Difference between revisions of "Nr. 41. Der Geschäftsträger in Bukarest an den Reichskanzler, 14. Juli 1914"
Line 39: | Line 39: | ||
unterbrach mich Höchstderselbe mit der Bemerkung, <br> | unterbrach mich Höchstderselbe mit der Bemerkung, <br> | ||
daß ihm von einer solchen Absicht Rußlands nichts <br> | daß ihm von einer solchen Absicht Rußlands nichts <br> | ||
− | bekannt sei. | + | bekannt sei.<sup>3</sup> <br> |
Am Schlüsse meiner Ausführungen bemerkte <br> | Am Schlüsse meiner Ausführungen bemerkte <br> | ||
S. M. zunächst, Er glaube nicht, daß die serbische<br> | S. M. zunächst, Er glaube nicht, daß die serbische<br> | ||
Line 46: | Line 46: | ||
auch schon dem Grafen Czernin gesagt und ihn ge- <br> | auch schon dem Grafen Czernin gesagt und ihn ge- <br> | ||
fragt, ob man denn in Wien sichere Beweise da- <br> | fragt, ob man denn in Wien sichere Beweise da- <br> | ||
− | für besitze. | + | für besitze.<sup>4</sup> <br> |
Hierauf sprach sich S. M., wie ich schon tele- <br> | Hierauf sprach sich S. M., wie ich schon tele- <br> | ||
graphisch berichtet habe, über die Aussichtslosigkeit <br> | graphisch berichtet habe, über die Aussichtslosigkeit <br> | ||
Line 60: | Line 60: | ||
scheine man den Kopf verloren zu haben. Es wäre <br> | scheine man den Kopf verloren zu haben. Es wäre <br> | ||
gut, von Berlin aus auf den Ballplatz einzuwirken, <br> | gut, von Berlin aus auf den Ballplatz einzuwirken, <br> | ||
− | um der dort herrschenden kleinmütigen Stimmung | + | um der dort herrschenden kleinmütigen Stimmung<sup>5</sup> <br> |
auszuhelfen. Über die politischen Fähigkeiten des <br> | auszuhelfen. Über die politischen Fähigkeiten des <br> | ||
Grafen Berchtold sprach sich S. M. nicht gerade <br> | Grafen Berchtold sprach sich S. M. nicht gerade <br> | ||
Line 87: | Line 87: | ||
vielleicht.« <br> | vielleicht.« <br> | ||
S. M. sprach sich bezüghch Serbiens dahin aus, <br> | S. M. sprach sich bezüghch Serbiens dahin aus, <br> | ||
− | daß man vor allem den | + | daß man vor allem den gewissenlosen Preßtreibereien <br> |
entgegentreten müsse; diese trügen die Hauptschuld <br> | entgegentreten müsse; diese trügen die Hauptschuld <br> | ||
an allem Unheil und hielten die Gemüter in steter <br> | an allem Unheil und hielten die Gemüter in steter <br> | ||
Line 107: | Line 107: | ||
eine Verständigung zwischen diesen beiden Staaten <br> | eine Verständigung zwischen diesen beiden Staaten <br> | ||
könne nur erfolgen, wenn Griechenland Kavalla <br> | könne nur erfolgen, wenn Griechenland Kavalla <br> | ||
− | wieder | + | wieder zurückgäbe. <br> |
Die politische Lage hält der König auch beson- <br> | Die politische Lage hält der König auch beson- <br> | ||
ders mit Rücksicht auf Albanien für sehr bedenklich. <br> | ders mit Rücksicht auf Albanien für sehr bedenklich. <br> | ||
Line 114: | Line 114: | ||
unglaublich, daß man einen Gesandten wie Aliotti <br> | unglaublich, daß man einen Gesandten wie Aliotti <br> | ||
dahin geschickt habe. Dieser hätte seinerzeit London <br> | dahin geschickt habe. Dieser hätte seinerzeit London <br> | ||
− | wegen Falschspielens eiligst verlassen müssen. | + | wegen Falschspielens eiligst verlassen müssen. Aliotti <br> |
habe dem Fürsten seinerzeit geradezu gedroht, die <br> | habe dem Fürsten seinerzeit geradezu gedroht, die <br> | ||
Truppen zurückziehen zu lassen, wenn der Fürst <br> | Truppen zurückziehen zu lassen, wenn der Fürst <br> | ||
Line 121: | Line 121: | ||
reich möghchst wirksamen Einfluß nehmen zu können, <br> | reich möghchst wirksamen Einfluß nehmen zu können, <br> | ||
hält S. M. für unbedingt notwendig, daß Schritte <br> | hält S. M. für unbedingt notwendig, daß Schritte <br> | ||
− | von Berlin aus in Petersburg | + | von Berlin aus in Petersburg<sup>6</sup> in diesem Sinne <br> |
gemacht werden. <br> | gemacht werden. <br> | ||
Dort müsse man zu verstehen geben, daß es <br> | Dort müsse man zu verstehen geben, daß es <br> | ||
Line 147: | Line 147: | ||
machten Demarche in Athen, die die Erhaltimg des <br> | machten Demarche in Athen, die die Erhaltimg des <br> | ||
Friedens bezweckte, zu sprechen, und dabei den <br> | Friedens bezweckte, zu sprechen, und dabei den <br> | ||
− | Allerhöchsten Randvermerk | + | Allerhöchsten Randvermerk<sup>7</sup> auf dem Bericht des <br> |
Grafen Quadt zur Kenntnis brachte, zeigte sich der <br> | Grafen Quadt zur Kenntnis brachte, zeigte sich der <br> | ||
König sichtlich erfreut, und meinte, nun hätte S. M, <br> | König sichtlich erfreut, und meinte, nun hätte S. M, <br> | ||
Line 155: | Line 155: | ||
Über weitere Eindrücke, die ich aus meiner Unter- <br> | Über weitere Eindrücke, die ich aus meiner Unter- <br> | ||
redung mit Sr. M, gewonnen habe, werde ich dem- <br> | redung mit Sr. M, gewonnen habe, werde ich dem- <br> | ||
− | nächst berichten. | + | nächst berichten.<sup>8</sup> <br> |
Waldburg <br> | Waldburg <br> | ||
− | + | <sup>1</sup> Nach der Ausfertigung. Siehe Nr. 16 und 28. <br> | |
− | + | <sup>2</sup> Eingangsvermerk des Auswärtigen Amts: 14. Juli vorm. Bericht lag dem <br> | |
− | |||
Kaiser vor, von ihm am 20. Juli zurückgegeben, am 23. Juli wieder im Amt <br> | Kaiser vor, von ihm am 20. Juli zurückgegeben, am 23. Juli wieder im Amt <br> | ||
Kaiser befahl durch Randverfügung Muteilung an die Botschafter in <br> | Kaiser befahl durch Randverfügung Muteilung an die Botschafter in <br> | ||
Wien, Rom und Petersburg, die indessen tatsächlich nicht erfolgt ist. <br> | Wien, Rom und Petersburg, die indessen tatsächlich nicht erfolgt ist. <br> | ||
− | + | <sup>3</sup> Am Rand Fragezeichen und Ausrufungszeichen des Kaisers. <br> | |
− | + | <sup>4</sup> Am Rand Ausrufungszeichen und Fragezeichen des Kaisers. <br> | |
− | + | <sup>5</sup> Desgleichen. <br> | |
− | + | <sup>6</sup> Am Rand Fragezeichen des Kaisers. <br> | |
− | |||
− | |||
− | Am Rand Fragezeichen des Kaisers. <br> | ||
− | + | <sup>7</sup> Der Randvermerk des Kaisers findet sich auf folgendem Telegramm des <br> | |
stellvertretenden Staatssekretärs an den Kaiser vom 19. Juni: <br> | stellvertretenden Staatssekretärs an den Kaiser vom 19. Juni: <br> | ||
Line 204: | Line 200: | ||
Zimmermann <br> | Zimmermann <br> | ||
− | + | <sup>8</sup> Siehe Nr. 66 <br> |
Revision as of 19:09, 8 May 2015
WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 41.
Mit Recht doch! |
Ganz geheim! Bukarest, den 11. Juli 19142 S. M. der König empfing mich gestern um Waldburg 1 Nach der Ausfertigung. Siehe Nr. 16 und 28.
Wien, Rom, Bukarest, Ew. M. Gesandter in Athen telegraphiert: Stambul, London, Paris, ... ^ 1 • i 1 • r^ • •«»• • Petersburg. »Kumamens Schritt, der hier nur Konig, Minister- Der König hat uns allen Präsidenten und Minister der auswärtigen Angelegen- einen großen Dienst er- heiten bekannt ist, hat ungeheure Wirkung gehabt, und wiesen! Wir können -^j^ j^^j^^ Frieden, wenn Türkei weiter vorsichtig handelt, thm alle sehr dankbar ^ . ,. , . , " sein! VT. *'^ Ziemlich gesichert. der muß scharf \uge- riauptgefahr schien mir darin zu liegen, daß grie- redet werden! chische Regierung gegenwärtige Streitfrage mit der AUeruntertänigst Zimmermann |