Nr. 540 Der Gesandte in Brüssel an den Reichskanzler, 1. August 1914

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Nr. 540
Der Gesandte in Brüssel an den Reichskanzler1


                                                  Brüssel, den 30. Juli 19142

     Angesichts der politischen Lage ist seitens der Regierung die
Einberufung der drei letzten Jahrgänge der Reserve verfügt worden.
Es werden ferner sämtliche Truppenteile, die sich zur Zeit außer-
halb ihrer Standorte auf Truppenübungsplätzen befinden, mittels
Sonderzügen in ihre Garnison zurückbefördert.
     Diese Maßnahmen sind auf verschiedentliche Besprechungen
zurückzuführen, die der König, Höchstweicher Seinen Aufenthalt in
Ostende aufgegeben hat und nach Laeken zurückgekehrt ist, mit dem
Kriegsminister und den übrigen Mitgliedern des Kabinetts gepflogen
hat. Das offiziöse »Journal de Bruxelles« bemerkt hierzu, daß
durch die Einberufung der drei Klassen die Armee auf den ver-
stärkten Friedensfuß gebracht werde, und daß diese Maßnahme
lediglich aus Gründen der Vorsicht erfolgt sei. Von einer Mobili-
sierung sei bis jetzt noch keine Rede, sondern es sei dies nur ein
Mittel, dieselbe, falls sie sich als notwendig erweisen sollte, zu er-
leichtern.
     In der Absicht, die öffentliche Meinung zu beruhigen, fügt das
Blatt hinzu, daß für den Augenblick kein Grund vorhanden sei, zu
glauben, daß die Schrecken eines möglichen Krieges in Belgien ihren
Eingang finden könnten. Dazu sei das Vertrauen sowohl in die
Garantie der Mächte als auch in die Kraft der Armee zu stark, und
man könne daher dem Gang der Ereignisse ruhig entgegensehen.

                                                                           v.  B e l o w


1 Nach der Ausfertigung.
2 Eingangsvermerk des Auswärtigen Amts: 1. August vorm.