Nr. 368 Der Botschafter in London an das Auswärtige Amt, 29. Juli 1914: Difference between revisions

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<center>Nr. 368</center>
<center>Nr. 368</center>


<center>Der Botschafter in London an das Auswärtige Amt<sup>1</sup></center>
<center><font size=4>'''Der Botschafter in London an das Auswärtige Amt<sup>1</sup>'''</font></center><br>
 
Telegramm 178 London, den 29. Juli 1914<sup>2</sup>


Telegramm 178&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; London, den 29. Juli 1914<sup>2</sup><br>
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Das stärkste und  
<i>Das stärkste und <br>
unerhörteste Stück  
unerhörteste Stück <br>
Engl. Pharisäer-
Engl. Pharisäer-<br>
hums das ich je ge-  
hums das ich je ge- <br>
sehen! Mit solchen
sehen! Mit solchen<br>
Hallunken mache  
Hallunken mache <br>
ich nie ein Flotten-  
ich <u>nie</u> ein Flotten- <br>
abkommen !  
abkommen ! <br>
 
damit bin ich außer <br>
damit bin ich außer  
Cours gesetzt. <br>
Cours gesetzt.  
<br><br><br><br><br><br><br><br><br>
 
gut <br>
gut  
<br>
 
haben wir seit Ta-<br>
haben wir seit Ta-
gen bereits zu er- <br>
gen bereits zu er-  
reichen versucht <br>
reichen versucht  
umsonst! <br>
umsonst!  
Anstatt der Ver- <br>
 
mittelg. ein ernstes <br>
Wort an Peters- <br>
burg u. Paris, daß <br>
England ihnen nicht <br>
hilft würde die Si- <br>
tuation sofort be- <br>
ruhigen. <br>
<br><br><br>
aha! Der gemeine <br>
Täuscher ! ! <br>
<br>
d. h. wir sollen <br>
Österreich sitzen<br>
lassen urgemein <br>
und mephistophe-<br>
lisch! aber recht<br>
Englische<br>
<br>
sind schon gefaßt <br>
<br>
d. h. sie werden uns <br>
anfallen <br>
<br><br><br><br>
unaufrichtig ist er<br>
alle diese Jahre<br>
trotzdem gewesen<br>
bis in seine letzte <br>
Rede<br>
wir auch! <br>
neukreierten!<sup>13</sup> <br>
wenn sie will kann <br>
sie die öffentliche <br>
Meinung wenden <br>
und dirigieren, da <br>
ihr die Presse un- <br>
bedingt gehorch[t] </i><br>
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&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Sir E. Grey ließ mich soeben noch- <br>
Sir E. Grey ließ mich soeben noch-  
mals<sup>3</sup> zu sich bitten. Der Minister war <br>
 
vollkommen ruhig, aber sehr ernst, und <br>
mals<sup>3</sup> zu sich bitten. Der Minister war  
empfing mich mit den Worten, daß die <br>
vollkommen ruhig, aber sehr ernst, und  
Lage sich immer mehr zuspitze. Sasonow <br>
t^^ ^ ^nj^h mit den Worten, daß die  
habe erklärt, nach der Kriegserklarung <br>
x • i_ • i. -j. o
nicht mehr in der Lage zu sein, mit<br>
 
Österreich direkt zu unterhandeln und<br>
^^ge sich immer mehr zuspitze. Sasonow  
<i>hier<sup>5</sup> bitten lassen, die Vermittelung <br>
^abe erklärt, nach der Knegserklarung
wieder<sup>6</sup> anzunehmen</i>. Als Voraussetzung <br>
 
für diese Vermittelung betrachtet die <br>
nicht mehr in der Lage zu sein, mit
russische Regierung die vorläufige Ein- <br>
Österreich direkt zu unterhandeln und
stellung der Feindsehgkeiten. <br>
hier<sup>5</sup> bitten lassen, die Vermittelung  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Sir E. Grey wiederholte seine bereits <br>
wieder<sup>6</sup> anzunehmen. Als Voraussetzung  
gemeldete Anregung, daß wir uns an <br>
für diese Vermittelung betrachtet die  
einer solchen Vermittelung zu vieren, <br>
russische Regierung die vorläufige Ein-  
die wir grundsätzlich bereits angenommen <br>
stellung der Feindsehgkeiten.  
hätten<sup>7</sup>, beteiligen sollten. Ihm persön- <br>
 
lich schiene eine geeignete Grundlage für <br>
Sir E. Grey wiederholte seine bereits  
eine Vermittelung, daß Österreich etwa <br>
gemeldete Anregung, daß wir uns an  
nach Besetzung von Belgrad oder anderer <br>
einer solchen Vermittelung zu vieren,  
Plätze seine Bedingungen kundgäbe<sup>8</sup>. <br>
die wir grundsätzlich bereits angenommen  
Sollten Ew. Exz. jedoch die Vermittelung <br>
hätten<sup>7</sup>, beteiligen sollten. Ihm persön-  
übernehmen, wie ich heute früh in Aus- <br>
lich schiene eine geeignete Grundlage für  
sieht stellen konnte<sup>9</sup>, so wäre ihm das <br>
eine Vermittelung, daß Österreich etwa  
natürlich ebenso recht. Aber eine <i>Ver- <br>
 
mittelung</i> schiene ihm nunmehr dringend <br>
nach Besetzung von Belgrad oder anderer  
geboten, falls es nicht zu einer <i>euro- <br>
Plätze seine Bedingungen kundgäbe<sup>8</sup>.  
päischen Katastrophe kommen sollte</i>. <br>
Sollten Ew. Exz. jedoch die Vermittelung  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Sodann sagte mir Sir E. Grey, er <br>
übernehmen, wie ich heute früh in Aus-  
hätte mir eine freundschaftliche und <br>
 
private Mitteilung zu machen, er wünsche <br>
 
nämlich nicht, daß unsere so herzlichen <br>
sieht stellen konnte<sup>9</sup>, so wäre ihm das  
persönlichen Beziehungen und unser <br>
Anstatt der Ver- natürlich ebenso recht. Aber eine Ver-  
intimer Gedankenaustausch über alle poli- <br>
mittelg. ein ernstes mittelung schiene ihm nunmehr dringend  
tischen Fragen mich irreführten und er <br>
Wort an Peters- geboten, falls es nicht zu einer euro-  
möchte sich für <i>später den Vorwurf</i><br>
burg u. Paris, daß päischen Katastrophe kommen sollte.  
[<i>der</i>]<sup>10</sup> <i>Unaufrichtigkeit ersparen</i>. Die <br>
England ihnen nicht
britische Regierung wünsche nach wie vor <br>
 
mit uns die bisherige Freundschaft zu <br>
hilft würde die Si- Sodann sagte mir Sir E. Grey, er  
pflegen und sie könne, solange der Kon- <br>
 
flikt sich auf <i>Österreich und Rußland be- <br>
tuation sofort be- hätte mir eine freundschaftliche und  
schränke, abseits stehen</i>. Würden <i>wir<sup>11</sup> <br>
ruhigen. private Mitteilung zu machen, er wünsche  
aber und Frankreich hineingezogen</i>, so <br>
 
sei die Lage sofort eine andere und die <br>
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britische Regierung würde unter <i>Um- <br>
persönhchen Beziehungen und unser  
ständen sich zu schnellen Entschlüssen ge- <br>
intimer Gedankenaustausch über alle poli-  
drängt sehen</i>. In diesem Falle <i>würde es <br>
tischen Fragen mich irreführten und er  
nicht angehen, lange abseits zu stehen <br>
aha! Der gemeine möchte sich für später den Vorwurf ^^^ bleibt/  
und zu warten</i>, »if war breaks out, it <br>
Täuscher ! ! [der]<sup>10</sup> Unaufrichtigkeit ersparen. Die  
will be the <i>greatest catastrophe</i> that the <br>
britische Regierung wünsche nach wie vor  
<i>world ever has seen</i>«. Es hege ihm fern, <br>
d. h. wir sollen mit uns die bisherige Freundschaft zu  
irgendeine Drohung aussprechen zu wollen, <br>
Osterreich sitzen pflegen und sie könne, solange der Kon-  
er habe mich nur vor Täuschungen und <br>
lassen urgemein flikt sich auf Österreich und Rußland be-  
<i>sich</i> vor dem <i>Vorwurf der Unaufrichtig- <br>
und mephistophe- schränke, abseits stehen. Würden wir<sup>11</sup>  
keit bewahren</i> wollen und daher die Form<br>
lisch! aber recht ^Ij^j. j^^^ Frankreich hineingezogen, so  
einer privaten Verständigung gewählt<sup>12</sup>. <br>
"^"^* sei die Lage sofort eine andere und die  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Sir E. Grey fügt noch hinzu, die <br>
 
Regierung müsse auch mit der <i>öffent- <br>
britische Regierung würde unter Uni'
lichen Meinung rechnen</i>; bisher sei die- <br>
sind schon gefaßt ständen sich \u schnellen Entschlüssen ge-  
selbe im allgemeinen für Österreich günstig <br>
drängt sehen. In diesem Falle lyürde es  
gewesen, da man die Berechtigung einer <br>
d. h. sie werden uns nicht angehen, lange abseits :^u stehen  
gewissen Genugtuung anerkenne, jetzt <br>
anfallen und ^u warten, »if war breaks out, it  
aber fange sie an, infolge der öster- <br>
 
reichischen Hartnäckigkeit <i>vollkommen</i><sup>14</sup> <br>
will be the greatest catastrophe that the  
<i>umzuschlagen</i>. <br>
World ever has seem. Es hege ihm fern,  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Meinem italienischen Kollegen, der <br>
irgendeine Drohung aussprechen zu wollen,  
mich soeben verläßt, hat Sir E. Grey ge- <br>
er habe mich nur vor Täuschungen und  
sagt, er glaube, falls die Vermittelung <br>
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angenommen werde, Österreich jede mög- <br>
trotjdem gewesen ^^^^ bewahren wollen und daher die Form mißglückt
liche Genugtuung verschaffen zu können, <br>
bis in seine let^^te einer privaten Verständigung gewählt<sup>12</sup>.  
ein demütigendes Zurückweichen Öster- <br>
 
reichs käme gar nicht mehr in Frage, da <br>
Sir E. Grey fügt noch hinzu, die  
die Serben auf alle Fälle gezüchtigt und <br>
 
unter der Zustimmung Rußlands genötigt <br>
wir auch! Regierung müsse auch mit der öffent-  
werden würden, sich den österreichischen <br>
 
Wünschen unterzuordnen. Österreich <br>
neukreierten!<sup>13</sup> liehen Meinung rechnen; bisher sei die-  
könne also auch ohne einen Krieg, der <br>
 
den europäischen Frieden in Frage stelle, <br>
wenn sie will kann selbe im allgemeinen für Österreich günstig  
Bürgschaften für die Zukunft erlangen. <br>
sie die öffentliche gewesen, da man die Berechtigung einer  
<br>
Meinuns wenden . ^ . i • a. >  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;L i c h n o w s k y <br>
 
und dirigieren, da gewissen Genugtuung anerkenne, jetzt  
 
ihr die Presse un- aber fange sie an, infolge der öster-  
bedingt gehorch\i\ reichischen Hartnäckigkeit vollkommen<sup>14</sup>  
 
umzuschlagen.  
 
Meinem italienischen Kollegen, der ° "
mich soeben verläßt, hat Sir E. Grey ge-  
sagt, er glaube, falls die Vermittelung  
angenommen werde, Österreich jede mög-  
liche Genugtuung verschaffen zu können,  
ein demütigendes Zurückweichen Öster-  
reichs käme gar nicht mehr in Frage, da  
die Serben auf alle Fälle gezüchtigt imd
unter der Zustimmung Rußlands genötigt  
werden würden, sich den österreichischen  
Wünschen unterzuordnen. Österreich  
könne also auch ohne einen Krieg, der  
den europäischen Frieden in Frage stelle,  
Bürgschaften für die Zukunft erlangen.  
 
L i c h n o w s k y  
 
 
England dekouvriert sich im Moment wo es der Ansicht ist, daß
wir im Lappjagen eingestellt sind und so ^u sagen erledigt!
Das gemeine Krämergesindel hat uns mit Diners und Reden
^u täuschen versucht. Die gröbste Täuschung, die Worte des Königs
für mich an Heinrich : » We shall remain neutral and try
to keep out of this as long as possiblen Grey straft den König
lügen, und diese Worte an Lichnowsky sind der Ausfluß des bösen
Gewissens, daß er eben das Gefühl gehabt hat uns getäuscht ^u haben.
Zudem ist es tatsächlich eine Drohung mit Bluff verbunden, um
uns von Osterreich loszulösen und an der Mobilmachung :^u hindern
und die Schuld am Kriege zuzuschieben. Er weiß ganz genau, daß
wenn er nur ein einziges, ernstes, scharfes abmahnendes Wort in Paris
und Petersburg spricht und sie zur Neutralität ermahnt, beide sofort
stille bleiben werden. Aber er hütet sich das Wort auszusprechen, sondern
droht uns statt dessen! Gemeiner Hundsfott! England allein trägt
die Verantwortung für Krieg und Frieden nicht wir mehr! Das muß auch
öffentlich klargestellt werden.
W.
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trotz Appells  
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des Zaren  
<i>trotz Appells <br>
an mich !<sup>4</sup>
des Zaren <br>
 
an mich !<sup>4</sup><br>
mit Hilfe der  
<br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
der bleibt !
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gänzlich<br>
mißglückt <br>
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mit Hilfe der <br>
Jingopresse</i>
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<i>England dekouvriert sich im Moment wo es der Ansicht ist, daß <br>
wir im Lappjagen eingestellt sind und so zu sagen erledigt! <br>
Das gemeine Krämergesindel hat uns mit Diners und Reden <br>
zu täuschen versucht. Die gröbste Täuschung, die Worte des Königs <br>
für mich an Heinrich : » We shall remain neutral and try <br>
to keep out of this as long as possiblen Grey straft den König <br>
lügen, und diese Worte an Lichnowsky sind der Ausfluß des bösen <br>
Gewissens, daß er eben das Gefühl gehabt hat uns getäuscht zu haben. <br>
Zudem ist es tatsächlich eine Drohung mit Bluff verbunden, um <br>
uns von Osterreich loszulösen und an der Mobilmachung zu hindern <br>
und die Schuld am Kriege zuzuschieben. Er weiß ganz genau, daß <br>
wenn er nur ein einziges, ernstes, scharfes abmahnendes Wort in Paris <br>
und Petersburg spricht und sie zur Neutralität ermahnt, beide sofort <br>
stille bleiben werden. Aber er hütet sich das Wort auszusprechen, sondern <br>
droht uns statt dessen! Gemeiner Hundsfott! England allein trägt <br>
die Verantwortung für Krieg und Frieden nicht wir mehr! Das muß auch <br>
öffentlich klargestellt werden. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;W.</i> <br>
<hr>
<hr>
<sup>1</sup> Nach der Entzifferung.  
<sup>1</sup> Nach der Entzifferung. <br>
<sup>2</sup> Aufgegeben in London 6<sup>39</sup> nachm., angekommen im Auswärtigen Amt  
<sup>2</sup> Aufgegeben in London 6<sup>39</sup> nachm., angekommen im Auswärtigen Amt <br>
9<sup>12</sup> nachm. Eingangsvermerk: 29. Juli nachm. Abschrift der Entzifferung  
9<sup>12</sup> nachm. Eingangsvermerk: 29. Juli nachm. Abschrift der Entzifferung <br>
lag dem Kaiser vor, der darauf vermerkte: » 30. VII. 14 1 Uhr N. M.« Die  
lag dem Kaiser vor, der darauf vermerkte: » 30. VII. 14 1 Uhr N. M.« Die <br>
Abschnitte »Sir E. Grey . . . . . . . . . . Feindseligkeiten« und »Sodann  
Abschnitte »Sir E. Grey . . . . . . . . . . Feindseligkeiten« und »Sodann <br>
sagte . . . . . . . . . Verständigung gewählt« am 30. Juli dem Generalstab,  
sagte . . . . . . . . . Verständigung gewählt« am 30. Juli dem Generalstab, <br>
Admiralstab, Reichsmarineamt und Kriegsministerium mitgeteilt. Siehe  
Admiralstab, Reichsmarineamt und Kriegsministerium mitgeteilt. Siehe <br>
Nr. 407.  
[[Nr. 407 Der Reichskanzler an den Kaiser, 30. Juli 1914|Nr. 407]]. <br>
<sup>3</sup> Siehe Nr. 357.  
<sup>3</sup> Siehe [[Nr. 357 Der Botschafter in London an das Auswärtige Amt, 29. Juli 1914|Nr. 357]]. <br>
<sup>4</sup> »Steht im Original links am Rand«.  
<sup>4</sup> »Steht im Original links am Rand«. <br>
<sup>5</sup> »hier« vom Kaiser zweimal unterstrichen.  
<sup>5</sup> »hier« vom Kaiser zweimal unterstrichen. <br>
<sup>6</sup> »wieder« vom Kaiser zweimal unterstrichen.  
<sup>6</sup> »wieder« vom Kaiser zweimal unterstrichen. <br>
<sup>7</sup> Der Satz »die wir . . . . . . . . . . hätten« fehlt in der dem Kaiser vorgelegten  
<sup>7</sup> Der Satz »die wir . . . . . . . . . . hätten« fehlt in der dem Kaiser vorgelegten <br>
Abschrift von Lichnowskys Telegramm.  
Abschrift von Lichnowskys Telegramm. <br>
<sup>8</sup> Vgl. 293, 323 und 439.  
<sup>8</sup> Vgl. [[Nr. 293 Der Kaiser an den Staatssekretär des Auswärtigen, 28. Juli 1914|293]], [[Nr. 323 Der Reichskanzler an den Botschafter in Wien, 28. Juli 1914|323]] und [[Nr. 439 Der Botschafter in London an das Auswärtige Amt, 30. Juli 1914|439]]. <br>
<sup>9</sup> Der Satz »wie ich . . . . . . . . . konnte« fehlt in der dem Kaiser vorgelegten  
<sup>9</sup> Der Satz »wie ich . . . . . . . . . konnte« fehlt in der dem Kaiser vorgelegten <br>
Abschrift des Telegramms.  
Abschrift des Telegramms. <br>
<sup>10</sup> »der« fehlt in der Entzifferung des Auswärtigen Amts,  
<sup>10</sup> »der« fehlt in der Entzifferung des Auswärtigen Amts, <br>
<sup>11</sup> »wir« vom Kaiser zweimal unterstrichen.  
<sup>11</sup> »wir« vom Kaiser zweimal unterstrichen. <br>
<sup>12</sup> Siehe die Randbemerkungen des Kaisers zu Nr. 382 und 401 sowie den  
<sup>12</sup> Siehe die Randbemerkungen des Kaisers zu [[Nr. 382 Zwei Artikel des »Daily Chronicle« vom 29. Juli 1914 mit Randbemerkungen des Kaisers, 29. Juli 1914|Nr. 382]] und [[Nr. 401 Der Botschafter in Petersburg an das Auswärtige Amt, 30. Juli 1914|401]] sowie den <br>
kaiserhchen Brief Nr. 474.  
kaiserhchen Brief [[Nr. 474 Der Kaiser an das Reichsmarineamt und den Admiralstab, 31. Juli 1914|Nr. 474]]. <br>
<sup>13</sup> Interlinearbemerkung, über »öffentlichen« stehend.  
<sup>13</sup> Interlinearbemerkung, über »öffentlichen« stehend. <br>
<sup>14</sup> Am Rand Fragezeichen des Kaisers.
<sup>14</sup> Am Rand Fragezeichen des Kaisers.<br>

Latest revision as of 21:57, 4 August 2015

WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 2 > Nr. 368.


Nr. 368
Der Botschafter in London an das Auswärtige Amt1


Telegramm 178                          London, den 29. Juli 19142

Das stärkste und
unerhörteste Stück
Engl. Pharisäer-
hums das ich je ge-
sehen! Mit solchen
Hallunken mache
ich nie ein Flotten-
abkommen !
damit bin ich außer
Cours gesetzt.









gut

haben wir seit Ta-
gen bereits zu er-
reichen versucht
umsonst!
Anstatt der Ver-
mittelg. ein ernstes
Wort an Peters-
burg u. Paris, daß
England ihnen nicht
hilft würde die Si-
tuation sofort be-
ruhigen.



aha! Der gemeine
Täuscher ! !

d. h. wir sollen
Österreich sitzen
lassen urgemein
und mephistophe-
lisch! aber recht
Englische

sind schon gefaßt

d. h. sie werden uns
anfallen




unaufrichtig ist er
alle diese Jahre
trotzdem gewesen
bis in seine letzte
Rede
wir auch!
neukreierten!13
wenn sie will kann
sie die öffentliche
Meinung wenden
und dirigieren, da
ihr die Presse un-
bedingt gehorch[t]

     Sir E. Grey ließ mich soeben noch-
mals3 zu sich bitten. Der Minister war
vollkommen ruhig, aber sehr ernst, und
empfing mich mit den Worten, daß die
Lage sich immer mehr zuspitze. Sasonow
habe erklärt, nach der Kriegserklarung
nicht mehr in der Lage zu sein, mit
Österreich direkt zu unterhandeln und
hier5 bitten lassen, die Vermittelung
wieder6 anzunehmen
. Als Voraussetzung
für diese Vermittelung betrachtet die
russische Regierung die vorläufige Ein-
stellung der Feindsehgkeiten.
     Sir E. Grey wiederholte seine bereits
gemeldete Anregung, daß wir uns an
einer solchen Vermittelung zu vieren,
die wir grundsätzlich bereits angenommen
hätten7, beteiligen sollten. Ihm persön-
lich schiene eine geeignete Grundlage für
eine Vermittelung, daß Österreich etwa
nach Besetzung von Belgrad oder anderer
Plätze seine Bedingungen kundgäbe8.
Sollten Ew. Exz. jedoch die Vermittelung
übernehmen, wie ich heute früh in Aus-
sieht stellen konnte9, so wäre ihm das
natürlich ebenso recht. Aber eine Ver-
mittelung
schiene ihm nunmehr dringend
geboten, falls es nicht zu einer euro-
päischen Katastrophe kommen sollte
.
     Sodann sagte mir Sir E. Grey, er
hätte mir eine freundschaftliche und
private Mitteilung zu machen, er wünsche
nämlich nicht, daß unsere so herzlichen
persönlichen Beziehungen und unser
intimer Gedankenaustausch über alle poli-
tischen Fragen mich irreführten und er
möchte sich für später den Vorwurf
[der]10 Unaufrichtigkeit ersparen. Die
britische Regierung wünsche nach wie vor
mit uns die bisherige Freundschaft zu
pflegen und sie könne, solange der Kon-
flikt sich auf Österreich und Rußland be-
schränke, abseits stehen
. Würden wir11
aber und Frankreich hineingezogen
, so
sei die Lage sofort eine andere und die
britische Regierung würde unter Um-
ständen sich zu schnellen Entschlüssen ge-
drängt sehen
. In diesem Falle würde es
nicht angehen, lange abseits zu stehen
und zu warten
, »if war breaks out, it
will be the greatest catastrophe that the
world ever has seen«. Es hege ihm fern,
irgendeine Drohung aussprechen zu wollen,
er habe mich nur vor Täuschungen und
sich vor dem Vorwurf der Unaufrichtig-
keit bewahren
wollen und daher die Form
einer privaten Verständigung gewählt12.
     Sir E. Grey fügt noch hinzu, die
Regierung müsse auch mit der öffent-
lichen Meinung rechnen
; bisher sei die-
selbe im allgemeinen für Österreich günstig
gewesen, da man die Berechtigung einer
gewissen Genugtuung anerkenne, jetzt
aber fange sie an, infolge der öster-
reichischen Hartnäckigkeit vollkommen14
umzuschlagen.
     Meinem italienischen Kollegen, der
mich soeben verläßt, hat Sir E. Grey ge-
sagt, er glaube, falls die Vermittelung
angenommen werde, Österreich jede mög-
liche Genugtuung verschaffen zu können,
ein demütigendes Zurückweichen Öster-
reichs käme gar nicht mehr in Frage, da
die Serben auf alle Fälle gezüchtigt und
unter der Zustimmung Rußlands genötigt
werden würden, sich den österreichischen
Wünschen unterzuordnen. Österreich
könne also auch ohne einen Krieg, der
den europäischen Frieden in Frage stelle,
Bürgschaften für die Zukunft erlangen.

                                     L i c h n o w s k y







trotz Appells
des Zaren
an mich !4



























der bleibt !

















gänzlich
mißglückt









mit Hilfe der
Jingopresse

England dekouvriert sich im Moment wo es der Ansicht ist, daß
wir im Lappjagen eingestellt sind und so zu sagen erledigt!
Das gemeine Krämergesindel hat uns mit Diners und Reden
zu täuschen versucht. Die gröbste Täuschung, die Worte des Königs
für mich an Heinrich : » We shall remain neutral and try
to keep out of this as long as possiblen Grey straft den König
lügen, und diese Worte an Lichnowsky sind der Ausfluß des bösen
Gewissens, daß er eben das Gefühl gehabt hat uns getäuscht zu haben.
Zudem ist es tatsächlich eine Drohung mit Bluff verbunden, um
uns von Osterreich loszulösen und an der Mobilmachung zu hindern
und die Schuld am Kriege zuzuschieben. Er weiß ganz genau, daß
wenn er nur ein einziges, ernstes, scharfes abmahnendes Wort in Paris
und Petersburg spricht und sie zur Neutralität ermahnt, beide sofort
stille bleiben werden. Aber er hütet sich das Wort auszusprechen, sondern
droht uns statt dessen! Gemeiner Hundsfott! England allein trägt
die Verantwortung für Krieg und Frieden nicht wir mehr! Das muß auch
öffentlich klargestellt werden.
                                                                                               W.


1 Nach der Entzifferung.
2 Aufgegeben in London 639 nachm., angekommen im Auswärtigen Amt
912 nachm. Eingangsvermerk: 29. Juli nachm. Abschrift der Entzifferung
lag dem Kaiser vor, der darauf vermerkte: » 30. VII. 14 1 Uhr N. M.« Die
Abschnitte »Sir E. Grey . . . . . . . . . . Feindseligkeiten« und »Sodann
sagte . . . . . . . . . Verständigung gewählt« am 30. Juli dem Generalstab,
Admiralstab, Reichsmarineamt und Kriegsministerium mitgeteilt. Siehe
Nr. 407.
3 Siehe Nr. 357.
4 »Steht im Original links am Rand«.
5 »hier« vom Kaiser zweimal unterstrichen.
6 »wieder« vom Kaiser zweimal unterstrichen.
7 Der Satz »die wir . . . . . . . . . . hätten« fehlt in der dem Kaiser vorgelegten
Abschrift von Lichnowskys Telegramm.
8 Vgl. 293, 323 und 439.
9 Der Satz »wie ich . . . . . . . . . konnte« fehlt in der dem Kaiser vorgelegten
Abschrift des Telegramms.
10 »der« fehlt in der Entzifferung des Auswärtigen Amts,
11 »wir« vom Kaiser zweimal unterstrichen.
12 Siehe die Randbemerkungen des Kaisers zu Nr. 382 und 401 sowie den
kaiserhchen Brief Nr. 474.
13 Interlinearbemerkung, über »öffentlichen« stehend.
14 Am Rand Fragezeichen des Kaisers.