Nr. 44. Der Staatssekretär des Auswärtigen an den Botschafter in Rom und den Geschäftsträger in Bukarest, 14. Juli 1914: Difference between revisions

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Telegramm 4, 36&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Berlin, den 14. Juh 1914<sup>2</sup> <br>
Telegramm 4, 36&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Berlin, den 14. Juli 1914<sup>2</sup> <br>


Geheim! <br>
Geheim! <br>
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veranlassen, so hätten wir ebenso wie das übrige Europa das größte <br>
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Interesse daran, einen hieraus sich eventuell ergebenden Konflikt zu <br>
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ganz Europa es ihren Regierungen ermöglicht, der Austragung der <br>
Differenz zwischen Österreich und Serbien untätig zuzusehen. Hierzu <br>
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ist es notwendig, daß auch in der dortigen Presse die Auffassung <br>
ist es notwendig, daß auch in der dortigen Presse die Auffassung <br>
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Raum gewinnt, bei diesem Konflikt handle es sich um eine An- <br>
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gelegenheit, die nur die beiden Beteiligten betrifft. Man könne es <br>
Österreich nicht verdenken, wenn es sich gegen die stete Bedrohung <br>
Österreich nicht verdenken, wenn es sich gegen die stete Bedrohung <br>
seines Bestandes durch Treibereien im Nachbarlande mit jedem Mittel <br>
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zur Wehr setzt. Die Sympathien der gesamten Kultiu^welt müßten <br>
zur Wehr setzt. Die Sympathien der gesamten Kulturwelt müßten <br>
in diesem Kampfe auf seiner Seite sein, da es sich darum handele, <br>
in diesem Kampfe auf seiner Seite sein, da es sich darum handele, <br>
eine Propaganda endgültig zu ersticken, die selbst vor Meuchelmord <br>
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frivole Art ihrer Ausübung einen Schandfleck für die europäische <br>
frivole Art ihrer Ausübung einen Schandfleck für die europäische <br>
Kultur und eine dauernde Gefahr für den europäischen Frieden bilde. <br>
Kultur und eine dauernde Gefahr für den europäischen Frieden bilde. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Bitte in diesem Sinne tunhchst auf die dortige Presse einzu- <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Bitte in diesem Sinne tunlichst auf die dortige Presse einzu- <br>
wirken, dabei aber sorgfältig alles zu vermeiden, was den Anschein <br>
wirken, dabei aber sorgfältig alles zu vermeiden, was den Anschein <br>
erwecken könnte, als hetzten wir die Österreicher zum Kriege<sup>3</sup>. <br>
erwecken könnte, als hetzten wir die Österreicher zum Kriege<sup>3</sup>. <br>


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<sup>1</sup> Nach dem Konzept. Entwurf von Radowitz' Hand. <br>
<sup>1</sup> Nach dem Konzept. Entwurf von Radowitz' Hand. <br>
<sup>2</sup> Telegramme am 14. Juli 10'^ nachm. zum Haupttelegraphenamt. <br>
<sup>2</sup> Telegramme am 14. Juli 10<sup>35</sup> nachm. zum Haupttelegraphenamt. <br>
<sup>3</sup> Siehe Nr. 47 und 54.
<sup>3</sup> Siehe [[Nr. 47. Der Staatssekretär des Auswärtigen an den Botschafter in Rom, 15. Juli 1914|Nr. 47]] und [[Nr. 54. Der Botschafter in Rom an das Auswärtigen, 16. Juli 1914|54]].

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Nr. 44
Der Staatssekretär des Auswärtigen an den Botschafter in Rom und den Geschäftsträger in Bukarest1


Telegramm 4, 36                          Berlin, den 14. Juli 19142

Geheim!

     Sollten die Resultate der Untersuchung über den Mord in
Sarajevo Österreich- Ungarn zu ernsteren Maßnahmen gegen Serbien
veranlassen, so hätten wir ebenso wie das übrige Europa das größte
Interesse daran, einen hieraus sich eventuell ergebenden Konflikt zu
lokalisieren. Dies hängt davon ab, daß die öffentliche Meinung in
ganz Europa es ihren Regierungen ermöglicht, der Austragung der
Differenz zwischen Österreich und Serbien untätig zuzusehen. Hierzu
ist es notwendig, daß auch in der dortigen Presse die Auffassung
Raum gewinnt, bei diesem Konflikt handle es sich um eine An-
gelegenheit, die nur die beiden Beteiligten betrifft. Man könne es
Österreich nicht verdenken, wenn es sich gegen die stete Bedrohung
seines Bestandes durch Treibereien im Nachbarlande mit jedem Mittel
zur Wehr setzt. Die Sympathien der gesamten Kulturwelt müßten
in diesem Kampfe auf seiner Seite sein, da es sich darum handele,
eine Propaganda endgültig zu ersticken, die selbst vor Meuchelmord
als Kampfmittel nicht zurückschreckt und durch die skrupellose und
frivole Art ihrer Ausübung einen Schandfleck für die europäische
Kultur und eine dauernde Gefahr für den europäischen Frieden bilde.
     Bitte in diesem Sinne tunlichst auf die dortige Presse einzu-
wirken, dabei aber sorgfältig alles zu vermeiden, was den Anschein
erwecken könnte, als hetzten wir die Österreicher zum Kriege3.

                                                                                J a g o w


1 Nach dem Konzept. Entwurf von Radowitz' Hand.
2 Telegramme am 14. Juli 1035 nachm. zum Haupttelegraphenamt.
3 Siehe Nr. 47 und 54.