Nr. 242. Der Botschafter in Petersburg an das Auswärtige Amt, 27. Juli 1914: Difference between revisions

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Telegramm 165&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; St. Petersburg, den 27. Juli 1914<sup>2</sup><br>


&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Militärattache meldet über Gespräch mit Kriegsminister : Sasonow <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Militärattaché meldet über Gespräch mit Kriegsminister : Sasonow <br>
hat ihn gebeten, mich über mihtärische Lage aufzuklären. Der <br>
hat ihn gebeten, mich über militärische Lage aufzuklären. Der <br>
Kriegsminister gab mir sein Ehrenwort, daß noch keinerlei Mobil- <br>
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machungsorder ergangen sei. Vorläufig würden lediglich Vorbereitimgs- <br>
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aus, daß man bei uns Würdigung für freundschaftliche Absichten <br>
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drohhch ansehen werde. Minister betonte nachdrücklichst und wieder- <br>
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holt dringendes Bedürfnis und Wunsch nach Frieden. Hatte Ein- <br>
druck großer Nervosität und Besorgnis. Halte Wunsch auf Frieden <br>
druck großer Nervosität und Besorgnis. Halte Wunsch auf Frieden <br>
für aufrichtig, militärische Angaben insoweit für zutreffend, daß <br>
für aufrichtig, militärische Angaben insoweit für zutreffend, daß <br>
völlige Mobilmachung wohl nicht angeordnet, vorbereitende Maß- <br>
völlige Mobilmachung wohl nicht angeordnet, vorbereitende Maß- <br>
nahmen aber sehr weitgehend. Man ist sichtlich bestrebt, Zeit zu <br>
nahmen aber sehr weitgehend. Man ist sichtlich bestrebt, Zeit zu <br>
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Auch verursacht innere Lage unverkennbar schwere Besorgnis. Grund- <br>
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zug der Stimmimg, Hoffnung auf Deutschland und Vermittelung Sr. M. <br>
zug der Stimmimg, Hoffnung auf Deutschland und Vermittelung Sr. M. <br>

Revision as of 16:01, 4 June 2015

WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 242.


Nr. 242
Der Botschafter in Petersburg an das Auswärtige Amt1


Telegramm 165                          St. Petersburg, den 27. Juli 19142

     Militärattaché meldet über Gespräch mit Kriegsminister : Sasonow
hat ihn gebeten, mich über militärische Lage aufzuklären. Der
Kriegsminister gab mir sein Ehrenwort, daß noch keinerlei Mobil-
machungsorder ergangen sei. Vorläufig würden lediglich Vorbereitimgs-
maßnahmen getroffen, kein Pferd ausgehoben, kein Reservist einge-
zogen. Wenn Österreich serbische Grenze überschreitet, werden auf
Österreich gerichtete Militärbezirke Kiew, Odessa, Moskau, Kasan
mobilisiert. Unter keinen Umständen an deutscher Front Warschau,
Wilna, Petersburg. Man wünsche dringend Frieden mit Deutschland.
Auf meine Frage, zu welchem Zweck Mobilmachung gegen Österreich,
Achselzucken und Hinweis auf Diplomaten. Sprach dem Minister
aus, daß man bei uns Würdigung für freundschaftliche Absichten
zeige, aber auch Mobilmachung gegen Österreich allein als sehr be-
drohhch ansehen werde. Minister betonte nachdrücklichst und wieder-
holt dringendes Bedürfnis und Wunsch nach Frieden. Hatte Ein-
druck großer Nervosität und Besorgnis. Halte Wunsch auf Frieden
für aufrichtig, militärische Angaben insoweit für zutreffend, daß
völlige Mobilmachung wohl nicht angeordnet, vorbereitende Maß-
nahmen aber sehr weitgehend. Man ist sichtlich bestrebt, Zeit zu
gewinnen zu neuen Verhandlungen und Fortsetzung der Rüstungen.
Auch verursacht innere Lage unverkennbar schwere Besorgnis. Grund-
zug der Stimmimg, Hoffnung auf Deutschland und Vermittelung Sr. M.

                                                                 Pourtalès


1 Nach der Entzifferung. — Vgl. deutsches Weißbuch vom Mai 191 5, S. 30
Nr. 13.
2 Aufgegeben in Petersburg 10 vorm., angekommen im Auswärtigen Amt
235 vorm.; Eingangsvermerk: 27. Juli vorm. Randvermerk des Reichs-
kanzlers vom 27. Juli: »S. M. vorgetragen v. B. H. 27.« Pourtales' Tele-
gramm am 27. Juli von Jagow telegraphisch dem Botschafter in Wien
mitgeteilt, 95 nachm. zum Haupttelegraphenamt; am 28. Juli auch dem
Generalstab, dem Kriegsminister und dem Admiralstab mitgeteilt, abge-
sandt durch Boten 1130 vorm.