View source for Nr. 429 Aufzeichnung des Staatssekretärs für den Reichskanzler, 30. Juli 1914

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<center>Nr. 429</center>

<center><font size=4>'''Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen für den Reichskanzler<sup>1</sup>'''</font></center><br>

&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Berlin, den 30. Juli 1914<sup>2</sup><br>

&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Der österreichische Botschafter teilt mir im Auftrag seiner Re- <br>
gierung soeben<sup>3</sup> mit, daß, wenn die russischen Mobilmachungsmaß- <br>
regeln nicht ungesäumt eingestellt würden, Österreich-Ungarn unver- <br>
züglich zur allgemeinen Mobilmachung schreiten müsse. Als letzten <br>
Schritt, um den Frieden Europas zu erhalten, schlage Graf Berchtold <br>
vor, daß der deutsche und österreichische Vertreter in St. Petersburg <br>
und evtl. auch in Paris angewiesen würden, dort in freundschaftlicher <br>
Weise zu erklären, daß die Fortsetzung der russischen Mobilmachung <br>
Gegenmaßregeln in Deutschland und Österreich-Ungarn zur Folge <br>
haben würde, die zu ernsten Konsequenzen führen müßten. Die <br>
k. u. k. Botschafter in Petersburg und Paris erhalten Weisung, eine <br>
diesbezügliche Erklärung abzugeben, sobald ihre deutschen Kollegen <br>
die entsprechende Weisung erhalten haben. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Graf Berchtold stellt anheim, ob Italien eine diesbezügliche Mit- <br>
teilung gemacht werden soll<sup>4</sup>. Ich habe dem Grafen Szögyény ge- <br>
antwortet, daß ich erst Ew. Exz. sprechen müßte, ehe ich ihm Be- <br>
scheid geben könnte. <br>

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<hr>
<sup>1</sup> Niederschrift von Jagows Hand. 
<sup>2</sup> Eingangsvermerk des Auswärtigen Amts: 30. Juli nachm. Am Rand der <br>
Nachtragsvermerk von Jagows Hand: »Dem Grafen Szögyény habe ich <br>
mitgeteilt, daß wir den Schritt in Petersburg nicht mitmachen könnten, <br>
da wir in den letzten Tagen schon in dem genannten Sinne »freund- <br>
schaftlich« gesprochen hätten und dies nicht wiederholen könnten. Eine <br>
erneute Aussprache unsererseits könnte nur ein Ultimatum sein. Österreich <br>
müsse den Schritt allein tun.« <br>
<sup>3</sup> Siehe [[Nr. 427 Die österreichisch-ungarische Botschaft an das Auswärtige Amt, 30. Juli 1914|Nr. 427]].<br>
<sup>4</sup> Siehe [[Nr. 442 Der Staatssekretär des Auswärtigen an den Botschafter in Wien, 30. Juli 1914|Nr. 442]].