Nr. 730 Der luxemburgische Staatsminister und Präsident der Regierung an den Reichskanzler und den Staatssekretär des Auswärtigen, 3. August 1914

From World War I Document Archive
Revision as of 22:25, 4 August 2015 by Rdh7 (talk | contribs) (Text replacement - "Kriegsausbruch 1914 — Volume 1" to "Kriegsausbruch 1914 — Volume 3")
Jump to navigation Jump to search

WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 3 > Nr. 730.


Nr. 730
Der luxemburgische Staatsminister und Präsident der Regierung an den Reichskanzler und den Staatssekretär des Auswärtigen1

        Telegramm (ohne Nummer)                   Luxemburg, den 3. August 19142














Flieger sind über
Luxemburg zu uns
gekommen. Über-
fliegen eines Neu-
Kriegszwecken, ist
ein Bruch der Neu-
tralität.

     Für das mir gestern übersandte Telegramm3
bezüglich der Besetzung Luxemburgs durch deutsche
Truppen spreche ich Ihnen meinen Dank aus. So-
eben verteilt man in der Stadt Luxemburg eine
Proklamation des Kommandierenden Generals des
8. Armeekorps Tulff von Tscheepe, welches folgende
Worte enthält:
     »Nachdem Frankreich, die Neutralität Luxem-
burgs nicht achtend, wie zweifelsfrei festgestellt, die
Feindseligkeiten von luxemburgischem Boden aus
gegen Deutschland eröffnet, haben S. M. Befehl er-
teilt, daß auch deutsche Truppen in Luxemburg
einrücken.« 
     Es beruht dies auf Irrtum. Es befinden sich auf
luxemburgischem Boden absolut kein französisches
Militär, noch irgendwelche Anzeichen von einer Be-
Drohung der Neutralität von Seiten Frankreichs.
Gegenteil, am i. August, Samstag abends, wurden
französischem Boden bei Mont saine4 Martin
Longwy die Schienen der Eisenbahn aufgerissen.
Das beweist, daß bereits damals die Absicht nicht
vorlag, per Bahn nach Luxemburg vorzudringen.

     Der Staatsministerpräsident der Regierung
                                E y s c h e n


1 Nach einer Abschrift.
2 Die beiden identischen Telegramme wurden aufgegeben in Luxemburg
1014 vorm., aufgenommen im Berliner Haupttelegraphenamt 1138 vorm.
Telegramm an Jagow ging 125 nachm. im Amt ein. Eingangsvermerk:
3. August nachm. Abschrift lag dem Kaiser vor, von ihm am 3. August
an den Generalstab gegeben, durch diesen am 4. August ins Amt zurück-
gelangt. Eyschens Telegramm am 3. August dem Generalstab, Kriegs-
ministerium, Admiralstab und Reichsmarineamt mitgeteilt.
3 Siehe Nr. 649.
4 So in der Abschrift für »Saint«.