Nr. 666 Der Botschafter in Petersburg an das Auswärtige Amt, 2. August 1914

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Nr. 666
Der Botschafter in Petersburg an das Auswärtige Amt1


          Telegramm 215                                    Petersburg, den 2. August 19142
          Dringend !

Da Russen schon
preußische Dörfer
niedergebrannt und
Bahnen gesprengt
haben ist meine
Antwort nicht von
nöthen4 Rußland
hat uns Ja auch
nicht geantwortet

     Soeben fragt Herr Sasonow telephonisch bei
mir an, wie folgendes zu erklären sei : S. M. der
Kaiser von Rußland habe vor einigen Stunden ein
Telegramm unseres AIlergnädigsten Herrn erhalten,
welches von 10 Uhr 45 Minuten abends 3 datiert sei
und in dessen Schlußsatz die Bitte ausgesprochen
werde, Kaiser Nikolaus möge seinen Truppen be-
fehlen, in keinem Falle die Grenze zu überschreiten.
Herr Sasonow fragt, wie ich mir eine solche Bitte
erkläre, nachdem ich gestern abend bekannte Note
übergeben hätte 5. Ich habe geantwortet, ich könnte 6
keine andere Erklärung finden, als daß wahr-
scheinlich das Telegramm meines Kaisers schon
vorgestern abend 10 Uhr 45 Minuten aufgegeben
sei. Sollte hier noch etwas zuzuteilen oder auf-
zuklären7 sein, anheimstelle, es direkt oder vielleicht
durch Vermittelung itahenischen Botschafters zu
tun, da ich in drei Stunden über Stockholm abreise.
                                                       P o u r t a l è s


1 Nach der Abschrift des offenen dringenden Telegramms.
2 Telegramm aufgegeben in Petersburg 560 vorm., angekommen im Aus-
wärtigen Amt 519 nachm. Eingangsvermerk: 2. August nachm. Dem
Kaiser vorgelegt, von ihm am 2. August zurückgegeben.
3 Siehe Nr. 600.
4 Die Worte: »Antwort nicht von nöthen« sind von Mirbach mit Blaustift
unterstrichen.
5 Siehe Nr. 542.
6 Nach berichtigendem Telegramm, eingegangen im Auswärtigen Amt
3. August 1035 vorm. für »könnte« zu lesen »könne«.
7 Nach berichtigendem Telegramm zu lesen: »mitzuteilen oder aufklären«.