View source for Nr. 233. Entwurf eines nicht abgesandten Telegramms des Kaisers an den Zaren, 26. Juli 1914

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<center>Nr. 233</center>

<center><font size=4>'''Entwurf eines nicht abgesandten Telegramms des Kaisers an den Zaren<sup>1</sup>'''</font></center><br>

&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;I am confident you will agree with me that the Austro-Servian <br>
conflict concerns only Austria and Servia and that they should be <br>
left alone to settle it between themselves. The unscrupulous agi- <br>
tation that has been going on in Servia for years, has resulted in <br>
the outrageous crime to which Franz Ferdinand feil a victim, It is <br>
a common interest of me and you and in fact of all monarchs that <br>
this crime and all that are morally responsible for it, should receive <br>
the punishment it deserves. Austria must be allowed a free band <br>
to take the evil by the root and to wipe out the revolutionary <br>
movement in Servia which may, by spreading over other countries <br>
one day threaten your throne as well as mine. The spirit of the <br>
people that murdered their own king and his wife still governs the <br>
country. It would be folly and suicidal on our part to do anything <br>
to spare them the penalty they have incurred<sup>2</sup> . <br>
<br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ü b e r s e t z u n g <br>

&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Du wirst sicher mit mir darin übereinstimmen, daß der österreichisch- <br>
serbische Konflikt nur Österreich und Serbien angeht, und daß man es <br>
beiden Ländern überlassen sollte, diese Angelegenheit unter sich zu regeln. <br>
Die in Serbien seit Jahren betriebene gewissenlose Agitation hat zu dem <br>
abscheulichen Verbrechen geführt, dem Franz Ferdinand zum Opfer gefallen <br>
ist. Es ist mein und Dein und überhaupt aller Monarchen gemeinsames <br>
Interesse, daß dieses Verbrechen und alle Personen, die moralisch dafür ver- <br>
antwortlich sind, die verdiente Strafe erhalten. Österreich muß freie Hand <br>
gewährt werden, das Übel bei der Wurzel zu fassen und die revolutionäre <br>
Bewegung in Serbien zu ersticken, die auf andere Länder übergreifen und <br>
eines Tages Deinen wie meinen Thron gefährden kann. Der Geist, der die <br>
Serben ihren eigenen König und seine Gemahlin morden ließ, herrscht <br>
immer noch im Lande. Es wäre unsererseits Torheit und Selbstmord, ihnen <br>
irgendwie die verwirkte Strafe zu ersparen. <br>

<hr>
<sup>1</sup>  Überschrift des in Maschinenschrift vorliegenden Stückes von der Hand<br> 
Stumms: »Entwurf für eine eventuelle Depesche an den Zaren«. Der <br>
Entwurf trägt kein Datum ; er ist natürlich nach Eingang von Pourtalès' <br>
Telegramm ([[Nr. 229. Der Botschafter in Petersburg an das Auswärtige Amt, 26. Juli 1914|Nr. 229]]) in den späten Abendstunden des 26. oder erst am <br>
27. JuU niedergeschrieben worden. Abgegangen ist die Depesche nicht,, <br>
siehe [[Nr. 229. Der Botschafter in Petersburg an das Auswärtige Amt, 26. Juli 1914|Nr. 229]], Anm. 3. <br>
<sup>2</sup>  Vgl. dazu [[Nr. 335 Der Kaiser an den Zaren, 29. Juli 1914|Nr. 335]].