Nr. 723 Die österreichisch-ungarische Botschaft an das Auswärtige Amt, 3. August 1914

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Nr. 723
Die österreichisch-ungarische Botschaft an das Auswärtige Amt1


                                             Berlin, den 3. August 19142

     Graf Szápáry telegraphiert aus Petersburg unterm 31. Juli:
Situation noch unklarer geworden. Dem italienischen Bot-
schafter wurde, in Abwesenheit der Herren Sasonow und Neratow
(beim Kronrat in Peterhof), vom Fürsten Trubetzkoi erklärt, Situ-
ation sei verändert, da wir die »offene Stadt« Belgrad beschossen
hätten, und das am selben Tage, wo von uns Anwendung der dies
angeblich verbietenden Bestimmungen vom Haag in Aussicht ge-
stellt worden. Dasselbe Argument wurde bereits von Herrn
Sasonow mir gegenüber verwertet, als ihm die Nachricht von Be-
schießung Belgrads zukam.
     Aus dem, was mir deutscher Botschafter über Unterredung mit
Sasonow vor und nach dem Kronrat mitteilte, schließe ich, daß auch
die heutige Beratung in Peterhof Situation nicht klarer definiert
habe und Stellungnahme unbestimmt geblieben.
     Heute völlige Stille um die Botschaft; Demonstrationen haben
aufgehört. Korrespondent des »Russkoje Slowo«, welcher mit Aus-
wärtigem Amt in engster Fühlung, war auf der Botschaft und hat
angefragt, ob Gerücht österreichisch-ungarischen Ultimatums wegen
russischer Mobilisierung sich bestätige. Dies wäre irreparabel.
     In Bürgerschaft macht sich Furcht vor ökonomischen Folgen
Krieges bemerkbar.
     Im Ministerrat Sasonow und Kriwoschein angeblich gegen
Krieg, ebenso Handelsminister. Neben Militärs auch Minister-
präsident Goremykin und Minister des Innern für den Krieg.
     Von »Note explicative« über russische Mobilisierung ver-
lautet bisher nichts.

     Telegramm Grafen Szápárys vom 1. August:

     Russischer Minister soll gegenüber Eröffnungen deutschen
Botschafters darauf verwiesen haben, daß Sistierung der Mobili-
sierung zwar unmöglich, daß aber Zar bindende Zusage erteilt habe,
es sei trotzdem kein Anlaß zur Beunruhigung. ( ! ! )


1 Nach der nicht unterzeichneten Ausfertigung.
2 Von Baron Haymerle dem Auswärtigen Amt am 3. August übergeben
Eingangsvermerk: 3. August.