View source for Nr. 402 Randbemerkungen des Kaisers vom 30. Juli vorm. zum Artikel der »Morning Post« vom 28. Juli 1914: „Efforts towards Peace", 30. Juli 1914

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<center>Nr. 402</center>

<center>Randbemerkungen des Kaisers vom 30. Juli vorm. zum Artikel der "Morning Posf" vom 28. Juli 1914: "Efforts towards Peace"<sup>1</sup></center><br>

&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;The&nbsp; o n l y&nbsp; p o s s i b l e&nbsp; w a y&nbsp; to ensure or enforce peace is <br>
that England must tell Paris and Petersburg — its allies — to remain <br>
quiet, i. e. neutral to the Austro-Servian conflict, then Germany can <br>
remain quiet too. But if England continues to remain silent or to <br>
give lukewarm assurances of neutrality; that would mean encou- <br>
ragement to its allies to attack Austro-Germany. Berlin has tried <br>
to mediate between Petersburg & Vienna on the appeal of the Zar. <br>
But H. M. silently had already&nbsp; m o b i l i s e d&nbsp; b e f o r e&nbsp; the appeal; <br>
so that the mediator — Germany — is placed "en demeure" & his <br>
work becomes illusory. Now only&nbsp; E n g l a n d&nbsp; alone can stop the <br>
catastrophe by restraining its allies, by clearly intimating that — as <br>
Sir E. Grey declared — it had nothing to do with the Austro-Servian <br>
conflict, & that if one of its allies took an active part in the strife <br>
it could not reckon on the help of England. That would put a stop <br>
to all war. King George has communicated Englands intention to <br>
remain neutral to me by Prince Henry. On the other band the <br>
Naval Staff have this morning — 30. VII. — received a telegram from <br>
the German Military attache in London, that Sir E. Grey in a pri- <br>
vate conversation with Prince Lichnowsky, declared, that if Ger- <br>
many made war on France, England would immediately attack Ger- <br>
many with its fleet! Consequently Sir E. Grey says the direct con- <br>
trary to what his Sovereign communicated to nie through my brother <br>
& places his King in the position of a double tongued liar vis-à-vis <br>
to me. <br>

&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;W i l l i a m &nbsp; I. &nbsp; R. <br>

&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;The whole war is plainly arranged between England, France <br>
and Russia for the annihilation of Germany, lastly through the con- <br>
versations with Poincarè in Paris and Petersburg, & the Austro- <br>
Servian strife is only an excuse to fall upon us! God help us in this <br>
fight for our existence, brought about by falseness, lies and poiso- <br>
nous envy! <br>

&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Übersetzung <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Die&nbsp; e i n z i g e&nbsp; M ö g l i c h k e i t&nbsp; den Frieden zu sichern oder sogar zu er- <br>
zwingen, besteht darin, daß England seinen Verbündeten, Paris und Peters- <br>
burg, sagen muß. sich ruhig, das heißt neutral gegenüber dem österreichisch- <br>
serbischen Konflikt zu verhalten. Dann kann auch Deutschland ruhig bleiben. <br>
Fährt England jedoch fort, Stillschweigen zu beobachten oder lauwarme <br>
Neutralitätsversicherungen zu geben, so würde das heißen, daß es seine Ver- <br>
bündeten ermutigt, Österreich-Deutschland anzugreifen. Auf die Aufforderung <br>
des Zaren hat Berhn versucht, zwischen Petersburg und Wien zu vermitteln. <br>
Doch schon vor seiner Autforderung hatte S. M. in der Stille&nbsp; m o b i l&nbsp; g e m a c h t, <br>
so daß der Vermittler — Deutschland — » e n&nbsp; d e m e u r e « versetzt und seine <br>
Aufgabe illusorisch wird. Jetzt kann nur England allein die Katastrophe <br>
aufhalten, indem es seine Verbündeten zurückhält und ihnen deutlich zu <br>
verstehen gibt, daß es, wie Sir E. Grey erklärte, mit dem österreichisch-<br> 
serbischen Konflikt nichts zu tun hat und daß, im Falle einer seiner <br>
Verbündeten sich aktiv an dem Kampf beteiligte, er nicht auf Englands Hilfe <br>
rechnen könnte. Dies würde jeden Krieg verhindern. König Georg hat mir <br>
Englands Absicht, neutral zu bleiben, durch Prinz Heinrich übermittelt. Da- <br>
gegen hat der Admiralstab heute morgen 30. VII. ein Telegramm von dem <br>
deutschen Militärattaché in London erhalten, daß Sir E. Grey in einer pri- <br>
vaten Unterredung mit Fürst Lichnowsky geäußert habe, daß, wenn Deutsch- <br>
land gegen Frankreich Krieg begänne, England sofort mit seiner Flotte <br>
Deutschland angreifen würde. Folglich sagt Sir E. Grey genau das Gegen- <br>
teil von dem, was sein Herrscher mir durch meinen Bruder mitteilte, und <br>
versetzt dadurch seinen König mir gegenüber in die Lage eines doppel- <br>
züngigen Lügners. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Der ganze Krieg ist offensichtlich zwischen England, Frankreich und <br>
Rußland zur Vernichtung Deutschlands abgemacht worden. Zuletzt durch <br>
die Besprechungen mit Poincaré in Paris und Petersburg, und der österreichisch- <br>
serbische Konflikt dient nur als Entschuldigung, um über uns herzufallen! <br>
Gott helfe uns in diesem Kampf um unsere Existenz, der durch Trug und <br>
Lug und giftigen Neid zustande gebracht worden ist. <br>

<hr>
<sup>1</sup> Zeitungsausschnitt vom Auswärtigen Amt dem Kaiser zugesandt, der seine <br>
Randbemerkungen am 30. Juli vorm. niederschrieb, von dort ins Amt <br>
zurückgelangt. Reichskanzler und Jagow nahmen am 30. Juli von den <br>
Randbemerkungen des Kaisers Kenntnis.