Nr. 243. Der König von Griechenland an den Kaiser, 27. Juli 1914: Difference between revisions

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bestimmtes Telegramm mit der Bitte, es an die Allerhöchste Stelle<br>  
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gelangen zu lassen : <br>
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&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;»Ich danke für das Telegramm Ew. M., welches mir <br>
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die Gelegenheit gibt, falsche Beschuldigungen, die gegen <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;die Gelegenheit gibt, falsche Beschuldigungen, die gegen <br>
mein Land, ergo auch gegen mich erhoben werden, abzu- <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;mein Land, ergo auch gegen mich erhoben werden, abzu- <br>
weisen. Unsere Friedfertigkeit ist nicht scheinbar, und ich <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;weisen. Unsere Friedfertigkeit ist nicht scheinbar, und ich <br>
glaube, daß wir in letzter Zeit dies namenthch der Türkei <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;glaube, daß wir in letzter Zeit dies namenthch der Türkei <br>
gegenüber genugsam bewiesen haben. Die Kriegs Vorräte, <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;gegenüber genugsam bewiesen haben. Die Kriegs Vorräte, <br>
die wir in unseren Häfen aufstapeln sollen, sind die Vor- <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;die wir in unseren Häfen aufstapeln sollen, sind die Vor- <br>
räte, die wir für den Fall einer Mobihsation brauchen, die <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;räte, die wir für den Fall einer Mobihsation brauchen, die <br>
immer bereit hegen sollten. Durch den Abgang nach den <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;immer bereit hegen sollten. Durch den Abgang nach den <br>
Kriegen und durch die Verdreifachung meiner Armee sind <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Kriegen und durch die Verdreifachung meiner Armee sind <br>
die Bedürfnisse sehr erhebhch gestiegen. Der Generalstab, <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;die Bedürfnisse sehr erhebhch gestiegen. Der Generalstab, <br>
nach der Bearbeitung des Mobihsationsplanes, dringt seit <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;nach der Bearbeitung des Mobihsationsplanes, dringt seit <br>
Oktober v. J, auf Ergänzung alles Nötigen. Das Ministerium <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Oktober v. J, auf Ergänzung alles Nötigen. Das Ministerium <br>
hatte es bis vor drei Monaten versäumt, dann sind aber <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;hatte es bis vor drei Monaten versäumt, dann sind aber <br>
alle Bestellungen gemacht, mit Termin, wenn möghch bis <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;alle Bestellungen gemacht, mit Termin, wenn möghch bis <br>
Oktober. Außerdem kommen seit Februar die Geschütze <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Oktober. Außerdem kommen seit Februar die Geschütze <br>
zur Ergänzung von Feld- und Bergartillerie mit ihrer <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;zur Ergänzung von Feld- und Bergartillerie mit ihrer <br>
Munition, Gewehre, und dieser Tage sind Festungsgeschütze <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Munition, Gewehre, und dieser Tage sind Festungsgeschütze <br>
für die Befestigungen von Saloniki, Kavalla imd die Grenzen <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;für die Befestigungen von Saloniki, Kavalla imd die Grenzen <br>
bei Krupp bestellt worden. Daß wir Krankenschwestern <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;bei Krupp bestellt worden. Daß wir Krankenschwestern <br>
zurückberufen haben, ist vollständig aus der Luft gegriffen. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;zurückberufen haben, ist vollständig aus der Luft gegriffen. <br>
Wenn feurige Patrioten Briefe an griechische Ottomanen <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Wenn feurige Patrioten Briefe an griechische Ottomanen <br>
schrieben mid ihnen Freiheit verheißen, kann ich nicht <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;schrieben mid ihnen Freiheit verheißen, kann ich nicht <br>
dafür verantworthch gemacht werden, und ich weiß auch <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;dafür verantworthch gemacht werden, und ich weiß auch <br>
nichts davon. An einen Angriff gegen die Dardanellen oder <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;nichts davon. An einen Angriff gegen die Dardanellen oder <br>
sonstwo haben wir nie gedacht. Eine abenteuerliche Politik <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;sonstwo haben wir nie gedacht. Eine abenteuerliche Politik <br>
hegt mir und meiner Regierung ganz fern. Die Regierung <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;hegt mir und meiner Regierung ganz fern. Die Regierung <br>
hat letzte Zeit Beweise ilires Solidaritätsgefühls mit euro- <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;hat letzte Zeit Beweise ilires Solidaritätsgefühls mit euro- <br>
päischen Interessen gegeben und sinnt nur auf Frieden <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;päischen Interessen gegeben und sinnt nur auf Frieden <br>
mit Ehren, den das Land notwendig braucht. Was wir <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;mit Ehren, den das Land notwendig braucht. Was wir <br>
erworben, wollen wir wahren und entwickeln. Wir wollen <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;erworben, wollen wir wahren und entwickeln. Wir wollen <br>
keinen Krieg und haben es in der letzten schweren Krise <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;keinen Krieg und haben es in der letzten schweren Krise <br>
bewiesen trotz der furchtbaren Mißhandlungen von Hundert- <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;bewiesen trotz der furchtbaren Mißhandlungen von Hundert- <br>
tausenden unserer Konnationalen in Kleinasien. Wir wollen <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;tausenden unserer Konnationalen in Kleinasien. Wir wollen <br>
nichts von der Türkei. Die Türkei fühlt sich im Gegen- <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;nichts von der Türkei. Die Türkei fühlt sich im Gegen- <br>
satz zu uns wegen der Inselfrage. Wir waren fast zu <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;satz zu uns wegen der Inselfrage. Wir waren fast zu <br>
einer Verständigung gekommen, als beinahe alles verdorben <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;einer Verständigung gekommen, als beinahe alles verdorben <br>
wurde durch ihre Kniffe. Veniselos soll sich dieser Tage <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;wurde durch ihre Kniffe. Veniselos soll sich dieser Tage <br>
in Brüssel mit dem Großwesir treffen, um über den Vor- <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;in Brüssel mit dem Großwesir treffen, um über den Vor- <br>
schlag zu verhandeln, den ich vor einigen Tagen Ew. M. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;schlag zu verhandeln, den ich vor einigen Tagen Ew. M. <br>
telegraphierte und den Ew. M. durch meine persönlichen <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;telegraphierte und den Ew. M. durch meine persönlichen <br>
Mitteilungen an den Grafen von Quadt kennen. Wir <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Mitteilungen an den Grafen von Quadt kennen. Wir <br>
können aber nicht mehr als das konzedieren. Die Bitte <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;können aber nicht mehr als das konzedieren. Die Bitte <br>
um Unterstützung in dieser Sache wiederhole ich noch- <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;um Unterstützung in dieser Sache wiederhole ich noch- <br>
mals an Ew. M. Wenn diese Frage gelöst ist, wird uns <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;mals an Ew. M. Wenn diese Frage gelöst ist, wird uns <br>
nichts mehr von der Türkei trennen, wenn letztere es <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;nichts mehr von der Türkei trennen, wenn letztere es <br>
ehrlich meint. Serbien hatten wir Ratschläge erteilt, seine <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;ehrlich meint. Serbien hatten wir Ratschläge erteilt, seine <br>
Handlungsweise zu mildern. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Handlungsweise zu mildern. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ich kann nicht einsehen, wie die Türkei Österreich <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ich kann nicht einsehen, wie die Türkei Österreich <br>
helfen kann, ohne sich mit Bulgarien zu verbinden. Wenn <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;helfen kann, ohne sich mit Bulgarien zu verbinden. Wenn <br>
aber Bulgarien sich einmischt, dann entsteht ein Machtzu- <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;aber Bulgarien sich einmischt, dann entsteht ein Machtzu- <br>
wachs eines anderen Slawenstaats auf dem Balkan, der der <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;wachs eines anderen Slawenstaats auf dem Balkan, der der <br>
Türkei und den nichtslawischen Staaten besonders gefähr- <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Türkei und den nichtslawischen Staaten besonders gefähr- <br>
lich ist, was den Bukarester Frieden und das Gleichge- <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;lich ist, was den Bukarester Frieden und das Gleichge- <br>
wicht auf dem Balkan umstürzen würde. Dies wäre unseren <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;wicht auf dem Balkan umstürzen würde. Dies wäre unseren <br>
Interessen sehr gefährlich, ich denke, es \vürde auch den <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Interessen sehr gefährlich, ich denke, es \vürde auch den <br>
deutschen Interessen im Orient widersprechen, und in diesem <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;deutschen Interessen im Orient widersprechen, und in diesem <br>
Falle würde ich nicht auf Seite Österreichs gegen die <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Falle würde ich nicht auf Seite Österreichs gegen die <br>
Slawen stehen, wie es im Telegramm Ew. M. steht. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Slawen stehen, wie es im Telegramm Ew. M. steht. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Zum Schluß bitte ich Ew. M., an meine vollste Loyali- <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Zum Schluß bitte ich Ew. M., an meine vollste Loyali- <br>
tät zu glauben als Herrscher, als Kollege und als Mensch, <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;tät zu glauben als Herrscher, als Kollege und als Mensch, <br>
und daß ich immer reinen Wein eingeschenkt habe und <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;und daß ich immer reinen Wein eingeschenkt habe und <br>
so fortfahren werde. Die anderen müssen mich aber ebenso <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;so fortfahren werde. Die anderen müssen mich aber ebenso <br>
aufrichtig behandeln wie ich sie, namentlich die Türkei. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;aufrichtig behandeln wie ich sie, namentlich die Türkei. <br>


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&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Constantina<sup>3</sup><br>

Revision as of 16:27, 4 June 2015

WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 243.


Nr. 243
Der König von Griechenland an den Kaiser


(Obermittelt durch den Geschäftsträger in Athen an das Auswärtige Amt)1


Telegramm 218                          Athen, den 27. Juli 19142

     S. M. übergab mir folgendes für S. M. den Kaiser imd König
bestimmtes Telegramm mit der Bitte, es an die Allerhöchste Stelle
gelangen zu lassen :
               »Ich danke für das Telegramm Ew. M., welches mir
          die Gelegenheit gibt, falsche Beschuldigungen, die gegen
          mein Land, ergo auch gegen mich erhoben werden, abzu-
          weisen. Unsere Friedfertigkeit ist nicht scheinbar, und ich
          glaube, daß wir in letzter Zeit dies namenthch der Türkei
          gegenüber genugsam bewiesen haben. Die Kriegs Vorräte,
          die wir in unseren Häfen aufstapeln sollen, sind die Vor-
          räte, die wir für den Fall einer Mobihsation brauchen, die
          immer bereit hegen sollten. Durch den Abgang nach den
          Kriegen und durch die Verdreifachung meiner Armee sind
          die Bedürfnisse sehr erhebhch gestiegen. Der Generalstab,
          nach der Bearbeitung des Mobihsationsplanes, dringt seit
          Oktober v. J, auf Ergänzung alles Nötigen. Das Ministerium
          hatte es bis vor drei Monaten versäumt, dann sind aber
          alle Bestellungen gemacht, mit Termin, wenn möghch bis
          Oktober. Außerdem kommen seit Februar die Geschütze
          zur Ergänzung von Feld- und Bergartillerie mit ihrer
          Munition, Gewehre, und dieser Tage sind Festungsgeschütze
          für die Befestigungen von Saloniki, Kavalla imd die Grenzen
          bei Krupp bestellt worden. Daß wir Krankenschwestern
          zurückberufen haben, ist vollständig aus der Luft gegriffen.
          Wenn feurige Patrioten Briefe an griechische Ottomanen
          schrieben mid ihnen Freiheit verheißen, kann ich nicht
          dafür verantworthch gemacht werden, und ich weiß auch
          nichts davon. An einen Angriff gegen die Dardanellen oder
          sonstwo haben wir nie gedacht. Eine abenteuerliche Politik
          hegt mir und meiner Regierung ganz fern. Die Regierung
          hat letzte Zeit Beweise ilires Solidaritätsgefühls mit euro-
          päischen Interessen gegeben und sinnt nur auf Frieden
          mit Ehren, den das Land notwendig braucht. Was wir
          erworben, wollen wir wahren und entwickeln. Wir wollen
          keinen Krieg und haben es in der letzten schweren Krise
          bewiesen trotz der furchtbaren Mißhandlungen von Hundert-
          tausenden unserer Konnationalen in Kleinasien. Wir wollen
          nichts von der Türkei. Die Türkei fühlt sich im Gegen-
          satz zu uns wegen der Inselfrage. Wir waren fast zu
          einer Verständigung gekommen, als beinahe alles verdorben
          wurde durch ihre Kniffe. Veniselos soll sich dieser Tage
          in Brüssel mit dem Großwesir treffen, um über den Vor-
          schlag zu verhandeln, den ich vor einigen Tagen Ew. M.
          telegraphierte und den Ew. M. durch meine persönlichen
          Mitteilungen an den Grafen von Quadt kennen. Wir
          können aber nicht mehr als das konzedieren. Die Bitte
          um Unterstützung in dieser Sache wiederhole ich noch-
          mals an Ew. M. Wenn diese Frage gelöst ist, wird uns
          nichts mehr von der Türkei trennen, wenn letztere es
          ehrlich meint. Serbien hatten wir Ratschläge erteilt, seine
          Handlungsweise zu mildern.
               Ich kann nicht einsehen, wie die Türkei Österreich
          helfen kann, ohne sich mit Bulgarien zu verbinden. Wenn
          aber Bulgarien sich einmischt, dann entsteht ein Machtzu-
          wachs eines anderen Slawenstaats auf dem Balkan, der der
          Türkei und den nichtslawischen Staaten besonders gefähr-
          lich ist, was den Bukarester Frieden und das Gleichge-
          wicht auf dem Balkan umstürzen würde. Dies wäre unseren
          Interessen sehr gefährlich, ich denke, es \vürde auch den
          deutschen Interessen im Orient widersprechen, und in diesem
          Falle würde ich nicht auf Seite Österreichs gegen die
          Slawen stehen, wie es im Telegramm Ew. M. steht.
               Zum Schluß bitte ich Ew. M., an meine vollste Loyali-
          tät zu glauben als Herrscher, als Kollege und als Mensch,
          und daß ich immer reinen Wein eingeschenkt habe und
          so fortfahren werde. Die anderen müssen mich aber ebenso
          aufrichtig behandeln wie ich sie, namentlich die Türkei.

                                                  Constantina3

                                                                           B a s s e w i t z


1 Nach der Entzifferung.
2 Aufgegeben in Athen 110 vorm., angekommen im Auswärtigen Amt
732 vorm.; Eingangsvermerk: 27. Juli vorm. Am Rand der Vermerk
des Reichskanzlers: »S. M. vorgetragen. S. M. wünschen Prüfung, ob
demnächst Antwort erforderlich isL v. B. H. 27.« Betr. Miueilung von König
Konstanüns Telegramm an den Botschafter in Konstantinopel siehe Nr. 354.
3 Siehe Nr. 466.