Nr. 402 Randbemerkungen des Kaisers vom 30. Juli vorm. zum Artikel der »Morning Post« vom 28. Juli 1914: „Efforts towards Peace", 30. Juli 1914: Difference between revisions

From World War I Document Archive
Jump to navigation Jump to search
No edit summary
No edit summary
Line 3: Line 3:
<center>Nr. 402</center>
<center>Nr. 402</center>


<center>Randbemerkungen des Kaisers vom 30. Juli vorm. zum Artikel der "Morning Posf" vom 28. Juli 1914: "Efforts towards Peace"<sup>1</sup></center><br>
<center><font size=4>'''Randbemerkungen des Kaisers vom 30. Juli vorm. zum Artikel der "Morning Posf" vom 28. Juli 1914: "Efforts towards Peace"<sup>1</sup>'''</font></center><br>


&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;The&nbsp; o n l y&nbsp; p o s s i b l e&nbsp; w a y&nbsp; to ensure or enforce peace is <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;The&nbsp; o n l y&nbsp; p o s s i b l e&nbsp; w a y&nbsp; to ensure or enforce peace is <br>
Line 39: Line 39:
nous envy! <br>
nous envy! <br>


&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Übersetzung <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ü b e r s e t z u n g <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Die&nbsp; e i n z i g e&nbsp; M ö g l i c h k e i t&nbsp; den Frieden zu sichern oder sogar zu er- <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Die&nbsp; e i n z i g e&nbsp; M ö g l i c h k e i t&nbsp; den Frieden zu sichern oder sogar zu er- <br>
zwingen, besteht darin, daß England seinen Verbündeten, Paris und Peters- <br>
zwingen, besteht darin, daß England seinen Verbündeten, Paris und Peters- <br>
Line 48: Line 48:
bündeten ermutigt, Österreich-Deutschland anzugreifen. Auf die Aufforderung <br>
bündeten ermutigt, Österreich-Deutschland anzugreifen. Auf die Aufforderung <br>
des Zaren hat Berhn versucht, zwischen Petersburg und Wien zu vermitteln. <br>
des Zaren hat Berhn versucht, zwischen Petersburg und Wien zu vermitteln. <br>
Doch schon vor seiner Autforderung hatte S. M. in der Stille&nbsp; m o b i l&nbsp; g e m a c h t, <br>
Doch schon vor seiner Aufforderung hatte S. M. in der Stille&nbsp; m o b i l&nbsp; g e m a c h t, <br>
so daß der Vermittler — Deutschland — » e n&nbsp; d e m e u r e « versetzt und seine <br>
so daß der Vermittler — Deutschland — » e n&nbsp; d e m e u r e « versetzt und seine <br>
Aufgabe illusorisch wird. Jetzt kann nur England allein die Katastrophe <br>
Aufgabe illusorisch wird. Jetzt kann nur England allein die Katastrophe <br>

Revision as of 10:54, 3 July 2015

WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 402.


Nr. 402
Randbemerkungen des Kaisers vom 30. Juli vorm. zum Artikel der "Morning Posf" vom 28. Juli 1914: "Efforts towards Peace"1


     The  o n l y  p o s s i b l e  w a y  to ensure or enforce peace is
that England must tell Paris and Petersburg — its allies — to remain
quiet, i. e. neutral to the Austro-Servian conflict, then Germany can
remain quiet too. But if England continues to remain silent or to
give lukewarm assurances of neutrality; that would mean encou-
ragement to its allies to attack Austro-Germany. Berlin has tried
to mediate between Petersburg & Vienna on the appeal of the Zar.
But H. M. silently had already  m o b i l i s e d  b e f o r e  the appeal;
so that the mediator — Germany — is placed "en demeure" & his
work becomes illusory. Now only  E n g l a n d  alone can stop the
catastrophe by restraining its allies, by clearly intimating that — as
Sir E. Grey declared — it had nothing to do with the Austro-Servian
conflict, & that if one of its allies took an active part in the strife
it could not reckon on the help of England. That would put a stop
to all war. King George has communicated Englands intention to
remain neutral to me by Prince Henry. On the other band the
Naval Staff have this morning — 30. VII. — received a telegram from
the German Military attache in London, that Sir E. Grey in a pri-
vate conversation with Prince Lichnowsky, declared, that if Ger-
many made war on France, England would immediately attack Ger-
many with its fleet! Consequently Sir E. Grey says the direct con-
trary to what his Sovereign communicated to nie through my brother
& places his King in the position of a double tongued liar vis-à-vis
to me.

                                                                 W i l l i a m   I.   R.

     The whole war is plainly arranged between England, France
and Russia for the annihilation of Germany, lastly through the con-
versations with Poincarè in Paris and Petersburg, & the Austro-
Servian strife is only an excuse to fall upon us! God help us in this
fight for our existence, brought about by falseness, lies and poiso-
nous envy!

                                                   Ü b e r s e t z u n g
     Die  e i n z i g e  M ö g l i c h k e i t  den Frieden zu sichern oder sogar zu er-
zwingen, besteht darin, daß England seinen Verbündeten, Paris und Peters-
burg, sagen muß. sich ruhig, das heißt neutral gegenüber dem österreichisch-
serbischen Konflikt zu verhalten. Dann kann auch Deutschland ruhig bleiben.
Fährt England jedoch fort, Stillschweigen zu beobachten oder lauwarme
Neutralitätsversicherungen zu geben, so würde das heißen, daß es seine Ver-
bündeten ermutigt, Österreich-Deutschland anzugreifen. Auf die Aufforderung
des Zaren hat Berhn versucht, zwischen Petersburg und Wien zu vermitteln.
Doch schon vor seiner Aufforderung hatte S. M. in der Stille  m o b i l  g e m a c h t,
so daß der Vermittler — Deutschland — » e n  d e m e u r e « versetzt und seine
Aufgabe illusorisch wird. Jetzt kann nur England allein die Katastrophe
aufhalten, indem es seine Verbündeten zurückhält und ihnen deutlich zu
verstehen gibt, daß es, wie Sir E. Grey erklärte, mit dem österreichisch-
serbischen Konflikt nichts zu tun hat und daß, im Falle einer seiner
Verbündeten sich aktiv an dem Kampf beteiligte, er nicht auf Englands Hilfe
rechnen könnte. Dies würde jeden Krieg verhindern. König Georg hat mir
Englands Absicht, neutral zu bleiben, durch Prinz Heinrich übermittelt. Da-
gegen hat der Admiralstab heute morgen 30. VII. ein Telegramm von dem
deutschen Militärattaché in London erhalten, daß Sir E. Grey in einer pri-
vaten Unterredung mit Fürst Lichnowsky geäußert habe, daß, wenn Deutsch-
land gegen Frankreich Krieg begänne, England sofort mit seiner Flotte
Deutschland angreifen würde. Folglich sagt Sir E. Grey genau das Gegen-
teil von dem, was sein Herrscher mir durch meinen Bruder mitteilte, und
versetzt dadurch seinen König mir gegenüber in die Lage eines doppel-
züngigen Lügners.
     Der ganze Krieg ist offensichtlich zwischen England, Frankreich und
Rußland zur Vernichtung Deutschlands abgemacht worden. Zuletzt durch
die Besprechungen mit Poincaré in Paris und Petersburg, und der österreichisch-
serbische Konflikt dient nur als Entschuldigung, um über uns herzufallen!
Gott helfe uns in diesem Kampf um unsere Existenz, der durch Trug und
Lug und giftigen Neid zustande gebracht worden ist.


1 Zeitungsausschnitt vom Auswärtigen Amt dem Kaiser zugesandt, der seine
Randbemerkungen am 30. Juli vorm. niederschrieb, von dort ins Amt
zurückgelangt. Reichskanzler und Jagow nahmen am 30. Juli von den
Randbemerkungen des Kaisers Kenntnis.