Nr. 573 Der Botschafter in Wien an das Auswärtige Amt, 1. August 1914

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Nr. 573
Der Botschafter in Wien an das Auswärtige Amt1


Telegramm 152                               Wien, den 1. August 19142

     Nachdem gestern vormittag Herzog von Avarna zum ersten
Male direkt mit Graf Berchtold über Kompensationsfrage verhandelt
und annähernde Einigung erfolgt war, habe ich gestern abend mit
Herzog von Avarna nachstehende Erklärung aufgesetzt, die Graf
Berchtold heute vormittag dem Botschafter abgeben sollte:
     »Si cependant, par la force des choses, l'Autriche-Hongrie serait3
obligée à faire des acquisitions territoriales dans la péninsule
Balcanique, notamment en Serbie et au Monténégro, le Gouverne-
ment Impérial et Royal est prêt à se concerter avec l'Italie au sujet
des compensations à lui accorder, soit que l'Italie prête son concours
à l'Autriche dans le cas que se présente le casus foederis visé par le
traité, soit qu'elle prête son concours sans que le casus foederis se
présente. Cette déclaration contient les éléments qui constituent la
substance même de l'interprétation que l'Italie donne à l'article 7 et
que je consens à faire à l'Italie bien que je ne partage pas cette
interprétation même«.
     Nach von mir heute früh vom Herzog von Avarna erbetener,
noch  s c h r i f t l i c h e r  Bestätigung, daß obige Erklärungen ihn
befriedigen, habe ich Erklärungen heute vormittag Graf Berchtold
vorgelegt, der sie gleichfalls akzeptierte. Es ist sonach volles Ein-
verständnis innerhalb 24 Stunden hier erzielt worden4.

                                                            T s c h i r s c h k y

          Ü b e r s e t z u n g   d e s   f r a n z ö s i s c h e n   T e i l s
     Wenn jedoch Österreich-Ungarn durch die Gewalt der Tatsachen ge-
zwungen werden sollte, territoriale Erwerbungen auf der Balkanhalbinsel zu
machen, insbesondere in Serbien und Montenegro, so ist die k. und k. Regierung
bereit, sich mit Italien über die diesem zu gewährenden Kompensationen zu
verständigen, sei es, daß Italien im Falle des Eintritts des im Vertrage vor-
gesehenen casus foederis Österreich seinen Beistand leistet, sei es, daß es
diesen Beistand gewährt, ohne daß der casus foederis eintritt. Diese Erklärung
enthält die wesentlichen Bestandteile der Auslegung, die Italien dem Artikel 7
gibt und (das Zugeständnis), das ich Italien zu machen bereit bin, obwohl
ich dieser Auslegung selbst mich nicht anschließe.


1 Nach der Entzifferung.
2 Aufgegeben in Wien 65 nachm. ; angekommen im Auswärtigen Amt
634 nachm. Eingangsvermerk: 1. August nachm. Hat das frühere Tele-
gramm 147 (Nr. 577) überholt.
3 So in der Entzifferung.
4 Siehe Nr, 594.