Nr. 527 Der Botschafter in Petersburg an das Auswärtige Amt, 1. August 1914

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Nr. 527

Der Botschafter in Petersburg an das Auswärtige Amt1

Telegramm 206 - Petersburg, den 31. Juli 19142

Nachdem mir Sasonow gestern die russische Forderung schrift- lich formuliert hatte und weiteres Verhandeln keine Aussicht hatte auf Erfolg, habe ich auch unseren Standpunkt im nachstehenden Resümee schriftlich niedergelegt:

»Pour prouver son esprit pacifique ainsi que ses dispositions amicales envers la Russie et se rendant compte de la position difficile dans laquelle se trouve cette derniere en face de l'action de l'Autriche contre la Serbie, le Gouvernement allemand a engage le cabinet de Vienne a donner au cabinet de St. Petersbourg des assurances qu'il n'a pas l'intention de toucher ä Tintegrite territoriale de la Serbie ni de leser les interets legitimes de la Russie. C'est ä la suite du conseil donnee par TAllemagne ä Vienne que l'Autriche a fait une declaration qui, d'apres l'avis du Gouvernement allemand, doit suffire pour la Russie.

Une pareille declaration par laquelle une grande Puissance qui se trouve en etat de guerre se lie d'avance les mains pour la con- clusion de la paix, doit etre consideree comme une tres-grande con- cession et comme une preuve d'esprit de conciliation.

La Russie doit se rendre compte qu'en voulant amener l'Autriche ä aller au-dela de cette declaration, eile lui demande de faire une chose qui n'est plus compatible avec sa dignite et son prestige de grande Puissance. Tout en reprochant ä l'Autriche d'empieter sur les droits de souverainete de la Serbie, eile veut porter elle-meme atteinte au meme droit de TAutriche.

Le Gouvernement russe ne devrait pas perdre de vue que le prestige de l'Autriche-Hongrie comme grande Puissance est en meme temps un interet allemand, et que Ton ne peut pas exiger de l'AUe- magne d'agir sur TAutriche dans un sens contraire ä ses propres interets.

Dans ces conditions, si Russie insiste sur ses demandes et refuse ä reconnaitre dans Tinteret de la paix europeenne la necessite absolue de localiser le conflit austro-serbe, eile doit en meme temps se rendre compte de Textreme gravité3 de la Situation.« 

P o u r t a l è s

Übersetzung des französischen Teils Um ihre friedlichen Absichten wie auch ihre freundschaftliche Ge- sinnung gegenüber Rußland zu beweisen und der schwierigen Lage Rechnung tragend, in der Rußland gegenüber dem Vorgehen Österreichs gegen Serbien sich befindet, hat die deutsche Regierung das Wiener Kabinett veranlaßt, dem Petersburger Kabinett Zusicherungen zu geben, daß es nicht beabsichtige^ die territoriale Integrität Serbiens anzutasten oder die legitimen Interessen Rußlands zu verletzen. Dank des von Deutschland in Wien erteilten Rates hat Österreich eine Erklärung abgegeben, die nach Ansicht der deutschen Regierung Rußland genügen muß.

Eine solche Erklärung, durch die eine im Kriegszustande befindliche Großmacht sich für den Friedensschluß im voraus die Hände bindet, muß als ein sehr großes Zugeständnis und als Beweis einer versöhnlichen Gesinnung aufgefaßt werden.

Rußland muß einsehen, daß, wenn es Österreich veranlassen will, über diese Erklärung hinauszugehen, es von ihm etwas verlangt, was mit seiner Würde und mit seinem Ansehen als Großmacht unvereinbar ist. Während es Österreich vorwirft, in die Souveränitätsrechte Serbiens einzugreifen, will es selbst die gleichen Rechte Österreichs schmälern.

Die russische Regierung sollte im Auge behalten, daß das Ansehen Österreich-Ungarns als Großmacht zugleich ein deutsches Jnteresse darstellt, und daß man von Deutschland nicht verlangen kann, auf Österreich in einem Sinne einzuwirken, der den eigenen Interessen Deutschlands zuwiderläuft.

Wenn unter solchen Umständen Rußland auf seinem Verlangen besteht und sich weigert, im Interesse des europäischen Friedens die zwingende Notwendigkeit der Lokalisierung des österreichisch-serbischen Konflikts anzu- erkennen, dann muß es sich dabei auch den außerordentlichen Ernst der Lage klar machen.


1 Nach der Entzifferung. 2 Aufgegeben in Petersburg 31. Juli 9^^ nachm., angekommen im Aus- wärtigen Amt I. August 12^ vorm. Eingangsvermerk: i. August vorm. Entzifferung lag dem Kaiser vor, von ihm am i. August ins Amt zurück- gegeben. Pourtales' Telegramm am i. August von Zimmermann dem Bot- schafter in London mitgeteilt; 5^ nachm. zum Haupttelegraphenamt. 3Unverständliches, »...ite« der Entzifferung von Jagow sinngemäß zur »gravite« ergänzt.