Nr. 530 Der Kaiser an den König von Italien, 1. August 1914: Difference between revisions

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<center>Nr. 530</center>


<center>Der Kaiser an den König von Italien<sup>1</sup></center>
<center><font size=4>'''Der Kaiser an den König von Italien<sup>1</sup>'''</font></center><br>


Telegramm (ohne Nummer) [Berlin, den 31. Juli 1914]<sup>2</sup>
Telegramm (ohne Nummer)&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; [Berlin, den 31. Juli 1914]<sup>2</sup><br>


A Sa Malesté le Roi d'Italie ^
A Sa Malesté le Roi d'Italie<br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Rome <br>


Rome
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Pendant que tous mes efforts tendaient à faire le médiateur <br>
entre l'Autriche-Hongrie et la Russie et que j'échangeais encore <br>
des télegrammes à ce sujet avec L'empereur Nicolas, la Russie <br>
a mobilisé son armée et sa flotte entières et, de ce fait, menacé <br>
l'Allemagne. Pour sauvegarder la sécurité de l'Empire, j'ai été <br>
forcé de déclarer à la Russie que je me voyais obligé de proclamer <br>
aussi la mobilisation, à moins que la Russie ne révoquât toutes les <br>
mesures prises contre moi et mon allié, l'Autriche-Hongrie.<sup>3</sup> La <br>
guerre avec la Russie me paraît imminente et inévitable. Je viens <br>
de faire poser à Paris la question, si la France, dans une guerre <br>
russo-allemande, voulait rester neutre<sup>4</sup>. La reponse, malheureusement, <br>
ne peut pas être douteuse. <br>


Pendant que tous mes efforts tendaient à faire le médiateur
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;En ce moment supreme, me rappelant la cordialit6 des rap- <br>
entre l'Autriche-Hongrie et la Russie et que j'échangeais encore
ports d'amitié et d'alliance qui existent entre nous et nos deux <br>
des télegrammes à ce sujet avec Tempereur Nicolas, la Russie
pays, mes pensées s'adressent à Toi dans une entière confiance<sup>5</sup>. <br>
a mobilisé son armée et sa flotte entières et, de ce fait, menacé
l'Allemagne. Pour sauvegarder la sécurité de l'Empire, j'ai été
forcé de déclarer à la Russie que je me voyais obligé de proclamer
aussi la mobilisation, à moins que la Russie ne révoquât toutes les
mesures prises contre moi et mon allié, l'Autriche-Hongrie.<sup>3</sup> La
guerre avec la Russie me paraît imminente et inévitable. Je viens
de faire poser à Paris la question, si la France, dans une guerre
russo-allemande, voulait rester neutre<sup>4</sup>. La reponse, malheureusement,
ne peut pas être douteuse.


En ce moment supreme, me rappelant la cordialit6 des rap-
Ton frère et allié <br>
ports d'amitié et d'alliance qui existent entre nous et nos deux
pays, mes pensées s'adressent à Toi dans une entière confiance<sup>5</sup>.


Ton frère et allié
G u i l l a u m e <br>


G u i l l a u m e




Ü b e r s e t z u n g <br>


Ü b e r s e t z u n g
Sr. M. dem König von Italien <br>


Sr. M. dem König von Italien
Während ich nach allen Kräften bemüht war, die Vermittlerrolle zwischen <br>
Österreich-Ungarn und Rußland durchzuführen, und während ich noch dar- <br>
über Telegramme mit Kaiser Nikolaus wechselte, hat Rußland seine ganze <br>
Armee und Flotte mobilisiert und dadurch Deutschland bedroht. Um die <br>
Sicherheit meines Reiches zu schützen, war ich gezwungen, Rußland zu er- <br>
klären, daß ich gleichfalls genötigt sei, die Mobilmachung anzuordnen, es sei <br>
denn, daß Rußland alle gegen mich und Österreich-Ungarn, meinen Ver- <br>
bündeten, getroffenen Maßnahmen rückgängig mache. Der Krieg mit Ruß- <br>
land scheint mir unmittelbar bevorzustehen und unvermeidlich zu sein. Ich <br>
werde in Paris die Frage stellen lassen, ob Frankreich in einem deutsch- <br>
russischen Kriege neutral bleiben wolle. Die Antwort kann leider nicht <br>
zweifelhaft sein. <br>


Während ich nach allen Kräften bemüht war, die Vermittlerrolle zwischen
Eingedenk der herzlichen Freundschafts- und Bundesbeziehungen, die <br>
Österreich-Ungarn und Rußland durchzuführen, und während ich noch dar-
zwischen uns und unseren Ländern bestehen, wenden sich in diesem ent- <br>
über Telegramme mit Kaiser Nikolaus wechselte, hat Rußland seine ganze
scheidenden Augenblick meine Gedanken in vollem Vertrauen zu Dir. <br>
Armee und Flotte mobilisiert und dadurch Deutschland bedroht. Um die  
Sicherheit meines Reiches zu schützen, war ich gezwungen, Rußland zu er-
klären, daß ich gleichfalls genötigt sei, die Mobilmachung anzuordnen, es sei
denn, daß Rußland alle gegen mich und Österreich-Ungarn, meinen Ver-  
bündeten, getroffenen Maßnahmen rückgängig mache. Der Krieg mit Ruß-
land scheint mir unmittelbar bevorzustehen und unvermeidlich zu sein. Ich
werde in Paris die Frage stellen lassen, ob Frankreich in einem deutsch-
russischen Kriege neutral bleiben wolle. Die Antwort kann leider nicht
zweifelhaft sein.  


Eingedenk der herzlichen Freundschafts- und Bundesbeziehungen, die
Dein Bruder und Verbündeter <br>
zwischen uns und unseren Ländern bestehen, wenden sich in diesem ent-
scheidenden Augenblick meine Gedanken in vollem Vertrauen zu Dir.


Dein Bruder und Verbündeter
W i l h e l m <br>
 
W i l h e l m  


<hr>
<hr>
<sup>1</sup> Nach dem Schreibmaschinenkonzept, das dem Kaiser mit einem Begleit-  
<sup>1</sup> Nach dem Schreibmaschinenkonzept, das dem Kaiser mit einem Begleit- <br>
schreiben des Reichskanzlers am 31. Juli zur Unterschrift vorgelegt wurde.  
schreiben des Reichskanzlers am 31. Juli zur Unterschrift vorgelegt wurde. <br>
Datumsvermerk des Kaisers auf dem Begleitschreiben »31. VII. 14. W,«,  
Datumsvermerk des Kaisers auf dem Begleitschreiben »31. VII. 14. W,«, <br>
Entwurf des Begleitschreibens von Bergens Hand mit Zusätzen von der  
Entwurf des Begleitschreibens von Bergens Hand mit Zusätzen von der <br>
Hand Jagows.  
Hand Jagows. <br>
<sup>2</sup> Kaiserliches Telegramm gemäß Verfügung des Kanzlers vom 31. Juli in  
<sup>2</sup> Kaiserliches Telegramm gemäß Verfügung des Kanzlers vom 31. Juli in  
Ziffern an Flotow zur Übermittlung an den König depeschiert. Das  
Ziffern an Flotow zur Übermittlung an den König depeschiert. Das <br>
Telegramm des Reichskanzlers an den Botschafter vom 31. Juli (Entwurf  
Telegramm des Reichskanzlers an den Botschafter vom 31. Juli (Entwurf <br>
von Langwerths Hand), am 1. August 1<sup>55</sup> vorm. zum Haupttelegraphenamt  
von Langwerths Hand), am 1. August 1<sup>55</sup> vorm. zum Haupttelegraphenamt <br>
gegeben, lautete: »Bitte nachstehendes Telegramm unverzüglich S. M. dem  
gegeben, lautete: »Bitte nachstehendes Telegramm unverzüglich S. M. dem <br>
Koni« übermitteln. Draht-Empfangsbestätigung.« Flotows telegraphische  
Koni« übermitteln. Draht-Empfangsbestätigung.« Flotows telegraphische <br>
Empfangsbestätigung wurde aufgegeben in Rom, 1. August 10<sup>0</sup> nachm.  
Empfangsbestätigung wurde aufgegeben in Rom, 1. August 10<sup>0</sup> nachm. <br>
und kam im Auswärtigen Amt am 2. August 5<sup>25</sup> vorm. an (Eingangs-  
und kam im Auswärtigen Amt am 2. August 5<sup>25</sup> vorm. an (Eingangs- <br>
vermerk: 2. August vorm.).  
vermerk: 2. August vorm.). <br>
<sup>3</sup> Siehe Nr. 490.  
<sup>3</sup> Siehe Nr. 490. <br>
<sup>4</sup> Siehe Nr. 491.  
<sup>4</sup> Siehe Nr. 491. <br>
<sup>5</sup> Antwort siehe Nr. 755.
<sup>5</sup> Antwort siehe Nr. 755.

Revision as of 13:32, 17 July 2015

WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 530.


Nr. 530
Der Kaiser an den König von Italien1


Telegramm (ohne Nummer)                               [Berlin, den 31. Juli 1914]2

A Sa Malesté le Roi d'Italie
     Rome

     Pendant que tous mes efforts tendaient à faire le médiateur
entre l'Autriche-Hongrie et la Russie et que j'échangeais encore
des télegrammes à ce sujet avec L'empereur Nicolas, la Russie
a mobilisé son armée et sa flotte entières et, de ce fait, menacé
l'Allemagne. Pour sauvegarder la sécurité de l'Empire, j'ai été
forcé de déclarer à la Russie que je me voyais obligé de proclamer
aussi la mobilisation, à moins que la Russie ne révoquât toutes les
mesures prises contre moi et mon allié, l'Autriche-Hongrie.3 La
guerre avec la Russie me paraît imminente et inévitable. Je viens
de faire poser à Paris la question, si la France, dans une guerre
russo-allemande, voulait rester neutre4. La reponse, malheureusement,
ne peut pas être douteuse.

     En ce moment supreme, me rappelant la cordialit6 des rap-
ports d'amitié et d'alliance qui existent entre nous et nos deux
pays, mes pensées s'adressent à Toi dans une entière confiance5.

Ton frère et allié

G u i l l a u m e


Ü b e r s e t z u n g

Sr. M. dem König von Italien

Während ich nach allen Kräften bemüht war, die Vermittlerrolle zwischen
Österreich-Ungarn und Rußland durchzuführen, und während ich noch dar-
über Telegramme mit Kaiser Nikolaus wechselte, hat Rußland seine ganze
Armee und Flotte mobilisiert und dadurch Deutschland bedroht. Um die
Sicherheit meines Reiches zu schützen, war ich gezwungen, Rußland zu er-
klären, daß ich gleichfalls genötigt sei, die Mobilmachung anzuordnen, es sei
denn, daß Rußland alle gegen mich und Österreich-Ungarn, meinen Ver-
bündeten, getroffenen Maßnahmen rückgängig mache. Der Krieg mit Ruß-
land scheint mir unmittelbar bevorzustehen und unvermeidlich zu sein. Ich
werde in Paris die Frage stellen lassen, ob Frankreich in einem deutsch-
russischen Kriege neutral bleiben wolle. Die Antwort kann leider nicht
zweifelhaft sein.

Eingedenk der herzlichen Freundschafts- und Bundesbeziehungen, die
zwischen uns und unseren Ländern bestehen, wenden sich in diesem ent-
scheidenden Augenblick meine Gedanken in vollem Vertrauen zu Dir.

Dein Bruder und Verbündeter

W i l h e l m


1 Nach dem Schreibmaschinenkonzept, das dem Kaiser mit einem Begleit-
schreiben des Reichskanzlers am 31. Juli zur Unterschrift vorgelegt wurde.
Datumsvermerk des Kaisers auf dem Begleitschreiben »31. VII. 14. W,«,
Entwurf des Begleitschreibens von Bergens Hand mit Zusätzen von der
Hand Jagows.
2 Kaiserliches Telegramm gemäß Verfügung des Kanzlers vom 31. Juli in Ziffern an Flotow zur Übermittlung an den König depeschiert. Das
Telegramm des Reichskanzlers an den Botschafter vom 31. Juli (Entwurf
von Langwerths Hand), am 1. August 155 vorm. zum Haupttelegraphenamt
gegeben, lautete: »Bitte nachstehendes Telegramm unverzüglich S. M. dem
Koni« übermitteln. Draht-Empfangsbestätigung.« Flotows telegraphische
Empfangsbestätigung wurde aufgegeben in Rom, 1. August 100 nachm.
und kam im Auswärtigen Amt am 2. August 525 vorm. an (Eingangs-
vermerk: 2. August vorm.).
3 Siehe Nr. 490.
4 Siehe Nr. 491.
5 Antwort siehe Nr. 755.