Nr. 235. Der Botschafter in Paris an das Auswärtige Amt, 27. Juli 1914: Difference between revisions

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WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 235.


Nr. 235
Der Botschafter in Paris an das Auswärtige Amt1


Telegramm 220                               Paris, den 26. Juli 19142

     Der stellvertretende Minister der auswärtigen Angelegenheiten
versicherte mir, daß unser Appell an Solidarität des Bestrebens um
Friedenserhaltung hier ungemein wohltuend berühre und gebührend
beachtet werde. Er für seine Person sei gern bereit, in Petersburg
beruhigend einwirken zu lassen, nachdem durch österreichisch-
ungarische Versicherung, daß keine Annexion beabsichtigt, Vorbe-
dingung geschaffen sei. Er könne mir allerdings noch nicht förm-
liche Erklärung namens der französischen Regierung über Modus der
Einwirkung geben, da er zunächst mit abwesendem Ministerpräsidenten
in Benehmen treten müsse.
     Der Minister warf persönlichen Gedanken ein, ob nicht auch
beruhigende Einwirkung in Wien in Frage kommen könne, nachdem
Serbien anscheinend in den meisten Punkten nachgegeben habe und
somit Raum für Verhandlungen gegeben. Ich erwiderte, daß mir
etwaige gemeinschaftliche Vorstellungen der Mächte in Wien mit
unserer Auffassung, daß Österreich-Ungarn und Serbien allein zu
lassen, nicht vereinbar scheine. Der Punkt für Einwirkung sei
Petersburg.
     Herr Bienvenu Martin gab im Laufe des Gespräches vertraulich
zu, daß der Gedanke Sasonows, wonach nur Gesamtheit der Mächte
Verhalten Serbiens aburteilen könne, juristisch schwer haltbar sei.
Minister sprach mir Bedauern aus, daß meine erste Demarche hier von
Presse vielfach mißdeutet worden, und versicherte, daß Indiskretion
nicht von Quai d'Orsay ausgegangen.

                                                                 S c h o e n


1 Nach der Entzifferung.
2 Aufgegeben in Paris 26. Juli 740 nachm., angekommen im Auswärtigen Amt
27. Juli 127 vorm.; Eingangsvermerk: 27. Juli vorm. In der vom Reichs-
kanzler für den Vortrag beim Kaiser benutzten Abschrift ist der Abschnitt
»Herr Bienvenu Martin gab . . . . . . . . . . ausgegangen« fortgelassen. Rand-
vermerk des Kanzlers auf dieser Abschrift vom 27. Juli: »S. M. vorge-
tragen. B.H. 27.« Schoens Telegramm am 27. Juli von Jagow telegraphisch
den Botschaftern in Wien und Rom mitgeteilt, 80 nachm. zum Haupt-
telegraphenamt