Nr. 702 Der König von Griechenland an den Kaiser, 3. August 1914: Difference between revisions

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Telegramm 231
Telegramm 231<br>
<i><font size=2><p style="line-height:1.1">Athen mittheilen, daß ich
Bündniss mit Bulgarien
und Türkei zum Kampf
gegen Russland ge-
schlossen habe und Grie-
chenland als Feind be-
handeln werde, falls es
sich nicht sofort an-
schließt; habe das so-
eben dem Theotoki per-
sönlich gesagt, unter
Mittheilung, daß wir mit
Türkei und Bulgarien
verbündet</p></font>


ihr sollt gegen Ruß-  
<i><font size=2><p style="line-height:1.1">Athen mittheilen, daß ich<br>
land marschieren !  
Bündniss mit Bulgarien<br>
 
und Türkei zum Kampf <br>
unmöglich  
gegen Russland ge-<br>
 
schlossen habe und Grie-<br>
von dem ist jetzt  
chenland als Feind be-<br>
nicht mehr die Rede !  
handeln werde, falls es <br>
Der Balkan mar-  
sich nicht sofort an-<br>
schiert  
schließt; habe das so-<br>
 
eben dem Theotoki per- <br>
Blech !
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Mittheilung, daß wir mit <br>
Wenn Griechenland  
Türkei und Bulgarien<br>
nicht jetzt sofort  
verbündet</p></font><br>
mitgeht, so wird es seine  
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Stellung als Balkanmacht</i>
ihr sollt gegen Ruß- <br>
land marschieren ! <br>
<br>
unmöglich <br>
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von dem ist jetzt <br>
nicht mehr die Rede ! <br>
Der Balkan mar- <br>
schiert <br>
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Blech !<br>
<br>
Wenn Griechenland <br>
nicht jetzt sofort <br>
mitgeht, so wird es seine <br>
Stellung als Balkanmacht</i><br>
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Athen, den 2. August 1914<sup>2</sup> <sup>3</sup>  
Athen, den 2. August 1914<sup>2</sup> <sup>3</sup> <br>


&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;S. M. König Übersendet mir nachstehendes  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;S. M. König Übersendet mir nachstehendes <br>
für S. M. den Kaiser und König bestimmtes Tele-  
für S. M. den Kaiser und König bestimmtes Tele- <br>
gramm, mit der Bitte, es an die Allerhöchste Stelle  
gramm, mit der Bitte, es an die Allerhöchste Stelle <br>
gelangen zu lassen:  
gelangen zu lassen: <br>


&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;»Herzlichen Dank für Dein Telegramm<sup>4</sup> und  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;»Herzlichen Dank für Dein Telegramm<sup>4</sup> und <br>
das Versprechen Deiner Unterstützung in unserer  
das Versprechen Deiner Unterstützung in unserer <br>
Verständigung mit der Turkei. Es ist uns nie in  
Verständigung mit der Turkei. Es ist uns nie in <br>
Sinn gekommen, den Serben zu helfen. Es  
Sinn gekommen, den Serben zu helfen. Es <br>
scheint mir aber auch nicht möglich, uns zu ihren  
scheint mir aber auch nicht möglich, uns zu ihren <br>
Feinden zu gesellen und über sie hereinfallen, da  
Feinden zu gesellen und über sie hereinfallen, da <br>
sie einmal unsere Verbündeten sind. Es scheint  
sie einmal unsere Verbündeten sind. Es scheint <br>
mir, daß die Interessen Griechenlands eine absolute  
mir, daß die Interessen Griechenlands eine absolute <br>
Neutralität erheischen und eine Wahrung des Status  
Neutralität erheischen und eine Wahrung des Status <br>
Quo auf dem Balkan, wie ihn der Vertrag von  
Quo auf dem Balkan, wie ihn der Vertrag von <br>
Bukarest geschaffen hat. Wenn wir diesen Stand-  
Bukarest geschaffen hat. Wenn wir diesen Stand- <br>
punkt fallen heßen, so würde Bulgarien sich durch  
punkt fallen heßen, so würde Bulgarien sich durch <br>
die Annexion der letzthin von Serbien gewonnenen  
die Annexion der letzthin von Serbien gewonnenen <br>
Teile von Mazedonien vergrößern, unsere ganze  
Teile von Mazedonien vergrößern, unsere ganze <br>
Nordgrenze bis Albanien umfassen und eine enorme  
Nordgrenze bis Albanien umfassen und eine enorme <br>
Gefahr für uns bilden<sup>5</sup>. Dafüi', daß dies nicht  
Gefahr für uns bilden<sup>5</sup>. Dafüi', daß dies nicht <br>
geschieht, habe ich keine Garantien. Diese Rück-  
geschieht, habe ich keine Garantien. Diese Rück- <br>
sichten zwingen uns zur Neutralität und auch dazu,  
sichten zwingen uns zur Neutralität und auch dazu, <br>
alles aufzubieten, im Verein mit Rumänien, um Bul-  
alles aufzubieten, im Verein mit Rumänien, um Bul- <br>
garien vor Einmischung abzuhalten. Du kennst  
garien vor Einmischung abzuhalten. Du kennst <br>
meine Denkart über die Slawen und über die  
meine Denkart über die Slawen und über die <br>
russische Vormundschaft auf dem Balkan. Diese  
russische Vormundschaft auf dem Balkan. Diese <br>
Denkart wird von meinem ganzen Volke geteilt,  
Denkart wird von meinem ganzen Volke geteilt, <br>
und wenn Bulgarien der große Machtzuwachs gelänge,  
und wenn Bulgarien der große Machtzuwachs gelänge, <br>
Wäre das Gleichgewicht in unserem Weltteil zerstört  
Wäre das Gleichgewicht in unserem Weltteil zerstört <br>
und' die slawische Vorherrschaft e^erade geschaffen.  
und' die slawische Vorherrschaft e^erade geschaffen. <br>
C o n s t a n t i n
C o n s t a n t i n
B a s s e w i t z  
B a s s e w i t z  

Revision as of 08:43, 3 August 2015

WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 702.


Nr. 702

Der König von Griechenland an den Kaiser1

Telegramm 231

Athen mittheilen, daß ich
Bündniss mit Bulgarien
und Türkei zum Kampf
gegen Russland ge-
schlossen habe und Grie-
chenland als Feind be-
handeln werde, falls es
sich nicht sofort an-
schließt; habe das so-
eben dem Theotoki per-
sönlich gesagt, unter
Mittheilung, daß wir mit
Türkei und Bulgarien
verbündet



ihr sollt gegen Ruß-
land marschieren !

unmöglich

von dem ist jetzt
nicht mehr die Rede !
Der Balkan mar-
schiert

Blech !

Wenn Griechenland
nicht jetzt sofort
mitgeht, so wird es seine
Stellung als Balkanmacht

Athen, den 2. August 19142 3

     S. M. König Übersendet mir nachstehendes
für S. M. den Kaiser und König bestimmtes Tele-
gramm, mit der Bitte, es an die Allerhöchste Stelle
gelangen zu lassen:

     »Herzlichen Dank für Dein Telegramm4 und
das Versprechen Deiner Unterstützung in unserer
Verständigung mit der Turkei. Es ist uns nie in
Sinn gekommen, den Serben zu helfen. Es
scheint mir aber auch nicht möglich, uns zu ihren
Feinden zu gesellen und über sie hereinfallen, da
sie einmal unsere Verbündeten sind. Es scheint
mir, daß die Interessen Griechenlands eine absolute
Neutralität erheischen und eine Wahrung des Status
Quo auf dem Balkan, wie ihn der Vertrag von
Bukarest geschaffen hat. Wenn wir diesen Stand-
punkt fallen heßen, so würde Bulgarien sich durch
die Annexion der letzthin von Serbien gewonnenen
Teile von Mazedonien vergrößern, unsere ganze
Nordgrenze bis Albanien umfassen und eine enorme
Gefahr für uns bilden5. Dafüi', daß dies nicht
geschieht, habe ich keine Garantien. Diese Rück-
sichten zwingen uns zur Neutralität und auch dazu,
alles aufzubieten, im Verein mit Rumänien, um Bul-
garien vor Einmischung abzuhalten. Du kennst
meine Denkart über die Slawen und über die
russische Vormundschaft auf dem Balkan. Diese
Denkart wird von meinem ganzen Volke geteilt,
und wenn Bulgarien der große Machtzuwachs gelänge,
Wäre das Gleichgewicht in unserem Weltteil zerstört
und' die slawische Vorherrschaft e^erade geschaffen.
C o n s t a n t i n B a s s e w i t z

verlieren und von uns nicht mehr in seinen Wünschen unterstützt, sondern als Feind behandelt werden. Es handelt sich nicht um das Gleichgewicht auf dem Balkan, sondern um die gemeinsame Operation der Balkan- staaten um den Balkan von Rußland auf ewig zu befreien !


1 Nach der Entzifferung. 2 Aufgegeben in Athen 2. August 2' nachm., angekommen im Auswärtigen Amt 3. August -f vorm. Eingangsvermerk: 3. August. Am 3. August dem Generalstab, Kriegsministerium, Admiralstab und Reichsmarineamt mitgeteilt. Entzifferung lag dem Kaiser vor, von ihm am 3. August zurückgegeben. 3 Siehe Nr. 504. 4 Siehe Nr. 466 5 Am Rand zwei Ausrufungszeichen des Kaisers. 6 Siehe Nr. 803.