Nr. 314 Der Reichskanzler an den Botschafter in London, 28. Juli 1914: Difference between revisions
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Telegramm 185 Berlin, den 28. Juli 1914<sup>2</sup> | Telegramm 185 Berlin, den 28. Juli 1914<sup>2</sup><br> | ||
Wenn die britische Regierung in der Erhaltung | Wenn die britische Regierung in der Erhaltung der europäischen <br> | ||
Friedens auf Grundlage des Gleichgewichts der Gruppen ihr vor- | Friedens auf Grundlage des Gleichgewichts der Gruppen ihr vor- <br> | ||
nehmstes Interesse erblickt, so wird sie uns nicht zumuten können, | nehmstes Interesse erblickt, so wird sie uns nicht zumuten können, <br> | ||
in imserer vermittelnden Tätigkeit so weit zu gehen, daß wir Österreich- | in imserer vermittelnden Tätigkeit so weit zu gehen, daß wir Österreich- <br> | ||
Ungarn direkt zur Nachgiebigkeit gegenüber Serbien zu zwingen<sup>3</sup> | Ungarn direkt zur Nachgiebigkeit gegenüber Serbien zu zwingen<sup>3</sup> <br> | ||
suchen. Wir würden damit zur Untergrabung der Großmachtstellung | suchen. Wir würden damit zur Untergrabung der Großmachtstellung <br> | ||
Österreich-Ungarns und zur Verändenmg des europäischen Gleich- | Österreich-Ungarns und zur Verändenmg des europäischen Gleich- <br> | ||
gewichts zuungunsten des Dreibxmdes beitragen. Wir sind aber weit | gewichts zuungunsten des Dreibxmdes beitragen. Wir sind aber weit <br> | ||
entfernt, in dem österreichisch-serbischen Konflikt eine Kraftprobe | entfernt, in dem österreichisch-serbischen Konflikt eine Kraftprobe <br> | ||
zwischen den beiden europäischen Gruppen zu sehen. Wir betrachten | zwischen den beiden europäischen Gruppen zu sehen. Wir betrachten <br> | ||
das österreichisch-ungarische Vorgehen ledighch £l1s Mittel, die uner- | das österreichisch-ungarische Vorgehen ledighch £l1s Mittel, die uner- <br> | ||
träglich gewordenen serbischen Provokationen, die innerhalb von fünf | träglich gewordenen serbischen Provokationen, die innerhalb von fünf <br> | ||
Jaliren bereits zum dritten Mal den Frieden Europas emsthch ge- | Jaliren bereits zum dritten Mal den Frieden Europas emsthch ge- <br> | ||
fäJirden, endgültig zu beseitigen. Hieran ist unseres Erachtens Europa | fäJirden, endgültig zu beseitigen. Hieran ist unseres Erachtens Europa <br> | ||
gleichmäßig interessiert<sup>4</sup>. | gleichmäßig interessiert<sup>4</sup>. <br> | ||
Wir setzen übrigens auch in St. Petersburg nachdrücklich unsere <br> | |||
Vermittelungsbemühungen fort und hoffen auf Erfolg. Zu Ew. Durchl. <br> | |||
hege ich das Vertrauen, daß Sie Sir Edward Grey unsern Stand- <br> | |||
punkt verständlich machen werden. <br> | |||
B e t h m a n n H o l l w e g <br> | |||
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<sup>1</sup> Nach dem Konzept. Entwurf Zimmermanns mit einer Änderung Jagows. | <sup>1</sup> Nach dem Konzept. Entwurf Zimmermanns mit einer Änderung Jagows. <br> | ||
<sup>2</sup> 8<sup>40</sup> nachm. zum Haupttelegraphenamt. | <sup>2</sup> 8<sup>40</sup> nachm. zum Haupttelegraphenamt. <br> | ||
<sup>3</sup> »zwingen« von Jagow aus Zimmermanns ursprünglichem »bewegen« | <sup>3</sup> »zwingen« von Jagow aus Zimmermanns ursprünglichem »bewegen« <br> | ||
geändert. | geändert. <br> | ||
<sup>4</sup> Hinter »interessiert« ursprünglich von Zimmermann niedergeschriebenes: | <sup>4</sup> Hinter »interessiert« ursprünglich von Zimmermann niedergeschriebenes: <br> | ||
»Im übrigen beabsichtigt Österreich-Ungarn keineswegs Serbien nieder- | »Im übrigen beabsichtigt Österreich-Ungarn keineswegs Serbien nieder- <br> | ||
zuwerfen, es vill nicht seinen Bestand antasten, sondern ihm nur die | zuwerfen, es vill nicht seinen Bestand antasten, sondern ihm nur die <br> | ||
wohlverdiente Lektion erteilen und sich Garantien für seine eigene Ruhe | wohlverdiente Lektion erteilen und sich Garantien für seine eigene Ruhe <br> | ||
für die Zukunft verschaffen« nachträglich von ihm selbst wieder ge- | für die Zukunft verschaffen« nachträglich von ihm selbst wieder ge- <br> | ||
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Revision as of 10:09, 16 June 2015
WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 314.
Telegramm 185 Berlin, den 28. Juli 19142
Wenn die britische Regierung in der Erhaltung der europäischen
Friedens auf Grundlage des Gleichgewichts der Gruppen ihr vor-
nehmstes Interesse erblickt, so wird sie uns nicht zumuten können,
in imserer vermittelnden Tätigkeit so weit zu gehen, daß wir Österreich-
Ungarn direkt zur Nachgiebigkeit gegenüber Serbien zu zwingen3
suchen. Wir würden damit zur Untergrabung der Großmachtstellung
Österreich-Ungarns und zur Verändenmg des europäischen Gleich-
gewichts zuungunsten des Dreibxmdes beitragen. Wir sind aber weit
entfernt, in dem österreichisch-serbischen Konflikt eine Kraftprobe
zwischen den beiden europäischen Gruppen zu sehen. Wir betrachten
das österreichisch-ungarische Vorgehen ledighch £l1s Mittel, die uner-
träglich gewordenen serbischen Provokationen, die innerhalb von fünf
Jaliren bereits zum dritten Mal den Frieden Europas emsthch ge-
fäJirden, endgültig zu beseitigen. Hieran ist unseres Erachtens Europa
gleichmäßig interessiert4.
Wir setzen übrigens auch in St. Petersburg nachdrücklich unsere
Vermittelungsbemühungen fort und hoffen auf Erfolg. Zu Ew. Durchl.
hege ich das Vertrauen, daß Sie Sir Edward Grey unsern Stand-
punkt verständlich machen werden.
B e t h m a n n H o l l w e g
1 Nach dem Konzept. Entwurf Zimmermanns mit einer Änderung Jagows.
2 840 nachm. zum Haupttelegraphenamt.
3 »zwingen« von Jagow aus Zimmermanns ursprünglichem »bewegen«
geändert.
4 Hinter »interessiert« ursprünglich von Zimmermann niedergeschriebenes:
»Im übrigen beabsichtigt Österreich-Ungarn keineswegs Serbien nieder-
zuwerfen, es vill nicht seinen Bestand antasten, sondern ihm nur die
wohlverdiente Lektion erteilen und sich Garantien für seine eigene Ruhe
für die Zukunft verschaffen« nachträglich von ihm selbst wieder ge-
strichen.