View source for Nr. 61. Der Staatssekretär des Auswärtigen an den Botschafter in Wien, 17. Juli 1914

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<center>Nr. 61</center>

<center><font size=4>'''Der Staatssekretär des Auswärtigen an den Botschafter in Wien<sup>1</sup>'''</font></center><br>

Geheim ! &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Berlin, den 17. Juli 1914<sup>2</sup> <sup>3</sup><br>

&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Wie Ew. Exz. aus der Verlesung der Aufzeichnung des Grafen <br>
Hoyos über seine Unterredung mit dem Herrn Unterstaatssekretär <br>
bekannt ist, hat Graf Hoyos hier geäußert, Österreich müsse Serbien <br>
vöüig aufteilen<sup>4</sup>. <br>
Graf Berchtold und Graf Tisza haben hierzu bemerkt, daß <br>
diese Außenmg nur die persönliche Ansicht des Grafen Hoyos <br>
widergäbe, haben sich also mit ihr ausdrückhch nicht identifiziert, <br>
sich aber scheinbar über ihre territorialen Pläne auch nicht weiter <br>
ausgelassen. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Für die diplomatische Behandlung des Konflikts mit Serbien <br>
wäre es von dessen Beginn an nicht unwichtig zu wissen, welches <br>
die Ideen der österreichisch-ungarischen Staatsmänner über die <br>
künftige Gestaltung Serbiens sind, da diese Frage von wesentlichem <br>
Einfluß auf die Haltung Italiens und auf die öffentliche Meinung und <br>
die Haltung Englands sein wird. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Daß die Pläne der Staatsmänner der Donaumonarchie durch den <br>
Gang der Ereignisse beeinflußt und modifiziert werden können, ist <br>
wohl als selbstverständlich anzusehen, immerhin sollte man annehmen, <br>
daß das Wiener Kabinett sich doch schon ein allgemeines Bild der <br>
zu erstrebenden Ziele auch in territorialer Hinsicht gemacht hat, <br>
Ew. Exz. wollen versuchen, im Gespräch mit dem Grafen Berchtold <br>
sich hierüber eine Aufklärung zu verschaffen, dabei aber den Ein- <br>
druck vermeiden, als wollten wir der österreichischen Aktion von <br>
vornherein hemmend in den Weg treten oder ihr gewisse Grenzen <br>
oder Ziele vorschreiben. Es wäre uns nur von Wert, einigermaßen <br>
darüber orientiert zu sein, wohin der Weg etwa führen soll. <br>

&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;v. &nbsp; J a g o w <br>

<hr>
<sup>1</sup> Nach dem Konzept von Jagows Hand. <br>
<sup>2</sup> Abgegangen am 17. Juli. <br>
<sup>3</sup> Siehe Nr. 18. <br>
<sup>4</sup> In Jagows Konzept ursprünglich geschriebenes »zerschlagen« von ilim in <br>
»aufteilen« geändert. <br>