Nr. 693 Der Reichskanzler an den Botschafter in London, 3. August 1914: Difference between revisions

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&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;1. Französische Kavalleriepatrouillen haben heute am frühen <br>
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&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;2. Ein französischer Fliegeroffizier ist bei Wesel<sup>5</sup> aus der <br>
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&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Luft geschossen worden. <br>
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&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;4. Französische Infanterie hat im Elsaß Grenze überschritten <br>
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&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;und geschossen<sup>6</sup>. <br>
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französischen Truppen die Respektierung einer lo-Kilometer-Grenze <br>
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&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Bitte das sofort dortiger Regierung mitteilen und Sir Edward <br>
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Grey ernstlich vorhalten, in welche gefahrvolle Lage Deutschland <br>
Grey ernstlich vorhalten, in welche gefahrvolle Lage Deutschland <br>
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Gegner in die Rolle eines Provozierten gedrängt wird, der, um seine <br>
Gegner in die Rolle eines Provozierten gedrängt wird, der, um seine <br>
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Revision as of 09:27, 1 August 2015

WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 693.


Nr. 693
Der Reichskanzler an den Botschafter in London1


Telegramm 212                               Berlin, den 2. August 19142

     Nach absolut zuverlässigen Meldungen3 hat sich Frankreich
          heute gegen uns folgende Übergriffe erlaubt:
      1. Französische Kavalleriepatrouillen haben heute am frühen
          Nachmittag4 die Grenze bei Altmünsterol im Elsaß über-
          schritten.
      2. Ein französischer Fliegeroffizier ist bei Wesel5 aus der
          Luft geschossen worden.
      3. Zwei Franzosen haben versucht, Cochemer Tunnel an
          der Moselbahn zu sprengen und sind dabei erschossen
          worden.
      4. Französische Infanterie hat im Elsaß Grenze überschritten
          und geschossen6.

     Diese Vorgänge sind passiert, obwohl der französische
Ministerpräsident dem k. Botschafter in Paris offiziell erklärt
hatte, daß die Mobilisierung der französischen Armee keiner-
lei aggressiven Charakter gegen Deutschland habe, und daß für die
französischen Truppen die Respektierung einer lo-Kilometer-Grenze
gegen Deutschland zur Pflicht gemacht sei.
     Bitte das sofort dortiger Regierung mitteilen und Sir Edward
Grey ernstlich vorhalten, in welche gefahrvolle Lage Deutschland
durch diese wider Treu und Glauben erfolgenden Provokationen ge-
bracht und zu den ernstesten Beschlüssen gedrängt werde. Ew.
Durchl. wird es, wie ich hoffe, gelingen, England davon zu über-
zeugen, daß Deutschland, nachdem es den Friedensgedanken bis an
die äußerste Grenze des Möglichen vertreten hat, durch seine
Gegner in die Rolle eines Provozierten gedrängt wird, der, um seine
Existenz zu wahren, zu den Waffen greifen muß.
                                                  B e t h m a n n   H o l l w e g


1 Nach dem Konzept von der Hand des Reichskanzlers, mit Zusätzen von Jagows Hand. 2 Am 3. August 12^5 vorm. zum Haupttelegraphenamt. 3 Am Rand der Vermerk des Kanzlers: »pro not. Nebenstehende Meldungen hat mir der Kriegsminister soeben persönlich überbracht.«  4 Bei der bei den Akten der Londoner Botschaft befindlichen Entzifferung ist anstatt: »heute am frühen Nachmittag« gelesen: »heute früh«. 5In London irrtümlich entziffert: »Toul«. 6 Dieser Abschnitt »Französische Infanterie geschossen« von Jagows Hand am Rande beigefügt.