View source for Nr. 482 Der Kaiser von Österreich an den Kaiser, 31. Juli 1914

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<center>Nr. 482</center>

<center><font size=4>'''Der Kaiser von Österreich an den Kaiser<sup>1</sup>'''</font></center><br>

Telegramm (ohne Nummer) Wien-Schönbrunn, den 31. Juli 1914<sup>2</sup><br>
&nbsp;&nbsp;P. C. Sr. AI. dem deutschen Kaiser, König von Preußen, <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Berlin <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ich beeile mich, Dir für Dein freundschaftliches Telegramm<sup>3</sup><br>
verbindlichst und wärmstens zu danken. Gleich, nachdem Dein <br>
Botschafter meiner Regierung gestern den Vermittlungsvorschlag <br>
Sir Edward Greys übermittelt hatte, ist mir die offizielle Meldung <br>
meines Botschafters in St. Petersburg zugekommen, wonach der <br>
Kaiser von Rußland die Mobilisierung aller Militärbezirke an meinen <br>
Grenzen angeordnet hat. Graf Szögyény meldet mir, Du hättest <br>
Kaiser Nikolaus in einzig treffender Weise schon gesagt, daß die <br>
russischen Rüstungen einzustellen seien, weil sonst die ganze Ver- <br>
antwortung für einen Weltkrieg auf seine Schultern falle. Im Be- <br>
wußtsein meiner schweren Pflichten für die Zukunft meines Reiches <br>
habe ich die Mobilisierung meiner ganzen bewaffneten Macht ange- <br>
ordnet. Die im Zuge befindliche Aktion meiner Armee gegen Serbien <br>
kann durch die bedrohliche und herausfordernde Haltung Rußlands <br>
keine Störung erfahren. Eine neuerliche Rettung Serbiens durch <br>
Rußlands Intervention müßte die ernstesten Folgen für meine Länder <br>
nach sich ziehen, und ich kann daher eine solche Intervention unmög- <br>
lich zugeben. Ich bin mir der Tragweite meiner Entschlüsse be- <br>
wußt und habe dieselben im Vertrauen auf Gottes Gerechtigkeit <br>
gefaßt mit der Sicherheit, daß Deine Wehrmacht in unwandelbarer <br>
Bundestreue für mein Reich und für den Dreibund einstehen wird<sup>4</sup>. <br>

&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;F r a n z &nbsp; J o s e p h <br>

<hr>
<sup>1</sup> Nach der Niederschrift des Schloßtelegraphenamts. <br>
<sup>2</sup> Aufgegeben in Wien-Schönbrunn 1<sup>6</sup> nachm., angekommen im Berliner <br>
Schioßtelegraphenamt 2<sup>45</sup> nachm. Eingangsvermerk: 31. Juli nachm. <br>
<sup>3</sup> Siehe Nr. 437, vgl. auch Nr. 395, 434, 440, 441, 450, 464, 465. <br>
<sup>4</sup> Antwort siehe Nr. 502 und 503.