158, Anm. 2. | <sup>4</sup> Siehe Nr. 158, Anm. 2. <br> | ||
<sup>5</sup> »der notwendigen . . . . . . . . . . antrete« in der Entzifferung des Auswärtigen | <sup>5</sup> »der notwendigen . . . . . . . . . . antrete« in der Entzifferung des Auswärtigen <br> | ||
Amts verstümmelt in: »der Kohlenübernahme baldig Heimreise antrete« | Amts verstümmelt in: »der Kohlenübernahme baldig Heimreise antrete«<br> |
Revision as of 12:10, 4 June 2015
WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 231.
Telegramm 134 An Bord Hohenzollem, den 26. Juli 19142
Den Befehl an Flotte zur schleunigen Vorbereitung der Heim-
reise3 habe Ich nicht auf Grund eines Wolfftelegramms erteilt, sondern
in Berücksichtigung der allgemeinen Lage und möglicher Eventuali-
täten. Ich war hierzu um so mehr gezwungen, als Mir ein Situations-
bericht des Auswärtigen Amtes nicht vorlag, und Ich sogar den Inhalt
des österreichischen Ultimatums durch Zeitungsdienst von Norddeich
und nicht auf dem Dienstwege erfahren habe.
Abgesehen davon, daß die englische Marine gar keine weiteren
Maßnahmen mehr zu treffen braucht, da sie, wie die Revue eben
gezeigt hat, bereits kriegsbereit in ihren Heimatshäfen Hegt, haben
wir mit russischer Flotte zu rechnen, die, im Falle Rußland gegen
Österreich mobilisiert, schon allein mit ihren jetzt im Dienst befind-
lichen Schiffen binnen kürzester Zeit vor unseren Ostseehäfen er-
scheinen kann.
Um der möglichen Gefahr zu begegnen, daß Meine in norwegischen
Häfen weit verstreute Flotte fern von ihrer Basis vom Kriege über-
rascht werden könnte, habe Ich gestern nachmittag, nachdem Ich
aus Telegramm 1274 erfuhr, daß serbische Mobilmachung bereits im
vollen Gange sei, Befehl gegeben, daß Flotte nach Beendigung der
notwendigen Kohlenübernahme sich zusammenziehe und Heimreise
antrete5.
W i l h e l m L R.
1 Nach der Entzifferung des Auswärtigen Amts und dem jetzt bei den Akten
befindlichen von Wedel niedergeschriebenen und vom Kaiser persönlich
unterfertigten Konzept, das am 2. August in das Auswärtige Amt gelangte.
2 Aufgegeben in Neumünster 730 nachm., angekommen im Auswärtigen Amt
1023 nachm.
3 Siehe Nr. 182 und 221.
4 Siehe Nr. 158, Anm. 2.
5 »der notwendigen . . . . . . . . . . antrete« in der Entzifferung des Auswärtigen
Amts verstümmelt in: »der Kohlenübernahme baldig Heimreise antrete«