Nr. 502 Nicht verwerteter Entwurf eines Telegramms des Kaisers an den Kaiser von Österreich, 31. Juli 1914: Difference between revisions

From World War I Document Archive
Jump to navigation Jump to search
(Created page with " WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > '''Nr. 502.'''<hr> Nr. 502 Nicht verwer...")
 
No edit summary
 
(6 intermediate revisions by 2 users not shown)
Line 1: Line 1:
[[Main_Page | WWI Document Archive ]] > [[Official Papers]] > [[Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 &mdash; Volume 1]] > '''Nr. 502.'''<hr>
[[Main_Page | WWI Document Archive ]] > [[Official Papers]] > [[Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 &mdash; Volume 3]] > '''Nr. 502.'''<hr>


Nr. 502  
<center>Nr. 502</center>


Nicht verwerteter Entwurf eines Telegramms des Kaisers  
<center><font size=4>'''Nicht verwerteter Entwurf eines Telegramms des Kaisers an den Kaiser von Österreich<sup>1</sup>'''</font></center><br>
an den Kaiser von Österreich<sup>1</sup>


Berlin, den 31. Juli 1914  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Berlin, den 31. Juli 1914 <br>


Ich danke Dir von Herzen für die vertrauensvollen und  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ich danke Dir von Herzen für die vertrauensvollen und <br>
tapferen Worte, die Du an mich gerichtet hast<sup>2</sup>. Mußte schon durch  
tapferen Worte, die Du an mich gerichtet hast<sup>2</sup>. Mußte schon durch <br>
die gegen Dich gerichteten Mobilisierungsmaßnahmen Rußlands die  
die gegen Dich gerichteten Mobilisierungsmaßnahmen Rußlands die <br>
Vermittlung, die ich im Einvernehmen mit der englischen Regierung  
Vermittlung, die ich im Einvernehmen mit der englischen Regierung <br>
bei Dir übernommen hatte, illusorisch werden, so hat Kaiser Nikolaus  
bei Dir übernommen hatte, illusorisch werden, so hat Kaiser Nikolaus <br>
durch die heute angeordnete Mobilisierung seiner gesamten Streit-  
durch die heute angeordnete Mobilisierung seiner gesamten Streit- <br>
kräfte zu Wasser und zu Lande mich genötigt, zur Sicherung meines  
kräfte zu Wasser und zu Lande mich genötigt, zur Sicherung meines <br>
Reiches den Zustand der drohenden Kriegsgefahr zu erklären. Ich  
Reiches den Zustand der drohenden Kriegsgefahr zu erklären. Ich <br>
habe an die russische Regierung die Aufforderung gerichtet, binnen  
habe an die russische Regierung die Aufforderung gerichtet, binnen <br>
zwölf Stunden jegliche Kriegsmaßnahmen gegen Deutschland und  
zwölf Stunden jegliche Kriegsmaßnahmen gegen Deutschland und <br>
Österreich einzustellen, widrigenfalls ich gezwungen sein würde, auch  
Österreich einzustellen, widrigenfalls ich gezwungen sein würde, auch <br>
meinerseits mit der Mobilmachung meiner Streitkräfte vorzugehen.  
meinerseits mit der Mobilmachung meiner Streitkräfte vorzugehen. <br>
 
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ich hoffe zu Gott, daß er noch in letzter Stunde den Zaren <br>
Ich hoffe zu Gott, daß er noch in letzter Stunde den Zaren  
erleuchten und das furchtbare Unglück abwenden möge, das das <br>
erleuchten und das furchtbare Unglück abwenden möge, das das  
Vorgehen Rußlands der Welt zu bringen droht. Sollte das aber <br>
Vorgehen Rußlands der Welt zu bringen droht. Sollte das aber  
nicht der Fall sein, so vertraue ich, daß wir Schulter an Schulter <br>
nicht der Fall sein, so vertraue ich, daß wir Schulter an Schulter  
in dem uns aufgenötigten Kriege den Sieg erringen werden, nach- <br>
in dem uns aufgenötigten Kriege den Sieg erringen werden, nach-  
dem wir durch nunmehr fünfunddreißig Jahre hindurch vereint mit <br>
dem wir durch nunmehr fünfunddreißig Jahre hindurch vereint mit  
allen Kräften bemüht gewesen sind, den Frieden zu erhalten. <br>
allen Kräften bemüht gewesen sind, den Frieden zu erhalten.  


<hr>
<hr>
<sup>1</sup> Entwurf von Stumms Hand, von Zimmermann und vom Kanzler para-  
<sup>1</sup> Entwurf von Stumms Hand, von Zimmermann und vom Kanzler para- <br>
phiert Auch der von Bergen niedergeschriebene und von Jagow geän-  
phiert Auch der von Bergen niedergeschriebene und von Jagow geän- <br>
derte, vom Kanzler noch nicht paraphierte Entwurf des Immediatberichts,  
derte, vom Kanzler noch nicht paraphierte Entwurf des Immediatberichts, <br>
der mit dem vom Kaiser zu vollziehenden Telegrammentwurf an den  
der mit dem vom Kaiser zu vollziehenden Telegrammentwurf an den <br>
Kaiser gehen sollte, liegt vor. Beide Stücke wurden hinfällig, da der vom  
Kaiser gehen sollte, liegt vor. Beide Stücke wurden hinfällig, da der vom <br>
Schloß aus dem Auswärtigen Amt zugesandte Text (Nr. 503) nach Wien  
Schloß aus dem Auswärtigen Amt zugesandte Text ([[Nr. 503 Der Kaiser an den Kaiser von Österreich, 31. Juli 1914|Nr. 503]]) nach Wien <br>
telegraphiert wurde. Das Auswärtige Amt hatte auch den Entwurf eines  
telegraphiert wurde. Das Auswärtige Amt hatte auch den Entwurf eines <br>
Telegramms des Kaisers an den König von Italien fertiggestellt, das mit  
Telegramms des Kaisers an den König von Italien fertiggestellt, das mit <br>
dem erwähnten Immediatbericht gleichfalls dem Kaiser zur Vollziehung  
dem erwähnten Immediatbericht gleichfalls dem Kaiser zur Vollziehung <br>
zugeleitet werden sollte; dieser Entwurf ist nicht bei den Akten,
zugeleitet werden sollte; dieser Entwurf ist nicht bei den Akten. <br>
<sup>2</sup> Siehe Nr. 482.
<sup>2</sup> Siehe [[Nr. 482 Der Kaiser von Österreich an den Kaiser, 31. Juli 1914|Nr. 482]].

Latest revision as of 12:52, 7 August 2015

WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 3 > Nr. 502.


Nr. 502
Nicht verwerteter Entwurf eines Telegramms des Kaisers an den Kaiser von Österreich1


                                                            Berlin, den 31. Juli 1914

     Ich danke Dir von Herzen für die vertrauensvollen und
tapferen Worte, die Du an mich gerichtet hast2. Mußte schon durch
die gegen Dich gerichteten Mobilisierungsmaßnahmen Rußlands die
Vermittlung, die ich im Einvernehmen mit der englischen Regierung
bei Dir übernommen hatte, illusorisch werden, so hat Kaiser Nikolaus
durch die heute angeordnete Mobilisierung seiner gesamten Streit-
kräfte zu Wasser und zu Lande mich genötigt, zur Sicherung meines
Reiches den Zustand der drohenden Kriegsgefahr zu erklären. Ich
habe an die russische Regierung die Aufforderung gerichtet, binnen
zwölf Stunden jegliche Kriegsmaßnahmen gegen Deutschland und
Österreich einzustellen, widrigenfalls ich gezwungen sein würde, auch
meinerseits mit der Mobilmachung meiner Streitkräfte vorzugehen.
     Ich hoffe zu Gott, daß er noch in letzter Stunde den Zaren
erleuchten und das furchtbare Unglück abwenden möge, das das
Vorgehen Rußlands der Welt zu bringen droht. Sollte das aber
nicht der Fall sein, so vertraue ich, daß wir Schulter an Schulter
in dem uns aufgenötigten Kriege den Sieg erringen werden, nach-
dem wir durch nunmehr fünfunddreißig Jahre hindurch vereint mit
allen Kräften bemüht gewesen sind, den Frieden zu erhalten.


1 Entwurf von Stumms Hand, von Zimmermann und vom Kanzler para-
phiert Auch der von Bergen niedergeschriebene und von Jagow geän-
derte, vom Kanzler noch nicht paraphierte Entwurf des Immediatberichts,
der mit dem vom Kaiser zu vollziehenden Telegrammentwurf an den
Kaiser gehen sollte, liegt vor. Beide Stücke wurden hinfällig, da der vom
Schloß aus dem Auswärtigen Amt zugesandte Text (Nr. 503) nach Wien
telegraphiert wurde. Das Auswärtige Amt hatte auch den Entwurf eines
Telegramms des Kaisers an den König von Italien fertiggestellt, das mit
dem erwähnten Immediatbericht gleichfalls dem Kaiser zur Vollziehung
zugeleitet werden sollte; dieser Entwurf ist nicht bei den Akten.
2 Siehe Nr. 482.